Nach der schweren Adduktorenverletzung des Kroaten muss nun der Schwede beim HSV an der Seite von Ruud van Nistelrooy einspringen.

Hamburg. Mladen Petric hatte es bereits geahnt. Mit schicker Sonnenbrille und gekräuselter Stirn eilte der Kroate gestern Mittag nach dem Mannschaftstraining durch die Buseinfahrt der Nordbank-Arena, um sich mit HSV-Arzt Nikolai Linewitsch zu treffen. Und obwohl der Stürmer das "medizinische Geschreibsel", wie er die mehrseitige Diagnose samt Röntgenbildern nannte, nicht entziffern konnte, war dem Spaßvogel des HSV bereits vor dem verabredeten Treffen das Lachen vergangen. "Es tut noch weh, der Schmerz ist da", sagte Petric, dessen Stimmung sich nach der zweistündigen Rücksprache mit der medizinischen Abteilung des HSV nicht grundlegend ändern wollte. "Es ist ein Muskelfaserriss", so der 29-Jährige, der nun mindestens zwei bis drei Wochen pausieren muss.



Somit fällt Petric nahezu sicher in den "Europa-Wochen", den beiden Halbfinalspielen der Europa League gegen den FC Fulham sowie in den Bundesligapartien gegen Mainz 05 und 1899 Hoffenheim, in denen es um das Sichern von Platz sechs geht, aus. "Es gibt kaum einen bittereren Moment für solch eine Verletzung", haderte der enttäuschte Petric - mit neun Treffern in der Europa League der Top-Torjäger des HSV - mit seinem Schicksal. Dabei schmerzte sein Frust über das Zustandekommen der Verletzung beinahe stärker als die Adduktorenverletzung an sich. "Das ist eine der dümmsten Verletzungen, die ich mir je zugezogen habe", so Petric.

Schließlich habe er unmittelbar vor der Einheit am Mittwoch dem Trainerteam und der medizinischen Abteilung angedeutet, er wolle kürzertreten. "Ich hätte mir gewünscht, dass ich in meinem Heißsporn auf das Training gebremst worden wäre", sagte Petric. Zum Beispiel von Mannschaftsarzt Linewitsch, dem die Vorverletzung des Angreifers bekannt war. Auch deshalb betonte Petric trotz ähnlicher eindeutig zweideutiger Aussagen vom Vortag, damit nicht den Trainer kritisieren zu wollen: "Ich sage nur, dass die Kommunikation nicht ganz top war."

Um diese auch öffentlichkeitswirksam zu verbessern, nutzte Bruno Labbadia die turnusmäßige Pressekonferenz zum Spieltag zur Aufklärungsarbeit in eigener Sache: "Wir hatten am Mittwoch vor dem Training drei Fragezeichen: Ruud van Nistelrooy, Joris Mathijsen und Mladen Petric", erklärte Labbadia, "Ruud hatte sich abgemeldet und ist lieber im Kraftraum geblieben, Joris und Mladen wollten mittrainieren. Bei Joris ist es gutgegangen, bei Mladen leider nicht." Von einer Verletzung der Fürsorgepflicht, wie sie in der Vergangenenheit auch Eljero Elia angemahnt hatte, könne in diesem Fall nicht die Rede sein. Ohnehin wollte der Trainer lieber mit voller Kraft und Marcus Berg anstelle des verletzten Petric' der Partie gegen Mainz 05 entgegenblicken, statt zu viel Energie auf das Schwarze-Peter-Spiel zu verschwenden. "Marcus hat ein Tor in Bochum toll vorbereitet, daran muss er nun anknüpfen", lobte Labbadia seinen Aushilfs-Petric, der in der Bundesliga an der Seite von van Nistelrooy auflaufen soll.

Tatsächlich scheint Berg mehr als gewillt zu sein, seine unerwartete Chance gegen Mainz 05 am Sonnabend (15.30 Uhr/live auf abendblatt.de im Ticker) zu nutzen. "Marcus brennt förmlich", versuchte David Jarolim Bergs Motivation in wenige Worte zu fassen. Der zurückhaltende Schwede selbst wollte sich lieber nicht äußern. Geredet wurde in den vergangenen Tagen ja ohnehin mehr als genug. Und wo nicht gesprochen wird, kann es bekanntlich auch keine Fehler in der Kommunikation geben. Entscheidend ist, das wusste nicht nur Fußballlegende Alfred Preißler, auf dem Platz.