Feierliche Zeremonie in der Fischauktionshalle. Uwe Seeler: “Wenn wir es ins Finale schaffen, hauen wir jeden Gegner weg.“ Zehn Millionen Euro Gewinn winken dem HSV beim Finalsieg.

Hamburg. Für Michel Platini war es ein dankbarer Termin. "Ich mag Hamburg sehr", betonte der Präsident der Union of European Football Associations (Uefa), nachdem er mit dem HSV-Vorsitzenden Bernd Hoffmann die Endspielstätte der Europa League inspiziert hatte. In der Buseinfahrt war der Franzose vor einem Poster des alten Volksparkstadions stehen geblieben und hatte strahlend geschildert, wie und wo er 1980 beim 5:0-Triumph des AS St. Etienne in der zweiten Runde des Uefa-Pokals zwei Tore erzielte. Sein Glück, dass es gestern nicht um die Champions League ging, und damit auch nicht um Finalniederlagen wie die von Juventus Turin gegen den HSV 1983. Platinis Laune blieb auch blendend, als er den Rasen des HSV-Stadions begutachtete. Der Klub muss das Grün vor dem Finale am 12. Mai voraussichtlich nicht mehr tauschen, was Kosten spart.

Wenig später konnten Piotr Trochowski, Mladen Petric und Marcus Berg in der Fischauktionshalle beim "Cuphandover", also der Pokalübergabe, einen Blick auf das Objekt ihrer Begierde werfen. Um die 65 Zentimeter große und 15 Kilo schwere Silbertrophäe an Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust ("Der bleibt hier!") zu übergeben, hatte sich neben Platini und der Delegation von Vorjahressieger Schachtjor Donezk auch DFB-Präsident Theo Zwanziger eingefunden, der froh war, dass es einmal um Pokale und nicht um Prozesse ging.

Der Cup wird in den nächsten Tagen an verschiedenen Orten der Stadt zu bewundern sein: Auf dem Hamburger Dom (17.4.), am Rande des Hamburg Marathons (25.4.), in der Max-Brauer-Gesamtschule (27.4.), der Europa-Passage (30.4.), während des letzten Bundesliga-Heimspiels des HSV gegen Nürnberg (1.5.), im HSV-Museum (2. bis 7.5.), beim Hafengeburtstag auf dem Fischmarkt (7. bis 8.5.) und schließlich beim Finale eines Juniorenturniers auf dem Rathausmarkt (11.5.).

Ginge es nach Uwe Seeler, dem offiziellen Uefa-Botschafter des Endspiels, soll der zum Greifen nahe Pokal eine Extraportion Motivation entfachen: "Unser spielerisches Potenzial gegenüber Fulham ist größer. Die Mannschaft sollte versuchen, schon im Hinspiel alles klar zu machen. Wenn wir ins Endspiel kommen, ist klar: Egal, ob Liverpool oder Madrid, die hauen wir weg."

Anders als Seeler und auch Zwanziger vermied es Hoffmann, den Pokal mit Streicheleinheiten günstig zu stimmen, und achtete auf eine gewisse Distanz. Die Worte des Vorstandschefs zeugten jedoch von seiner Gier nach dem Titelgewinn: "So ein Pokal ist die höchste Form der Auszeichnung, es prickelt schon. Über Geld reden wir jetzt nicht mehr."

Natürlich, der Ruhm geht vor, die Vorgaben im Etatentwurf dieser Saison wurden übererfüllt. Inklusive des Halbfinales darf sich der Klub über einen Gewinn von rund 7,5 Millionen Euro freuen. Ein Finalgewinn brächte weitere drei Millionen Euro von der Uefa ein, der Verlierer müsste sich mit zwei Millionen Euro trösten. Diese Zahlung beinhaltet Prämien, TV-Erlöse und Bandenwerbung. Finanziell ist das Ausrichten eines Europapokalendspiels wenig lukrativ, viel mehr als eine schwarze Null ist für den HSV als Stadioneigentümer nicht drin.

Die Spieler dürfte all das wenig interessieren. "Der Pokal wird erst so richtig greifbar, wenn wir ihn am Finaltag sehen. Bis dahin müssen wir noch einen dicken Brocken aus dem Weg räumen", sagte etwa Dennis Aogo. Als kleine Erinnerung hängt seit gestern neben dem alten Volksparkstadion auch ein 9 mal 3,50 Meter großer Spielplan mit allen Ergebnissen in der Buseinfahrt. Nur Halbfinals und Endspiel sind noch offen.