Hamburg. Als Bruno Labbadia am gestrigen Freitag gefragt wurde, ob denn auch er die Osterfeiertage genießen könnte, musste der HSV-Trainer schmunzeln. Als Trainer habe er sich längst daran gewöhnt, Ostern nicht zu feiern, antwortete er. Seine Familie habe er nach Darmstadt geschickt, denn die wenige Zeit zwischen den beiden Spielen gegen Lüttich und Hannover würde er dann doch lieber mit dem HSV als mit Eiersuchen verbringen. Als Fußballlehrer hat man es eben nicht einfach.

Wie schwer man es als Fußballlehrer auch abseits der Feiertage haben kann, durfte Labbadia in einem mehrtägigen Crashkurs in dieser Woche am eigenen Leib erfahren. Nach der bitteren 0:1-Niederlage in Gladbach verging kaum ein Tag, an dem nicht in Hamburg öffentlich die Trainerfrage gestellt wurde. So berichtete "Bild" im Anschluss an die mannschaftsinterne Krisensitzung am Montag von einer "Schonfrist für Labbadia", die "Welt" sprach von einer "Zweckgemeinschaft", und die "Hamburger Morgenpost" fragte sogar: "Wann fliegt Bruno?"

Eine ultimative Antwort wollte keiner der HSV-Verantwortlichen aussprechen - schließlich ist es nichts Neues, dass Fußball ein Tagesgeschäft ist. Immerhin ring sich Klubchef Bernd Hoffmann zu so etwas ähnlichem wie einem Bekenntnis durch: "Selbstverständlich ist Labbadia auch im Sommer unser Trainer", sagte er, um dann aber doch den vieldiskutierten Zusatz "Stand jetzt" hinzuzufügen.

Nun, Stand jetzt, kann Labbadia mit all den Irrungen und Wirrungen der vergangenen Woche ganz gut leben, hat ihn doch der 2:1-Sieg gegen Standard Lüttich vorerst vor einer Fortsetzung der medialen Trainerdiskussion bewahrt. Allerdings gibt der 44-jährige Familienvater auch zu, dass die vergangenen Tage durchaus Kraft gekostet haben. "Es waren keine einfachen Tage. Nun kann es gerne wieder etwas ruhiger werden", sagte Labbadia, ehe er sich auch am gestrigen Karfreitag voll in den Dienst des HSV stellte. Nach einer frühmorgendlichen Videoanalyse des Lüttichspiels leitete er das Training der Reservisten, arbeitete anschließend mit den Hamburger Journalisten die Partie gegen Standard auf, bereitete mit Assistent Eddy Sözer das Bundesligaspiel gegen Hannover vor und musste nachmittags noch zu einer Aufzeichnung eines TV-Interviews mit dem Sportsender DSF, das am späten Abend ausgestrahlt wurde.

Wer auf "Die Zehn Gebote" (Kabel 1) oder "Die Passion Christi" (Pro Sieben) verzichtete und tatsächlich auch am Karfreitag ins DSF zappte, der konnte allerdings den Eindruck bekommen, dass die Diskussionen um Labbadias Weiterbeschäftigung durchaus an ihm gezehrt haben. "Es wird im Fußball gar nicht mehr über Inhalte gesprochen", kritisierte der HSV-Coach, "es wird darüber gesprochen, wie wir vielleicht zehn Minuten zu lang trainiert haben." Weiter sagte er, dass ihm bewusst sei, dass er sich erst noch ein Standing erarbeiten müsse. Dabei sei es für einen Trainer mit der neuen Spielergeneration nicht unbedingt einfach: "Er ist auch ein Problem, dass Spieler nicht mehr wachsen. Sie kommen irgendwo hin, machen drei gute Spieler und dann heißt es: Superstar."

Am Ende einer anstrengenden Woche sagte Labbadia dann noch einen Satz, der als Bitte gemeint war, gleichzeitig als Aufforderung verstanden werden könnte: "Wir müssen jetzt einfach die Ruhe bewahren." Dann könnte wohl auch er die Feiertage genießen.