Hamburg. Es ist der Vertrag beim HSV mit der längsten Laufzeit. Der im Zuge des Stadionneubaus 1998 abgeschlossene Kontrakt mit Vermarkter Sportfive (früher Ufa Sports), der für die Annuität bei den Banken bürgte, läuft noch bis zum 30. Juni 2015. Aber längst laufen intern Bestrebungen, die Partnerschaft vorzeitig auszuweiten.

Die Zusammenarbeit mit Sportfive ist gut eingespielt und sehr erfolgreich", sagt Vorstand Katja Kraus und fügt defensiv hinzu: "Was die Zeit nach dem Vertragsende anbelangt, müssen wir neu bewerten, welche Konstellation für uns die beste ist."

Hintergrund der strategischen Überlegungen: Für die Klubführung böte sich nach dem wahrscheinlichen Verpassen der Champions League beim Vermarkter-Vertrag kurzfristig die Chance, die Einnahme-Seite zu verbessern - auf Kosten der Laufzeit.

Während das Ticketing, das Merchandising und das Thema Markenbildung beim HSV liegt, erhält Sportfive 20 Prozent der Einnahmen aus dem VIP-Bereich (Logen, Business-Sitze) und dem Sponsoring (Trikot- und Bandenwerbung, Stadion-Namensrecht usw.). Bis zur K.o.-Runde in der Europa League durfte Sportfive auch die Spiele selbst vermarkten, was dem Verein zum Beispiel bei der Partie gegen Celtic Glasgow in der Größenordnung von je 400 000 Euro Umsatz für Bandwerbung und im Hospitality-Bereich einbrachte.

Aber sogar an den Einnahmen aus der zentralen Vermarktung durch die Uefa, die ab der Partie gegen Eindhoven griff, ist Sportfive mit 15 Prozent beteiligt - was sich für das Unternehmen in der Vergangenheit durchaus lohnte, zumal die Vereinbarung auch für die Champions League gilt. Hier besteht sicherlich der größte Verhandlungsbedarf.

Insgesamt wanderte im Geschäftsjahr 2008/09 ein Großteil der 22,3 Millionen Euro, die in der Bilanz unter "sonstiger Aufwand" aufgeführt waren, an den Vermarkter. Dass der HSV für Sportfive "weltweit einer der wichtigsten Klubs für uns ist", wie HSV-Teamleiter Eike Gyllensvärd betont, läge aber nicht nur an der Gewinnmarge: "Der HSV hat eine Vorreiterrolle eingenommen, was die Markenbildung und Konzepte wie den Hamburger Weg betrifft. Er ist ein Benchmark-Klub (Maßstäbe setzend, d. Red.) ." Was die Sponsorensuche betrifft, so hat Katja Kraus in den vergangenen Jahren beobachtet, dass immer mehr lokale Verträge mit Unternehmen aus Hamburg und dem Umland abgeschlossen werden. Die Verhandlungen mit großen potenziellen Partner führt der HSV-Vorstand längst immer gemeinsam mit Gyllensvärd, schließlich haben Kraus und Vorstandschef Bernd Hoffmann seit ihrem Amtsantritt 2003 längst gute Kontakte in der Stadt aufgebaut.

Doch Gyllensvärd verweist darauf, dass der HSV nicht nur durch im Stadion beheimatete, zwölfköpfige Sportfive-Team profitiert, sondern auch durch die nationale und internationale Vernetzung des Vermarkters: "Alleine in Deutschland sind 80 Vertriebler tätig."