Mit dem 40 Jahre alten Stuttgarter und dem 36 Jahre alten Hamburger stehen sich die dienstältesten Spieler der Liga letztmals gegenüber.

Hamburg. Sie stehen sich seit einer gefühlten Ewigkeit gegenüber. Wenn der HSV am heutigen Sonnabend (15.30 Uhr, Mercedes-Benz-Arena) auf den VfB Stuttgart trifft, kommt es zum Aufeinandertreffen der dienstältesten Bundesligaprofis: Jens Lehmann (40) gegen Frank Rost (36). Zwei Leistungsträger, die trotz hohen Fußballalters zu den Besten ihrer Zunft gehören und noch eine andere Gemeinsamkeit haben: Kein anderer Torhüter schaffte einen Treffer aus dem Spiel heraus.

Lehmann, der 1988 in seiner ersten Bundesligasaison Ex-Größen wie Raimond Aumann, Bodo Illgner oder auch Eike Immel im Tor des Gegners erleben durfte, gegen Rost, der 1995 erstmals mit Werder (und Dietmar Beiersdorfer) in Gelsenkirchen auf Lehmann traf und 1:2 verlor: Es ist das Duell geballter Fußballerfahrung. Ein Attribut, das auf der Torwartposition besonders wichtig ist. "Es ist einfach Fakt, dass Erfahrung hilft, gerade in unserem Bereich", glaubt Rost. "Wir werden immer wieder vor Situationen gestellt, in denen zehn Reaktionsmöglichkeiten auf einmal in den Kopf strömen. Wer alles ausgetestet hat, der weiß am ehesten, was richtig ist."

Dass der Faktor Zeit jedoch auch das Karriereende immer näher bringt, ist Rost klar. Reflexe nehmen nachweislich mit zunehmendem Alter ab, auch das Erhalten der Gelenkigkeit bringt höheren Trainingsaufwand mit sich. "Die Entwicklung als Profi ist zugleich der Wettlauf der Zeit bis zum Karriereende und dem Umsetzen der gesammelten Erfahrungen", sagt Rost.

Wie diese umgesetzt werden, sei typbedingt, meint Rost, den mit Lehmann außer dem Dienstalter nicht viel eint. Zumal der mit 40 Jahren älteste aktive Bundesligaspieler bereits sein Karriereende bekannt gegeben hatte und dabei sogar ein wenig erleichtert wirkte. "Das schönste an meinem Karriereende ist, dass ich ab Sommer nichts mehr mit dem Ball zu tun haben muss", sagte Lehmann glücklich.

Ein Szenario, das auch Rost blüht. Irgendwann. Aber dann auf andere Art, wie er selbst versichert. Denn obwohl HSV-Trainer Bruno Labbadia etwas voreilig Rosts Ende beim HSV zum Vertragsende 2011 angekündigt hat, sprüht der 36-Jährige nur so vor Tatendrang. Auch - oder besser: gerade jetzt, wo der HSV nach nur zwei Punkten aus drei Spielen ein kleines Tal durchläuft, findet der Torwart klare Worte. "Es wird immer von erhöhtem Redebedarf bei uns gesprochen. Davon halte ich nichts. Wir müssen einfach mehr gewinnen. Punkt."

Und darin waren sowohl er als auch sein heutiger Gegenüber zweifellos gut. 381 Bundesligaspiele hat Lehmann vorzuweisen, der 61-fache Nationalspieler wurde Uefa-Cup-Sieger (1997 mit Schalke), deutscher Meister (2002 mit dem BVB) und englischer Meister (2004 mit Arsenal). Noch zwei Bundesligaspiele mehr (dafür keine 147 Premier-League-Spiele) hat Rost, der es auf zwei Pokalsiege bringt und 1993 als Ersatztorwart die Meisterschaft mit Bremen feierte..

"Jens hat sicher eine provokative Art", so Rost, "aber es steht mir nicht zu, über ihn zu urteilen." Stattdessen nimmt der vierfache Nationalspieler seine Gilde im Ganzen in Schutz. "Vielleicht sind Torhüter wirklich 'etwas anders'. Aber der Torwart bekleidet eine außergewöhnliche Position, er hat ein hohes Maß nervlicher Belastung. Macht er einen Fehler, geht's meist tragisch aus." Und es hagelt Kritik. Läuft dagegen alles gut, werden zumeist die Stürmer für ihre Tore gefeiert. Aber daran haben sich Rost und Lehmann gewöhnt. Seit Jahrzehnten.