Starstürmer Ruud van Nistelrooy fliegt am Mittag ein, erhält die Rückennummer 22 und soll gegen den 1. FC Köln sein Debüt für den HSV feiern.

Hamburg. Die Verantwortlichen von Real Madrid kannten mit Ruud van Nistelrooy keine Gnade. Der Stürmer, der die großen Auftritte scheut und sich selbst als ruhig und bescheiden charakterisiert, wurde drei Minuten vor dem gestrigen Heimspiel gegen Malaga in den Mittelkreis des Estadios Santiago Bernabéu gebeten und unter frenetischen Jubel des Publikums und seiner früheren Kollegen offiziell verabschiedet. Während zu feierlicher Musik auf der Leinwand die schönsten Tore "van Gols" im Trikot von Real Madrid gezeigt wurden, bedankte sich der sichtlich berührte Niederländer - in schwarzer Lederjacke, blauer Jeans und blauem Hemd - bei den Fans und den Verantwortlichen. "Ich hatte eine wirklich schöne Zeit in Madrid", sagte van Nistelrooy, dessen Engagement bei den Königlichen mit diesem Auftritt beendet war.

Den ersten Auftritt in seinem neuen Königreich wird der wahrscheinlich beste Torjäger des vergangenen Jahrzehnts bereits heute haben. Mit einem Privatflugzeug reist der 33-Jährige gegen 13 Uhr am Flughafen Fuhlsbüttel an, ehe er zur Nordbank-Arena chauffiert wird, wo um 15 Uhr seine Präsentation folgen soll - zwar nicht im Mittelkreis, aber in einem sicherlich rekordverdächtig gefüllten Presseraum der Arena. Neben den deutschen Medienvertretern haben auch zahlreiche Journalisten aus dem Ausland - besonders aus den Niederlanden - ihr Kommen angekündigt.

Einer der wenigen, die nicht dabei sein können, ist ausgerechnet Bruno Labbadia. Der Coach, der van Nistelrooy in einem ausführlichen Telefonat am vergangenen Montag von einem Wechsel überzeugte, muss einen Termin bei der Trainertagung des wahrnehmen und kann seinen Wunsch-Neuzugang erst am Abend im Hotel Elysee begrüßen. "Ich freue mich sehr, dass uns dieser Transfer geglückt ist. Ruud wollte unbedingt zu uns, weil er noch mal einen Erfolg in einem anderen Land feiern will", sagte Labbadia gestern, um anschließend etwas verzweifelt zu versuchen, den Coup kleinzureden: "Wir müssen aufpassen, keine große Sache daraus zu machen. Für mich ist das ein ganz normaler Transfer."

DIE ANALYSE VON HSV-EXPERTE DIETER MATZ

Ganz anders sehen das die Anhänger des HSV, die bereits zahlreiche Vorbestellungen für ein Trikot van Nistelrooys in den Fan-Shops eingereicht haben. Und seit gestern ist auch klar, welche Rückennummer das begehrte Stück Stoff tragen wird. Nachdem der Ex-Hamburger Rafael van der Vaart per SMS an Vereinschef Bernd Hoffmann scherzhaft "seine" Nummer 23 verbot, hat sein Freund die Nummer 22 gewählt. Sein neues Trikot auf dem Spielfeld erstmals für ein paar Minuten tragen kann van Nistelrooy frühestens im Auswärtsspiel beim 1. FC Köln am 6. Februar. Derzeit laboriert "Van the Man", der erst in vier bis fünf Wochen zu hundert Prozent fit sein soll, noch an einem kleineren Muskelfaserriss.

Während ganz Hamburg dem Debüt ihres neuen Stars entgegenfiebert, könnte dessen Verpflichtung ausgerechnet für einen anderen HSV-Star das Aus bedeuten. Denn anders als zunächst angedacht, hat der Niederländer, der von Real keine Abfindung erhält, nicht nur bis Sommer diesen Jahres, sondern doch gleich bis Sommer 2011 in Hamburg unterschrieben. Damit ist Paolo Guerreros Position im seit Monaten andauernden Vertragspoker deutlich geschwächt. "Wir wollten uns nicht in die Abhängigkeit von Spielern begeben. Durch die Verpflichtung Ruuds können wir nun zweigleisig fahren", sagt Labbadia, der nach dem Transfer van Nistelrooys darüber nachdenkt, einen Nachfolger Guerreros erst im Sommer 2011 zu verpflichten: "Wir haben jetzt ein Jahr mehr Zeit."

Ob van Nistelrooy will oder nicht - ab heute beginnt in Hamburg eine neue Zeitrechnung.

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