Dortmund. Bruno Labbadia hätte gestern liebend gern beim gemütlichen Frühstück seiner Frau von einer perfekten Woche berichtet. Perfekt, weil zunächst Jerome Boateng zu Wochenbeginn angekündigt hatte, seinen Vertrag zu verlängern. Perfekt, weil anschließend auch Guy Demel bekräftigte, gerne beim HSV zu bleiben. Perfekt, weil neben Piotr Trochowski, Marcell Jansen und Jerome Boateng auch Dennis Aogo zum Leistungstest der Nationalmannschaft eingeladen wurde. Und perfekt, weil am Sonnabend schließlich auch noch die Sensationsverpflichtung Ruud van Nistelrooys offiziell verkündet worden konnte.

Doch der Konjunktiv ist bekanntlich kein Indikativ. Und so musste sich Labbadia gestern Vormittag damit begnügen, mit seinen Spielern eine fast perfekte Woche mit einem alles andere als perfekten Ende im Kabinentrakt der Nordbank-Arena aufzuarbeiten, statt gemütlich zu frühstücken. Die in Teilen erschütternde 0:1-Niederlage bei Borussia Dortmund am Sonnabend hatten Labbadias Pläne eines freien Sonntags als würdigen Wochenabschluss in nur 90 Minuten zunichte gemacht. "Gegen den starken BVB war einfach nicht mehr drin", sagte Labbadia, der sich mit einem Großteil seiner Profis darüber einig war, dass besonders der mut- und ideenlose Auftritt in den ersten 45 Minuten in Dortmund für die erste Auswärtspleite der Saison gesorgt hatte.

"Diese Niederlage ist für uns dreifach bitter", konstatierte Ex-Borusse Mladen Petric, "erstens, weil der Abstand nach oben größer geworden ist. Zweitens, weil wir den Abstand nach unten nicht ausbauen konnten und drittens, weil Dortmund an uns vorbei gezogen ist." Petric' Dreisatz hatte das ganze Dilemma des HSV auf den Punkt gebracht. Dabei hatte der Torjäger noch am Freitag betont, dass es nach der Verpflichtung Ruud van Nistelrooys der Anspruch des HSV sein müsste, sich regelmäßig für die Champions League zu qualifizieren. Doch Anspruch und Wirklichkeit sind manchmal eben so unterschiedlich wie Konjunktiv und Indikativ. Und leider war van Nistelrooy zwar bereits am Sonnabend in aller Munde, aber eben noch nicht auf dem Platz.

Auch die seit zwölf Spielen ungeschlagenen Dortmunder hatten keinen van Nistelrooy, dafür aber eine sehr gut organisierte Defensive gegen einen insgesamt erschreckend harmlosen Gegner und einen Nelson Valdez. Dieser Valdez - ausgerechnet ein früherer Bremer - erzielte nach einem schlampigen Rettungsversuch Aogos den verdienten Siegtreffer, der für eine lange Rückfahrt und einen insgesamt wenig perfekten Wochenausklang der Hamburger sorgte.

In der kommenden Woche soll nun umso mehr alles perfekt werden: Boateng und Demel wollen noch immer bleiben, Aogo ist bereits beim Leistungstest der Nationalmannschaft und van Nistelrooy kommt tatsächlich. Fehlt nur noch ein Sieg gegen die seit sieben Spielen sieglosen Wolfsburger am Freitag. Dann könnte aus dem Konjunktiv doch noch ein Indikativ und aus dem Anspruch die Wirklichkeit werden. Und das, das wäre dann wirklich perfekt.