Mladen Petric trifft erstmals nach seiner Sprunggelenksverletzung und vier Monaten Torflaute. Der HSV bleibt in der Bundesliga oben dran.

Hamburg. Selbst das letzte Duell des Tages ging am späten Sonnabend klar an Mladen Petric. Während Marcell Jansen mehr als anderthalb Stunden (!) bei der Dopingprobe brauchte, spazierte Kollege Petric bereits nach wenigen Minuten erleichtert - Vorsicht, doppeldeutig! - und mit einem zufriedenen Grinsen aus der Toilette. "Das ging ratzfatz", gab der Stürmer stolz zu Protokoll. Und obwohl Petric das erfolgreiche Wasserlassen gemeint haben dürfte, hätte er ähnliche Worte wählen können, um den hochverdienten 2:0-Sieg gegen Freiburg, seine beeindruckende Galavorstellung und seinen ersten Treffer nach vier Monaten Torflaute zu beschreiben.

Doch statt irgendwelcher wortreichen Erklärungen ließ Petric in den vorangegangenen 90 Minuten lieber seinen berühmt-berüchtigten Tor-Pfeil-und-Bogen sprechen. Nach 54 Minuten und einem gefühlvollen Lupfer über Freiburgs Torhüter Pouplin war es so weit: Mit der rechten Hand den imaginären Pfeil aus dem Köcher geholt, mit der linken Hand den Bogen gespannt und anschließend dreimal in die Luft geschossen. Auf diesen Gruß an seine Frau Despina und Töchterchen Charlize musste Petric fast vier Monaten warten. Zuletzt hatte der Kroate am 26. September 2009 den 1:0-Siegtreffer gegen Bayern München erzielt, ehe ihn eine Sprunggelenksverletzung im anschließenden Spiel in Berlin für einen Monat außer Gefecht gesetzt hatte. "Für mich war dieses Tor superwichtig - besonders, weil ich so lange darauf warten musste", freute sich Petric über das lange vermisste Glücksgefühl. So hätten ihn Fans bereits an der Ampel angehupt, um den Torjäger mit der Pfeil-und-Bogen-Geste im Auto an seinen Torjubel zu erinnern.

Noch wichtiger als sein Treffer war für den 29-Jährigen nur die Bestätigung, dass "wir auf dem richtigen Weg sind". Und tatsächlich war es beeindruckend in welcher Art und Weise die ohne neun Stammkräfte spielende Hamburger Rumpfmannschaft ihren Gast nach Belieben beherrscht hatte. So hätte sich kein Freiburger beschweren dürfen, wenn die Mannschaft von Bruno Labbadia nach Jansens Führungstreffer (7.) bereits frühzeitig die Partie entschieden hätte. "Ich muss meinem Team ein großes Kompliment aussprechen. Wir sind geschlossen aufgetreten, haben die widrigen Platzverhältnisse angenommen und verdient gewonnen", lobte Hamburgs Trainer, der aber doch einen Haar in der Suppe finden wollte: "Unser Manko war, dass wir nicht ein, zwei, drei oder vier Tore mehr machten."

Fraglich ist nur, ob dieses Manko in den kommenden Wochen behoben werden kann. Denn neben den zurückgekehrten Petric scheint aktuell kein weiterer Torjäger in Sicht zu sein - weder in der eigenen Mannschaft noch auf dem Transfermarkt. Dabei hatte Petric noch im Trainingslager in der Türkei ähnlich offensiv wie am Sonnabend auf dem Spielfeld angemahnt, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Der Stürmerstar, der bereits in der Vergangenheit häufiger mit lautstarken Forderungen im Verein für Unruhe sorgte, hatte echte Verstärkungen für den ausgedünnten Kader statt "irgendwelcher Mitläufer" gefordert. Eine Formulierung, die bei den Offiziellen auf ähnlich wenig Gegenliebe gestoßen war wie die zu Saisonbeginn medienwirksame Kritik an den gescheiterten Vertragsgesprächen durch Petric und dessen Berater Volker Struth. Und auch wenn Labbadia betont, dass die Frist für Transfers erst am 31. Januar ablaufen würde, läuft den Hamburgern nach dem geplatzten Deal von Vagner Love ein weiteres Mal die Zeit davon.

Im "Heimspiel" beim Ex-Klub Borussia Dortmund am Sonnabend steht folglich wieder Bogen- und Kunstschütze Petric im Fokus. "Ich freue mich richtig auf das Spiel", sagt Petric. An seinen Torjubel braucht ihn nun auch keiner mehr zu erinnern.