Der HSV verliert erneut. Aus den letzten fünf Spielen gab es nur drei Punkte - und Diskussionen um nicht gegebenes Tor.

Hamburg. Hätte sich gestern Abend nach 76 Minuten ein Spätankömmling in der Arena eingefunden, hätte er sicher auf eine 2:0- oder 3:0-Führung getippt: Im ganzen Stadion standen die HSV-Fans und sangen inbrünstig "Super Hamburg olé!" Doch nicht etwa die eigene Mannschaft wurde gefeiert, vielmehr wollten die Zuschauer die Spieler mit aller Macht zum Sieg tragen, sie unterstützen. Ganz klar, die Fans hatten an diesem Abend die Bestnote verdient. Doch nur eine Minute später der Schock und Stimmungstöter: 1:0 für Bochum durch Grote. Danach half selbst die demonstrativ-gute Laune der Anhänger nichts mehr. Der HSV verlor nach dem 2:3 gegen Mönchengladbach das zweite Heimspiel in Folge und droht nicht nur endgültig den Anschluss an die Tabellenspitze zu verlieren. Nach nur drei Punkten aus den letzten fünf Spielen steht trotz des überragenden Starts nun die ganze Saison auf der Kippe.

DER 13. SPIELTAG: ERGEBNISSE UND TABELLE

"Wir waren stark genug, Bochum zu schlagen, haben den Gegner beherrscht. Aber uns fehlte die Durchschlagskraft", suchte Bruno Labbadia nach der 0:1-Niederlage gegen den Revierklub (zuvor vier Pleiten in Folge) nur indirekt die Schuld bei der Verletzungs- und Krankenmisere: Zé Roberto (Bänderdehnung), Pitroipa (Adduktoren), Boateng (Grippe) fielen kurzfristig aus, Berg (Magen-Darm-Virus) saß nur auf der Bank, auch Torun (nach Grippe) war geschwächt draußen. Dazu kamen die Langzeitverletzten Petric, Guerrero, Alex Silva, Benjamin und Reinhardt.

Eljero Elia hätte eigentlich ebenfalls bei der Aufzählung Erwähnung finden müssen. Der Einsatz des zuvor grippekranken Niederländers entschied sich erst am Vormittag. Doch auch er lief nur auf halber Kraft. Wer weiß, vielleicht hätte ein gesunder Elia seine Großchance (6.) verwandelt und den HSV früh zum Sieg dirigiert. Doch diese Szene passte zur gesamten Partie.

Trotz der inflationär vielen Ausfälle kombinierte die HSV-Elf gegen die stark defensiv ausgerichteten Bochumer häufig gefällig bis zum Strafraum, hatte 65 Prozent Ballbesitz. Doch ganz vorne übernahm dann die Harmlosigkeit das Kommando. Man konnte keine Wunderdinge von Tolgay Arslan verlangen, aber es war auch die Realität, dass der 19-Jährige in seinem dritten Erstligaspiel total überfordert war und (noch?) den Qualitätsansprüchen der Bundesliga in keiner Kategorie genügt.

Keine Überraschung ebenfalls, dass Robert Tesche, der anstelle von Zé Roberto im defensiven Mittelfeld agieren durfte, kein adäquater Ersatz für den Brasilianer sein konnte, der ansonsten als Taktgeber den Rhythmus des Spiels angibt. Dem ehemaligen Bielefelder fehlte die nötige Dynamik, seine Fehlerquelle in dieser zentralen Position war viel zu hoch.

Der Wille, nach drei vergeblichen Anläufen (inklusive des 0:0 gegen Celtic) wieder einen Heimsieg zu landen, war jedoch deutlich beim HSV erkennbar, der aber auch mit Schiedsrichter Günter Perl haderte. In der 32. Minute gab der Referee ein Kopfballtor von Joris Mathijsen nach Trochowskis Ecke nicht, weil Elia Torwart Heerwagen im Fünf-Meter-Raum behindert haben soll. "Bilden Sie sich selbst ein Urteil, wenn Sie die Szene am Fernseher sehen", hatte Labbadia eine klare, diplomatisch formulierte Meinung zu der tatsächlich für die Hamburger sehr harten Entscheidung.

Fakt war aber auch, dass dem HSV mit zunehmender Dauer der Spielfluss verloren ging und die Fans immer weniger zwingende Szenen zu beklatschen hatten, während sich die zahmen Bochumer nun immer häufiger nach vorne trauten.

Unterm Strich blieb deshalb die magere Punkteausbeute. Und in Mainz, wo das derzeit stärkste Heimteam der Liga (fünf Siege, ein Unentschieden) am kommenden Wochenende wartet, droht sich der negative Trend zu verstärken. "Wir wissen, wie die Situation ist, werden aber weiter nicht jammern", gab sich Labbadia kämpferisch. "Es bringt mir nichts, mich mit Sachen zu beschäftigen, die ich nicht verändern kann. Das kostet nur viel Kraft. Wir wollen bis zur Winterpause oben dranbleiben."

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