Bergs Doppelpack und Trochowskis Freistoßtor reichen nicht zum HSV-Sieg - Kuranyi gleicht in letzter Minute für Schalke 04 zum 3:3 aus.

Gelsenkirchen. Er wollte sofort runter. Runter in die Kabine zu seinen Spielern. Trainer Bruno Labbadia, der im Anschluss an das dramatische 3:3 im Spitzenspiel bei Schalke 04 nicht müde wurde, seinen Profis Komplimente auszusprechen, wirkte angefressen. Und das, obwohl seine Mannschaft erstmals seit dem letzten Meisterjahr 1983 zehn Spieltage ohne Niederlage geblieben war. "Es ist eine gefühlte Niederlage", so der Coach, "wir hätten hier die drei Punkte verdient gehabt. Was die Mannschaft heute für eine Moral bewiesen hat, ist unbeschreiblich", so Labbadia.



Dass es trotz der Tore von Marcus Berg (26., 80.) und Piotr Trochowski (71.) vor 61 673 Zuschauern am Ende nur zu einem Punkt und somit zu der "gefühlten Niederlage" reichte, war umso bitterer. Zumal wieder einmal, wie am vergangenen Donnerstag beim 1:0-Erfolg in der Europa League bei Celtic Glasgow, fast alles taktisch aufgegangen war. Der HSV stand defensiv kompakt gut, hatte bis auf die ersten Minuten wenig bis nichts zugelassen. Besser noch: Wieder einmal war es die individuelle Klasse einzelner, die dem HSV ein beruhigendes 2:0 zur Pause ermöglichten.


Zuerst setzte sich der wieder frischer wirkende Eljero Elia über die linke Seite gegen die komplette Schalke-Abwehr durch und legte Marcus Berg mustergültig auf (26.), dann netzte der bis dahin hinter den Erwartungen gebliebene Piotr Trochowski einen Freistoß sensationell aus 32 Metern (Flugbahn des Balles) zum 2:0 ein - ein Treffer der Marke "Tor des Monats". "Wären wir konsequenter gewesen, hätten wir zu Beginn der zweiten Hälfte nachgelegt und das Spiel früh entschieden", so Trochowski, "das ist etwas, was wir trotz aller individuellen Klasse verpasst haben."

Dennoch, und da sind sich beim HSV alle einig, die mannschaftliche Geschlossenheit gepaart mit der individuellen Stärke von Ausnahmekönnern wie Zé Roberto, Frank Rost, Elia oder eben auch Trochowski ist ein Schlüssel, der das Tor zum Erfolg weit öffnet. Selbst, oder besser: gerade in Phasen, in denen die Mannschaft wegen der Verletzungen von wichtigen Stützen wie Mladen Petric und Paolo Guerrero auf dem Zahnfleisch kriecht. Gegen Schalke kam hinzu, dass Guy Demel "wegen Rückenproblemen nicht hätte spielen dürfen", wie Labbadia anschließend verriet. Der Trainer war es auch, der seinen Spielern mit dem Verzicht auf Notkäufe das Signal gab, an sich zu glauben. Und die Spieler folgten ihrem Trainer. Während Demel Angst bei den Bundesligagegnern ausgemacht haben wollte, fasste Trochowski stellvertretend für seine Kollegen zusammen: "Das Wissen, trotz allem noch über so viel individuelle Qualität zu verfügen, gibt uns Sicherheit. Selbst in Momenten, in denen die Kraft nicht mehr auszureichen scheint."


Nur so scheint es zu erklären zu sein, dass dieser HSV trotz der Roten Karte gegen David Rozehnal (61.) nach Notbremse auch den daraus resultierenden 2:2-Ausgleich von Lukas Schmitz (62.) wegsteckte und seinerseits in Unterzahl zurückschlug.


Allerdings gelang dies an diesem denkwürdigen zehnten Bundesligaspieltag auch Schalke 04 in Person des früheren Nationalstürmers Kevin Kuranyi (50., 90.), der wie Berg doppelt traf. Bezeichnendes Schlusswort des HSV-Idols und heutigen Schalke-Trainer Felix Magath: "Es war ein wahrlich packendes und hochklassiges Bundesligaspiel, in dem der HSV bewiesen hat, dass er reifer und cleverer ist. Und ich muss sagen, ich bin mit dem einen Punkt im Gegensatz zu meinem HSV-Kollegen am Ende sehr zufrieden."


Ein Kompliment, das zeigt, wie groß der Respekt vor diesem HSV bereits ist. Und eines, das Labbadia an diesem spektakulären Fußballabend irgendwie nicht hören mochte.

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