Nach Guerrero fällt der zweite Angreifer aus. Geld, um personell nachzulegen, ist nicht da - der Hamburger SV muss sparen.

Hamburg. Der Schock sitzt tief. Obwohl er es schon während des Spiels am Sonntag in Berlin geahnt hatte. "Ich wusste eigentlich sofort, dass etwas kaputt ist", sagt Mladen Petric, "und ich bin enorm angefressen. Vor allem tut es mir für die Mannschaft leid. Die Spielerdecke war eh schon dünn, und wir hatten einen guten Lauf." Auch die vielen netten Wünsche seiner Familie, von Freunden und Kollegen konnten den Kroaten gestern nicht trösten. Acht Wochen muss der Angreifer, der heute in Basel von Bernhard Segesser an der Führung der Peroneussehne im Sprunggelenk operiert wird, aussetzen. "Mladen wird bis zum Ende der Hinrunde fehlen", so Mannschaftsarzt Oliver Dierk.

Für Trainer Bruno Labbadia ein weiterer Tiefschlag. Zuerst hatte der HSV-Coach einem Leihgeschäft von Eric-Maxim Choupo-Moting nach Nürnberg zugestimmt, ehe er im September Paolo Guerrero per Kreuzbandriss auf Monate verlor. Erst am Freitag hatte man auf eine Verpflichtung des derzeit vertragslosen Euzebiusz "Ebi" Smolarek verzichtet. "Das ist natürlich richtig bitter. Ich hoffe, dass Mladen so schnell wie möglich zurückkommt", so der Coach, der zugleich an seine Mannschaft appelliert: "Wir müssen in den kommenden Wochen noch enger zusammenrücken."

Logisch. Denn neue Spieler, darauf hat sich Labbadia festgelegt, wird es bis zum Winter nicht geben. Das vorhandene Personal soll reichen. "Wir dürfen jetzt nicht jammern", warnt Torwart Frank Rost, "stattdessen haben jetzt die Spieler aus der zweiten Reihe die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Wir sind gut genug, die bitteren Ausfälle zu verarbeiten."

Fraglich ist nur, wie. Ob Außenspieler Eljero Elia in die Spitze geschoben wird? Oder ob die, neben dem bislang fast alles schuldig gebliebenen Marcus Berg, letzten gesunden Angreifer Tunay Torun oder Tolgay Arslan Petrics Platz einnehmen? Am wahrscheinlichsten: Das System wird auf eine Spitze und drei Offensive umgestellt. Dabei bleibt die spannende Frage: Zeigt Marcus Berg noch, wofür er geholt wurde? Schließlich lastet auf dem Schweden nun plötzlich die Hauptlast im Angriff.

Wirklich klar wird derzeit nur, dass die umstrittene Abgabe von U-21-Nationalstürmer Choupo-Moting zum 1. FC Nürnberg schlimmer schmerzt als befürchtet. "Maxim wäre gern geblieben, wenn er die Aussicht auf Einsätze gehabt hätte", sagt Berater und Vater Just Moting. "Jetzt muss der HSV auf seine Talente setzen. Etwas, was der Verein schon unter Huub Stevens und Dietmar Beiersdorfer gemacht hat, aber zuletzt offenbar nicht mehr wollte." Ob eine Rückkehr des Talents denkbar ist? "Klar", so Just Moting, "aber frühestens im Sommer 2010."

Bis dahin muss der HSV Mängelverwaltung betreiben - zumal bis zum Winter nur vertragslose Spieler verpflichtet werden dürften. Große Hoffnungen dürfen jedoch auch nicht an die Wechselperiode im Winter geknüpft werden, da die sehr hohen Transfer-Ausgaben (insgesamt rund 28 Millionen Euro für Berg, Elia, Zé Roberto, Rozehnal und Tesche) vor Saisonbeginn kaum finanziellen Spielraum für den Winter lassen. "Die Tendenz ist, dass wir uns bei Wintertransfers zurückhalten werden", hatte Klubboss und Sportchef in Personalunion, Bernd Hoffmann, vergangene Woche den HSV-Supporters mitgeteilt. Gestern stellte Vorstandsfrau Katja Kraus klar: "Daran hat sich auch jetzt nichts geändert." Denn zu den Sturmsorgen gesellen sich die finanziellen Folgen des sommerlichen Einkaufstrips. Die Chefetage ging ins Risiko. Und muss jetzt sparen.

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