Fünf Verletzungen und Krankheiten warfen Linksverteidiger Marcell Jansen zurück. Wann er wieder fit ist? Beim HSV herrscht Ungewissheit.

Hamburg. Seinen Humor hat Marcell Jansen noch nicht verloren. Als Hamburgs Linksverteidiger gestern Nachmittag am Trainingsgelände an der Nordbank-Arena erschien, begrüßte er die wartenden Fans und Medienvertreter und zeigte sich über den unerwarteten Auflauf überrascht: "Was ist hier denn los? Sind wir etwa Tabellenführer?", scherzte Jansen. Dabei war dem 23-Jährigen das Lachen zuletzt noch gründlich vergangen. Bis zu seiner Rückkehr ins Mannschaftstraining am vergangenen Donnerstag hatte seine Krankenakte beinahe mehr Einträge als die Saison Spieltage: Kapseleinriss im Knie, Mandelentzündung, Sommergrippe, Innenbanddehnung und Sprunggelenkschmerzen. Doch bekanntlich ist Lachen die beste Medizin. "Ich fühle mich gut, freue mich auf eine ganz normale Trainingswoche", sagte der Nationalspieler, lächelte und machte sich auf den Weg in die Kabine.

Jansens gute Laune ist verständlich, schließlich ist es fast fünf Monate her, dass er an "einer ganz normalen Trainingswoche" teilnehmen konnte. Durch seine zahlreichen Blessuren brachte es der Außenverteidiger in dieser Saison auf gerade mal 33 Bundesliga-Minuten, eine Einwechslung im DFB-Pokal und einen Einsatz im unbedeutenden Rückspiel gegen den FC Randers in der Europa League - zu wenig, um den Ansprüchen eines Nationalspielers gerecht zu werden. "Marcell lebt von seiner Dynamik", sagt Bundestrainer Joachim Löw. Doch was sich wie ein Kompliment anhört, ist eher als Erklärung gemeint, warum Jansen derzeit kein Thema für die Nationalelf ist. Und auch beim HSV will man keine Prognose wagen, wann der gebürtige Gladbacher zur Verfügung steht. "Wir machen ihm keinen Zeitdruck. Er muss erst wieder Substanz aufbauen", sagt Co-Trainer Eddy Sözer.

Wie lange Jansen braucht, um tatsächlich in Top-Form zu kommen, konnte man bereits nach seinem Wechsel von Bayern München in der vergangenen Saison sehen. Schon damals warfen den Wahl-Blankeneser mehrere kleinere Verletzungen zurück, so dass Jansen erst in der Rückrunde richtig in Fahrt kam. Der Linksfuß entschloss sich im Winter sogar dazu, seine Ernährung umzustellen, um in Form zu kommen. "Meine Probleme haben nichts mit Anfälligkeit zu tun, derartige Verletzungen können jeden passieren", wehrt sich Jansen gegen den Vorwurf, er sei nicht widerstandsfähig. Als Begründung fügt er an, dass seine Knieschmerzen durch einen Trainingsunfall verursacht wurden, genauso wie auch Guy Demel für seine Knöchelprobleme nichts könne.

Im Gegensatz zu Jansen, der voraussichtlich erst nach der Länderspielpause in zwei Wochen in den Kader rutschen wird, könnte Demel bereits am Wochenende gegen Hertha BSC wieder auflaufen. Anders als von Vereinsseite zunächst angekündigt, stand der Ivorer, der nach seiner leicht lädierten Kapsel im Sprunggelenk gegen Bayern München ausgewechselt werden musste, gestern pünktlich um 15 Uhr auf dem Trainingsplatz, statt in einer Arztpraxis untersucht zu werden. Eine Kernspinuntersuchung nach der Einheit bestätigte schließlich auch die grundsätzliche Entwarnung. "Ich habe leichte Schmerzen, kann am Donnerstag noch nicht spielen", schloss Demel einen Einsatz in der Europa League gegen Hapoel Tel Aviv zwar aus, ließ seine Aufstellung für die Partie in Berlin aber offen.

Bedenkt man, dass neben Jansen und Demel derzeit auch die Verteidiger Alex Silva, Collin Benjamin und Bastian Reinhardt (siehe Infokasten) ausfallen, somit nur noch vier gelernte Abwehrspieler zur Verfügung stehen, dürfte sich Trainer Bruno Labbadia über eine schnelle Rückkehr seiner Abwehrasse freuen. "Vier Verteidiger für eine Viererkette - das reicht doch", scherzt dagegen Innenverteidiger Joris Mathijsen. Humor ist eben, wenn man trotzdem lacht.

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