Diese Mode kommt bei den HSV-Fans an. Die Macher verzichten fast komplett auf Werbung, setzen auf Mundpropaganda. Damit haben sie Erfolg.

Hamburg. Vor ein paar Wochen, als der HSV in Randers zum Europa-League-Qualifikationsspiel antrat, ist es wieder passiert. Joachim Eybe stand in einer Burger-Bude in der dänischen Stadt, als einige ihm unbekannte Fans ihn mit den Worten "Da ist ja unser Einkleider!" begrüßten. Weil ihm solche Dinge in den vergangenen Monaten immer wieder passierten, hat der 40-Jährige das Gefühl, mit seiner Geschäftsidee angekommen zu sein im Leben; seinem Leben, das sich seit seiner Kindheit um seine Leidenschaft Fußball dreht.

Gemeinsam mit seinem Partner Nils Kuhlwein (34), der formal als Geschäftsführer fungiert, betreibt der verheiratete Vater einer dreijährigen Tochter ein Modelabel, das sich innerhalb von fünf Jahren zu einer Kultmarke unter Anhängern des HSV entwickelt hat. 1887 - die vier Ziffern, die das Gründungsjahr des Traditionsklubs darstellen, sind der Ursprung einer Idee, die der gelernte Werbekaufmann Eybe Ende der 90er-Jahre hatte.

"Ich fand damals das Merchandising-Angebot des HSV bescheiden, um es höflich auszudrücken", sagt er. 1999 fragte der Supporters Club, der Zusammenschluss von Fans im Verein, bei Eybe an, ob er für die Entwicklung von Schwenkfahnen einen Entwurf beisteuern könne. Eybe konnte. Sein Ziel: die Vereinsfarben Blau, Weiß und Schwarz zu erhalten, ohne das offizielle Vereinslogo, die Raute, zu nutzen, und zusätzlich die Tradition des Bundesliga-Dinos einzubeziehen. Es entstand das erste 1887-Logo, das nicht nur auf einer Fahne verewigt, sondern fortan von Eybe auch auf diverse Textilien gedruckt wurde.

Anfangs verdiente er sich mit dem Verkauf von Shirts "die Biere für die Auswärtsfahrten". Im Jahr 2002 erhielt er jedoch einen größeren Druckauftrag und erinnerte sich an Kuhlweins Angebot. Der gelernte Mediengestalter mit eigener Promotionfirma hatte seine Dienste offeriert, falls Eybe mit der Produktion mal nicht nachkommen sollte. Am 6. Dezember 2002 ging der gemeinsame Internet-Shop online ( www.1887-shop.de ), es folgten eigene Räumlichkeiten in Meiendorf (16 m⊃2;) und im Fanhaus an der Stresemannstraße (36 m⊃2;) - und 2007 der erste Laden am S-Bahnhof Stellingen (115 m⊃2;).

Seit März dieses Jahres verkaufen Eybe und Kuhlwein ihre Produkte aus mittlerweile 25 Warengruppen in einem 160 m⊃2; großen Laden in der Kleinen Reichenstraße in der Innenstadt. An Spieltagen stehen mobile Wagen zusätzlich vor der Nordtribüne der Arena und am Stellinger Bahnhof. Bis zu acht Aushilfen beschäftigen die beiden an Spieltagen, dazu haben sie im Hauptgeschäft, in dem sie von der Planung über die Gestaltung und die Produktion bis zum Versand oder Verkauf der Artikel alles aus eigener Hand abwickeln, Unterstützung ihrer beiden Schwestern. "Mittlerweile können wir von unserer Firma leben", sagt Eybe, und es klingt, als wundere er sich noch immer darüber.

Den Erfolg ihrer Mode erklären sich die beiden Macher, die vom HSV nicht als Konkurrenten wahrgenommen, sondern freundlich geduldet werden, durch ihre Nähe zur Fanszene. Sie verzichten fast völlig auf Werbung, sondern setzen auf Mundpropaganda - und tragen ihre Klamotten selbst. Inspiration ziehen sie aus Marken wie Abercrombie&Fitch und Lambretta ebenso wie aus regelmäßigen Reisen nach Großbritannien - oder den Touren mit ihrem Verein. "Vergangene Saison waren wir bei allen Europacup-Auswärtsspielen. Dieser Kontakt zur Basis ist wichtig, um zu wissen, wie die Trends sind", sagt Eybe, der 1993 aus der Hooligan-Szene ausstieg und über das HSV-Fanprojekt den Weg ins "normale" Leben zurückfand.

"Wir wollten eine Marke schaffen, die uns abhebt vom Gros der Vereine, ohne uns von dem zu entfernen, wofür der HSV steht. Dass wir damit unser Leben bestreiten können, ist ein schöner Nebeneffekt", sagt Eybe, der wie Kuhlwein trotz des Näschens fürs Geschäft eins bleiben will: ein fanatischer HSVer.