Bei einer Niederlage gegen Borussia Dortmund droht dem HSV Ärger mit den Fans. Torhüter Frank Rost greift derweil seine Kollegen an.

Hamburg. Ein Dampfplauderer ist er sicher nicht. Wenn Joris Mathijsen etwas sagt, dann ist es in der Regel auch sehr durchdacht. Was passieren würde, wenn der HSV gegen Dortmund am Sonnabend sein Heimspiel nicht gewinnt? "Das könnte sehr laut werden", so die Vermutung des Abwehrchefs, "mit Pokalspiel nach 90 Minuten und der Europa League zusammen vier Spiele in Folge nicht zu gewinnen darf sich der HSV nicht erlauben. Deshalb wäre der Ärger programmiert."

Fürwahr. Die Stimmung unter den HSV-Fans droht nach jahrelanger Euphorie zu kippen. "Die Mannschaft hat sich in den vergangenen Jahren einen Bonus erspielt", sagt Fan-Betreuer Rene Koch, "deshalb ist die Stimmung auch noch gut." Plakataktionen oder andere Protestbekundungen seien nicht zu erwarten. Dennoch, die turbulente Sommerpause, der glückliche Pokalerfolg in Düsseldorf (7:4 n. E.), das peinliche Heimdebüt gegen drittklassige Dänen aus Randers (0:1) sowie der schwache Auftritt gegen Freiburg (1:1) haben Skepsis und Druck erzeugt. Druck, den auch die Spieler spüren. "Verlieren ist verboten", sagt Paolo Guerrero, "ansonsten haben wir ein echtes Problem. Das wissen wir. Und deshalb gewinnen wir - ganz sicher."

Aber nicht nur die Spieler stehen im Fokus. Auch die Vereinsführung weiß um die Brisanz. Die Tatsache, nach zwei Monten Vakuum noch immer keinen Sportchef präsentieren zu können, hat den Aufsichtsrat in die Rolle des Sündenbocks getrieben. Die Kontrolleure setzen auf Geduld. "In drei, vier Wochen läuft hier alles rund", sagt Chefkontrolleur Horst Becker, wohl wissend, dass ihm und seinen elf Mitstreitern diese Zeit nicht gegeben wird. Und so verwundert es auch nicht, dass einige Kontrolleure den Druck weiterleiten. Weiterleiten an den Hauptdarsteller und Gewinner des Machtkampfs im Sommer: Bernd Hoffmann. Der Vorstandsvorsitzende, der sich nach der Demission von Sportchef Dietmar Beiersdorfer in Personalunion auch um dessen Belange kümmert, zeichnet derzeit für alles verantwortlich. "Er weiß, was ausbleibender Erfolg für ihn bedeuten kann", sagt ein Aufsichtsrat.

Das Reizklima hat sich auch auf die Mannschaft übertragen. Torwart Frank Rost kritisierte in der "Welt", dass Teamgefährten den HSV nur noch als "Durchgangsverein" betrachten. Rost nannte zwar keine Namen, doch die Adressaten sind klar. Schließlich hatten Mladen Petric und Paolo Guerrero mit konkurrierenden Angeboten kokettiert.

Rost selbst muss um seinen Einsatz wegen einer Fersenverletzung bangen. Auch gestern konnte er nur individuell trainieren. Trainer Bruno Labbadia sprach gestern seinem zweiten Torwart Wolfgang Hesl das Vertrauen aus: "Wolfgang hat in der Vorbereitung Leistung gezeigt und ist auch jetzt in guter Form. Er hat unser Vertrauen."

Muss er auch, denn auch Labbadia weiß um die hohe Erwartungshaltung in Hamburg und die Folgen bei ausbleibendem Erfolg. Labbadia beschwichtigend: "Wenn wir nachlegen können mit einem Heimsieg, sind wir voll auf Kurs." Wenn ...

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