Sie sind zwei grundverschiedene Spieler. Der eine wechselt immer mal wieder in die Mitte oder auf die andere Seite, sucht die schnellen, kurzen Kombinationen, den Abschluss.

Baku/Hamburg. Der andere bevorzugt kraftvolle Flankenläufe. In Aserbaidschan spielten sie auf der gleichen Position: In der Schlussphase des Aserbaidschan-Länderspiels (0:2) durfte Marcell Jansen im linken Mittelfeld den Platz von Piotr Trochowski übernehmen.

Den Linksfuß machten die wenigen Einsatzminuten trotzdem glücklich: "Dass ich nach diesen ganzen Problemen in der Vorbereitung eingeladen wurde, obwohl ich nicht fit war, dafür bin ich sehr dankbar", sprudelte es aus dem 23-Jährigen nach seinem 30. Länderspiel heraus. "Daran sehe ich, dass das Vertrauen da ist."

"Wie ein Verrückter" versuche er, die fehlenden Trainingseinheiten möglichst schnell nachzuarbeiten. In einem Vier-Augen-Gespräch mit Joachim Löw hatte der Bundestrainer dem HSV-Profi deutlich gemacht, was er vom Linksfuß in dieser Saison erwartet, will er den Konkurrenzkampf gegen den Wolfsburger Marcel Schäfer auf der linken Seite der Abwehrkette gewinnen. "Für mich ist es wichtig, in den kommenden zwei Monaten in meinen Rhythmus zu kommen."

Um in der Nationalelf durchzustarten, muss Jansen aber zunächst auf Vereinsebene Dennis Aogo verdrängen, der gegen Freiburg in der Startformation gestanden hatte. "Natürlich muss ich spielen, um mir meine Kraft zu holen, dafür bin ich ja damals gekommen", sagt der Nationalspieler, den zuletzt eine Sprunggelenks-Verletzung behindert hatte. "Die nächsten Wochen werden für mich ganz entscheidend sein, um voll in Fahrt zu kommen. Meine Spielweise ist ja nicht gerade kraftschonend. Ich bin jedenfalls guter Dinge - jetzt geht es wieder richtig los." Im Prinzip könnte Jansen beim HSV auch vor Aogo spielen - doch dort sieht ihn Bruno Labbadia eher nicht. Sollte sich die Meinung des Trainers allerdings ändern, könnte er sich im linken Mittelfeld als Alternative in der Nationalmannschaft aufdrängen - für Trochowski.

Derzeit ist der Hamburger allerdings unumstritten und ein fester Bestandteil der DFB-Auswahl. Warum, das deutete er während seines 23. Länderspiels an. Dennoch war der 25-Jährige nicht wirklich zufrieden: "Wir haben die Bälle nicht klar genug gehalten, sind deshalb nicht nach vorne gekommen, um die Stürmer zu unterstützen." Zu wenig Bewegung und fehlende Abstimmung seien dafür verantwortlich gewesen.