Welttorjäger Lucas Barrios hofft auf seinen ersten Bundesligatreffer, während sein Vorgänger für die Hamburger sogar die Torjägerkrone anpeilt.

Hamburg. Nein, er kennt ihn nicht. "Ich weiß nur, dass er irgendwie Welttorjäger wurde", sagt Mladen Petric, während er seine Achseln hochzieht und betont desinteressiert dreinschaut. Schließlich hat der HSV-Angreifer ganz andere Sorgen vor dem heutigen Duell mit seinem Ex-Klub Dortmund. "Ehrlich gesagt interessiert mich der Barrios oder wie er sich schimpft auch nicht so sehr wie unser eigenes Spiel. Und da gibt es eine Menge zu verbessern zur Vorwoche." Dem schwachen 1:1 aus Freiburg soll gegen Dortmund vor 57 000 Zuschauern in der heimischen Nordbank-Arena zwingend der erste Dreier folgen. "Ansonsten geht hier alles schnell nach hinten los", warnt der HSV-Stürmer, "schließlich stehen dann mit Wolfsburg und Stuttgart keine leichten Aufgaben an."

Optimistischere Töne schlägt Petrics Nachfolger in Dortmund, der 24-Jährige Lucas Barrios, an. Sicher auch, weil der BVB seine erste Bundesligapartie gegen den 1. FC Köln im Gegensatz zum HSV erfolgreich gestalten konnte. "Ich komme noch", wird Barrios nicht müde zu wiederholen, "die Tore werden auch in der Bundesliga von allein kommen." Immerhin gilt es für den Argentinier, seine Vorschusslorbeeren und 4,4 Millionen Euro Ablösesumme zu rechtfertigen. Als "Welttorjäger 2008" mit 37 Treffern in 38 Erstliga-Spielen für Colo Colo Santiago in der chilenischen Liga und als Nachfolger für den zum FC Basel abgewanderten Alexander Frei gekommen, hatte der Argentinier großspurig Tore am Fließband versprochen. Ansonsten eher schüchtern wirkend, hatte Barrios auch in seiner Bundesliga-Premiere mit selten gesehener Dynamik, guter Körperbeherrschung und dem Gespür für Großchancen überzeugt (Trainer Jürgen Klopp: "Das war schon sensationell"). Dass er seine beiden besten Torgelegenheiten vergeben hatte, hinderte die BVB-Fans nach Spielschluss nicht, ihren neuen Star mit frenetischen Gesängen zu bedenken.

Ein Szenario, das auch Petric kennt. Sowohl aus Dortmund, wo er 2007/2008 13 Treffer in 29 Spielen erzielte. Aber ebenso aus Hamburg, wo er letzte Saison in 25 Spielen zwölf Mal traf. Das eine Spiel gegen Freiburg dazugerechnet bringt Petric es somit auf 25 Treffer in 25 Spielen. "Eine gute Quote", freut sich der Kroate, "aber eine, die noch besser werden muss. Ich will die Quote in dieser Saison deutlich nach oben schrauben." Ob er sogar die Torjägerkanone anpeilt? Petric lächelt verschmitzt, zieht erneut die Schultern nach oben und antwortet diesmal höchst interessiert: "Mal sehen. Das ist nicht das Wichtigste für mich - zumal es da noch viele gute Angreifer gibt, die ähnliche Ziele haben."

Genau in diese Zielgruppe zählt sich auch Barrios, der sich zudem mit noch deutlich weiter reichenden Zielen beschäftigt. Schließlich steht der 1,88 Meter große Familienvater auf der Liste von Diego Maradona, Argentiniens unumstrittenes Fußballidol und aktueller Nationaltrainer. Den ehemaligen Weltfußballer und den aktuellen Welttorjäger verbindet sogar die Jugend, in der beide jeweils für die Argentinos Juniors die Schuhe schnürten. "Mein Ziel ist die Nationalmannschaft, ganz klar", hatte Barrios vor seinem Wechsel nach Deutschland verlautbart, "und dabei kann mir die starke Bundesliga helfen."

Hilfe erhalten wird der Shootingstar allerdings nicht vom HSV, und am allerwenigsten von seinen direkten Gegenspielern in der Hamburger Abwehrreihe Barrios' Gegenspieler Joris Mathijsen, Jerome Boateng, Dennis Aogo und den verärgerten Guy Demel. Insbesondere der Ivorer zeigte sich bis in die Haarspitzen motiviert. Weil er gegen seinen Ex-Klub spielt, der ihn 2005 nach vier Jahren abschob? Nein. "Ich habe mich tierisch über die viel zu harte Kritik nach dem Freiburg-Spiel geärgert. Auch wenn der eine oder andere nicht so mit dem Druck umgehen kann, hauen wir Dortmund weg." Noch deutlicher, fast schon provokativ formuliert es Mannschaftskapitän David Jarolim. "Wir sind stärker als Dortmund, ganz klar", so der Tscheche, "wenn wir gut arbeiten, wenn alles passt, dann gewinnen wir das Spiel. Das soll nicht arrogant klingen, aber wenn wir uns anders präsentieren, Gas geben, dann hauen wir die auch weg." Dabei mache auch ein Welttorjäger keinen Unterschied. Zumal auch Jarolim nach eigener Aussage ebenso wie Petric nichts über den BVB-Star zu berichten weiß.