Marcus Berg ist neben Eljero Elia und Robert Tesche der dritte junge Hoffnungsträger, der zum HSV wechselte.

Hamburg. Hamburgs Taxiunternehmer haben seit gestern berechtigte Hoffnung, ihren zuletzt sinkenden Umsatz ab sofort wieder zu steigern. Schließlich heuerte mit Stürmer Marcus Berg beim HSV ein potenzieller Kunde an, der gleich drei wichtige Eigenschaften erfüllt: Er ist solvent, lässt sich gern chauffieren, und - die wichtigste Voraussetzung - er hat keinen Führerschein. So antwortete der Schwede, der gestern offiziell beim HSV als Neuzugang vorgestellt wurde, auf die Frage eines Journalisten, wie er denn ohne Fahrerlaubnis zum Training komme, ganz entspannt: "Ich denke, dass es in Hamburg genügend Taxen gibt."

Gibt es. Dabei hat Berg mit 22 Jahren durchaus das Alter erreicht, um sich langsam Gedanken über eine Führerscheinprüfung zu machen. Ob er auch das richtige Alter hat, dem HSV auf Anhieb weiterzuhelfen, wird sich dagegen erst in den kommenden Wochen und Monaten zeigen. "Wir haben uns bewusst entschieden, mit Marcus einen jungen Stürmer zu verpflichten, der uns nicht nur kurzfristig weiterhilft, sondern der uns eine mittelfristige Perspektive bietet", sagt Trainer Bruno Labbadia, der Fans und Medien bittet, dem kostspieligen Neuzugang ein wenig Zeit der Eingewöhnung zu geben. Man solle Berg nicht nur an seiner Ablöse (neun Millionen Euro), sondern auch an seinem Alter messen.

Ähnliches hat Labbadia zuvor bereits bei den Präsentationen von Eljero Elia (22 Jahre, 8,9 Millionen Euro) und Robert Tesche (22, eine Million Euro) gesagt. Statt auf vermeintliche Soforthilfen setzt der HSV in diesem Transfersommer also vorrangig auf das Modell Zukunft. "Der Markt ist einfach überhitzt. Fertige Spieler auf Elias oder Bergs Positionen wären für uns gar nicht finanzierbar", erklärt Labbadia sein erzwungenes Vertrauen in die "Generation Jugend forsch". So wird in Hamburgs Chefetage ausgerechnet Labbadias Ex-Verein Bayer Leverkusen als Musterbeispiel betrachtet, wie man sich mit jungen, ausbaufähigen Spielern sportlich und wirtschaftlich für die Zukunft rüstet. Kaum ein Klub habe es so gut geschafft, talentierte Spieler zu verpflichten und mit stattlicher Rendite wieder zu verkaufen.

An einen Weiterverkauf von Berg denkt derzeit beim HSV allerdings noch keiner. "Wir freuen uns, dass wir mit Marcus einen jungen Mann verpflichten konnten, der nicht nur in der Vergangenheit Tore geschossen hat, sondern das auch in der Zukunft zu tun verspricht", sagt HSV-Chef Bernd Hoffmann, der Berg genau wie Elia mit einem Fünfjahresvertrag - ohne Ausstiegsklausel - ausstattete.

Der U-21-Nationalspieler - bei seiner Präsentation sportlich-elegant in schwarzem Sakko, weißer Hose und schwarzen Schuhen - will dagegen das Vertrauen in seine Person lieber heute als morgen zurückzahlen. "Mein Ziel ist es, mich hier durchzusetzen und Tore zu schießen", sagt Berg, der gestern von Vater Kenneth, Agent Sören Lerby, dessen Ehefrau Arlette und seinem persönlichen Berater Martin Klette begleitet wurde. Eine erste Möglichkeit hierzu wird der Schwede laut Labbadia wohl bereits am Mittwoch erhalten, wenn der HSV im letzten Testspiel vor dem Saisonstart in den Niederlanden auf Meister AZ Alkmaar trifft.

Noch nicht dabei sein wird dagegen der immer noch gesuchte Innenverteidiger, der aller Voraussicht nach ebenfalls zur "Generation Jugend forsch" gehören wird. Favorit soll immer noch Bergs 23-jähriger Landsmann Rasmus Bengtsson (Trelleborg FF) sein. Ebenfalls angefragt wurde bei Nürnbergs U-19-Europameister Dennis Diekmeier, der zwar für interessant befunden wurde, aber noch ein Jahr Spielpraxis beim Klub sammeln soll. Trotzdem sind Hamburgs Verantwortliche optimistisch, schon bald den nächsten Youngster vorzustellen. Auf die Frage, wie weit man bei der Suche nach einem neuen Innenverteidiger sei, antwortete Hoffmann unmissverständlich: "Weit."

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