Wunderbar! Die gefühlt längste Sommerpause, seit es die Fußball-Bundesliga gibt, findet heute ihr Ende. Ganz ehrlich: 75 Tage ohne sind einfach ätzend. Zum Trost sei gesagt: 2010 kann sich dieses Dilemma nicht wiederholen, dann steht die WM in Südafrika auf dem Programm.

Obwohl, so ganz abstinent war es ja auch diesmal nicht, denn es gab den Confederations-Cup und die für uns so erfolgreiche U-21-EM mit den Hamburgern Boateng, Aogo und Ben-Hatira . Dazu gesellte sich das HSV-Familien-Duell Hoffmann gegen Beiersdorfer , das Schlammschlacht-Charakter offenbarte und sicher ein Höhepunkt dieser Sommerpause war.

Um noch einmal zum Confed-Cup zurückzukommen: Da stand die USA im Finale gegen Brasilien (1:2). Und bei den Amerikanern spielte ein junger Mann namens Benny Feilhaber mit. Der heute 24-Jährige war von 2004 bis 2007 beim HSV, und war nun in jedem Confed-Spiel mit von der Partie, auch im Endspiel. Das gibt zum Nachdenken Anlass: So schlecht kann der Feilhaber nicht gewesen sein. Und dennoch ist er in Hamburg durchgefallen. Warum? Hier wurden schon etliche Talente mit großem Tam-Tam präsentiert, als Glücksgriff auf die HSV-Zukunft mächtig gefeiert. Dann aber erhielt keins von ihnen eine echte Chance, im Gegenteil, viele entwickelten sich in Hamburg zu echten Rohrkrepierern. Da läuft ganz sicher sehr vieles falsch.

In die Reihe der HSV-Talente reiht sich auch Eric Maxim Choupo-Moting ein. Der 20 Jahre alte Stürmer hatte unglaubliches Verletzungspech, nun aber trumpft er wieder groß auf. Mit Worten. Im Trainingslager befand er: "Ich will mehr als nur wenige Kurzeinsätze haben." Das ist mal ein Vorsatz. Jetzt liegt es an ihm, ob er es auf mehr bringen wird. Dazu aber müsste es heißen: Erst Taten, dann (markige) Worte.

Großartig ist, wie sich Jerome Boateng entwickelt hat. In Schweden bei der U-21-EM als Innenverteidiger super gespielt, beim HSV Durchhaltevermögen bewiesen. Keine Frage, der 21-Jährige wird der nächste A-Nationalspieler des HSV. Schade nur, dass Bundestrainer Joachim Löw zum WM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan (12. August) keine Experimente wagen - und damit auf Boateng verzichten will. Wohl ein letztes Mal.

Keine Regel ohne Ausnahme. Nach dem Riesen-Flop Juan Pablo Sorin schwor sich der HSV: Nie wieder einen Spieler jenseits der 30 Jahre verpflichten. Ein ehrenwertes Vorhaben, aber der Vorstand zeigte nun, dass er auch über den eigenen Schatten springen kann, wenn es Sinn macht: Zé Roberto (35) ist der beste Beweis. Apropos Schattenspringen. Im Fall Bastian Reinhardt gelang das nicht ganz so gut. Der Innenverteidiger lehnte eine Vertragsverlängerung ab, weil er sich ungerecht behandelt fühlte. Reinhardt pokerte - und verlor. Nun, nach seinem zweiten Mittelfußbruch, hat ihm der HSV doch noch einen Einjahres-Vertrag gegeben. Was den Klub nicht schmerzt, denn die Berufsgenossenschaft gibt auf Monate hinaus das Reinhardt-Gehalt. Erst wenn der 33-Jährige spielt, müsste der HSV wieder zahlen.

Abendblatt-Redakteur Dieter Matz (60) macht sich jeden Freitag in dieser Kolumne Gedanken über das Geschehen rund um den HSV.

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