Piotr Trochowski präsentiert sich beim HSV in guter Frühform - Trainer Bruno Labbadia will den Nationalspieler auch defensiv fordern.

Hamburg. Als gestern Mittag die Tür zum Kabinentrakt in der Nordbank-Arena aufging, war das Gejohle für einen kurzen Moment groß. "Troche, Troche", schrien die mit Stift und Notizblock bewaffneten Kinder, die Sekunden später wieder verstummten. Falscher Alarm. Ein Wachmann hatte sich einen Scherz erlaubt. Als Piotr Trochowski wenig später als letzter HSV-Profi dann doch aus der Kabine kam, war der Jubel der kleinen Fußballfans dafür umso größer. Anders als früher nahm Hamburgs Nationalspieler die Kindermassen mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis - und stürzte sich anschließend ins Vergnügen. Hier ein Autogramm, dort eine Unterschrift und immer ein paar nette Worte auf den Lippen.

Eine ähnliche "Tortour" musste der 1,69 Meter kleine Mittelfeldwirbler bereits am Montag in der Düsseldorfer Esprit-Arena hinter sich bringen - allerdings waren es statt jugendlicher Autogrammjäger am Vortag interessierte Medienvertreter, die ebenfalls mit Stift und Notizblock bis kurz vor Mitternacht auf Trochowski gewartet hatten. Der dreifache Torschütze aus dem Spiel gegen Fortuna Düsseldorf war wieder meistgefragter HSV-Profi und schien ähnlich wie am nächsten Tag am gesteigerten Interesse an seiner Person Gefallen gefunden zu haben. "Nach dem Spiel dürfen wir uns freuen, im Spiel sah das noch ganz anders aus", diktierte Trochowski den Journalisten in die Blöcke.

Dass sich die Hamburger überhaupt über den 7:4-Sieg nach Elfmeterschießen gegen den Zweitligaaufsteiger freuen durften, hatten sie in erster Linie ihrem kleinen Großen zu verdanken, der nach seinem Treffer und den drei Vorarbeiten gegen den FC Randers auch gegen Düsseldorf für die entscheidenden Momente in der Offensive sorgte. Ein Fernschusstor aus 22 Metern, ein verwandelter Strafstoß und ein weiterer im Elfmeterschießen standen nach mehr als 120 Minuten unter dem Strich.

Eine beeindruckende Statistik, die auch Trainer Bruno Labbadia registrierte, die ihn aber nicht in Euphorie versetzte. "Troche hat Akzente gesetzt. An seiner Rückwärtsbewegung müssen wir aber noch arbeiten", bilanzierte der Coach, der neben Trochowskis starken Offensivaktionen auch seine Schwächen in der Defensive erkannte.

Der 25-Jährige selbst wollte gar nicht verhehlen, dass ihn zumindest für den zweiten Gegentreffer des Abends eine Teilschuld traf. "Das war mein Fehler", sagte Trochowski selbstkritisch. Eine Selbstkritik, die der in der Vergangenheit oft betont selbstbewusste Fußballer erst mit den Jahren erlernen musste.

Trochowski wirkt auf und abseits des Platzes mittlerweile gereift, scheint sich vor der WM-Saison 2010 einiges vorgenommen zu haben. "Piotr hat einen hohen Anspruch an sich selbst. Nun lässt er auch Taten folgen", lobt Labbadia, der Trochowski nicht nur als Nationalspieler, sonders "als Führungsspieler bei der WM in Südafrika" sieht.

Und natürlich wird Trochowskis Name kaum fehlen, wenn Bundestrainer Joachim Löw morgen seinen Kader für das Qualifikationsspiel in Aserbaidschan (12. August) bekannt gibt. "Trochowski hat einen großen Sprung gemacht und ist ein absoluter Leistungsträger geworden", lässt sich Löw auf der DFB-Homepage in einem Artikel über den Hamburger mit dem Titel "Der Mann mit dem tödlichen Pass" zitieren.

Dabei erwartet der Bundestrainer ähnlich wie Labbadia, dass der Billstedter nicht nur als Vorbereiter und Vollstrecker auftritt, sondern auch in der Rückwärtsbewegung Fortschritte macht. "Er hat ein gutes Auge und setzt endlich das um, was er seit Jahren bei uns im Training zeigt", lässt Löw keine Zweifel aufkommen, ob er von Trochowski enttäuscht werden könnte.

Aus dem kleinen Hamburger soll ein Großer werden. An das Warten auf "Troche" sollte man sich schon mal gewöhnen.

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