Berater trifft sich nach dem Endspiel mit dem Hamburger Verteidiger. HSV-Chef Hoffmann lehnt einen Wechsel ab.

Malmö/Hamburg. Vor dem letzten Training im Stadion von Malmö sprach der Kapitän das Wort zum allerletzten Spiel seiner Mannschaft. "Jeder ist fokussiert auf den Titel, jeder ist heiß darauf, das Turnier zu gewinnen", sagte Sami Khedira in feierlichem Ton. Der Stuttgarter gab die Stimmung wieder, die Trainer Horst Hrubesch in der deutschen U-21-Nationalmannschaft vor dem heutigen Endspiel der Europameisterschaft gegen England (20.45 Uhr/ZDF) noch einmal massiv geschürt hat. "Wir stehen im Finale, aber wenn wir verlieren, stehen wir mit leeren Händen da", sagte Hrubesch, "Fußball macht doch nur Spaß, wenn man gewinnt."

Für viele Spieler geht es jedoch um mehr als den EM-Titel. Sie wollen sich empfehlen, in ihrem Verein - und für die großen Klubs in Europa. Wie Jerome Boateng. Beim HSV in der abgelaufenen Saison zumeist Ersatz, erntet der 20-Jährige wegen seiner überragenden Leistungen in Schweden als Innenverteidiger nicht nur beste Kritiken, sondern auch lukrative Angebote. So soll sich nach Arsenal London jetzt angeblich auch Inter Mailand beim HSV nach ihm erkundigt haben. "Ich weiß von dem einen oder anderen Interesse", sagt Boateng. Vor der Zukunft steht die Gegenwart. "Erst kommt das Endspiel gegen England, alles andere bespreche ich danach mit meinem Berater."

Der heißt Jörg Neubauer und flog gestern zu seinem Klienten nach Schweden. Im Anschluss an das Finale sollen erste Gespräche zwischen Spieler und Agent folgen. Tendenz: Boateng; Vertrag beim HSV bis 2012, will bleiben. Er sagt: "Ich hatte mit dem alten Trainer Martin Jol Probleme und wäre wohl gewechselt, wäre er mir nicht zuvorgekommen. So sehe ich meine Zukunft in Hamburg." Das freut HSV-Boss Bernd Hoffmann: "Ein Transfer steht für uns auch nicht zur Debatte. Wir wollen mit Jerome unbedingt weiter zusammenarbeiten. Von einem Interesse Inter Mailands ist uns zudem nichts bekannt."

Den Traum vom europäischen Topklub gönnt sich Boateng dennoch: "Klar, das macht jeder. Barcelona, Real Madrid - das sind schon Namen. Aber ich spiele momentan bei einem tollen Verein und fühle mich beim HSV sehr wohl. Der Rest kommt von allein, wenn wir gut arbeiten."

Weitermachen will der Defensiv-Allrounder damit heute in dem von der Europäischen Fußball-Union "als Duell der Giganten" stilisierten Finale, das auch eine Zukunftsschau des deutschen Fußballs ist. Bundestrainer Joachim Löw und DFB-Teammanager Oliver Bierhoff fliegen direkt vom Confed-Cup-Finale aus Südafrika in Schweden ein. Aus Frankfurt kommt eine große DFB-Abordnung mit Präsident Theo Zwanziger an der Spitze, alle Bundesligaklubs haben sich angekündigt. Immerhin kann die U-21-Nationalelf erstmals Europameister werden. Der DFB hat Nachholbedarf, könnte aber mit einem Sieg einen einzigartigen Erfolg abrunden: Nach EM-Turniersiegen der U 19 im vorigen Jahr und der U 17 in diesem Mai der Hattrick perfekt. Dieses Tripel ist noch keinem europäischen Verband geglückt.

Im Hotel Scandic St. Jörgen mitten in Malmö, direkt neben der EM-Fanzone, herrschte am Sonntag dementsprechende Euphorie. "Sie haben ihre Köpfe klar gemacht und sagen: Wir wollen den Titel", berichtete Hrubesch. Der Europameister von 1980, der als Vereinstrainer nicht viel zustande brachte, ist als Juniorencoach sehr erfolgreich. "Ich bin nur der Trainer. Ich schieße kein Tore, ich verhindere auch keine", relativiert der ehemalige HSV-Torschützenkönig, der auch heute wieder auf Boateng in der Innenverteidigung setzt. Hrubesch optimistisch: "Ich verspreche, dass wir weder ein Elfmeterschießen noch eine Verlängerung brauchen. Wir entscheiden das Finale in den 90 Minuten für uns."