Noch vor einer Woche war Martin Jol todunglücklich. “Sicher war das Aus im Uefa-Pokal-Halbfinale gegen Bremen ein Schock, nachdem wir das Hinspiel gewonnen hatten und im Rückspiel führten.

Hamburg - Aber dennoch war die Niederlage gegen den 1. FC Köln für mich die größte Enttäuschung der Saison", sagte der HSV-Trainer am Sonntag rückblickend. "Sehr geärgert habe ich mich darüber, dass danach die Qualität der Mannschaft und die Siegermentalität angezweifelt wurden. Bei so vielen englischen Wochen konnte man sehen, wie gut die Mentalität ist."

Nach dem letzten Spiel in Frankfurt sah sich Jol bestätigt: Ausgelassen feierte der 53-Jährige mit den 10 000 HSV-Fans den Einzug in die Europa League und strahlte: "Der Abpfiff mit dem Einzug in den Europacup war eindeutig der schönste Moment der Saison."

Nach einer Saison beim HSV kann Jol zufrieden bilanzieren: "Die letzten Monate waren wie Fußball-Romantik. Wir haben Himmel und Hölle erlebt. Mit Rafael van der Vaart hat Hamburg letzte Saison 54 Punkte geholt, ohne ihn waren es 61. Ich bin mehr als zufrieden mit dem Erreichten. Wenn man von dem Szenario im Juli ausgeht, haben wir mehr als das Maximum erreicht."

Mit Sportchef Dietmar Beiersdorfer wird der Niederländer bis Mitte der Woche einige personelle Entscheidungen treffen. In den Gesprächen wird es aber nicht nur um die Leihspieler gehen, sondern auch um seine eigene Zukunft. "Ich habe schon mehrfach betont, dass ich mir vorstellen kann, drei vier Jahre in Hamburg zu bleiben. Aber ich war der Einzige, ich habe noch nichts gehört", reagierte Jol ausweichend und sagte in Richtung Vorstand: "Natürlich ist man hungriger, wenn man den Uefa-Cup gewinnt und nicht im Halbfinale ausscheidet."

Klar ist, dass sich der HSV-Coach, der noch bis Juni 2010 vertraglich gebunden ist, Verstärkungen wünscht: "Wir brauchen Spezialisten für unsere Mannschaft, um den nächsten Schritt gehen zu können. Das Publikum, unsere Fans verdienen eine Top-Mannschaft, die Erwartungen sind jedes Jahr sehr groß."

Doch Jol dürfte nicht entgangen sein, dass kein Team mehr Siege mit einem Tor Differenz als die Norddeutschen hatte (14, wie Hertha BSC) und so einen neuen Bundesliga-Rekord aufstellte. Zudem hatte kein Team weniger verschiedene Torschützen als der HSV (10; weitere Statistiken im Internet unter www.abendblatt.de ). Was die Zahlen ausdrücken: Seiner Mannschaft gelang es kaum einmal, den Gegner zu dominieren, das Team ist von Einzelnen abhängig. Sternstunden wie gegen Manchester City (Jol: "Das war wohl unser bestes Saisonspiel") gab es wenige - zumeist musste sich der HSV die Punkte erkämpfen. Auch wenn sein Team erfolgreich spielte - den von Jol gewünschten Fußball präsentierte es zu selten. (lx)