Es war der 13. April 1991, der HSV trat bei Eintracht Frankfurt an. Beide Klubs rangierten im vorderen Mittelfeld der Bundesliga-Tabelle, aber an diesem Tag trennten sie Welten.

Hamburg. Weil ein Mann das Spiel seines Lebens machte: Thomas Doll. Der HSV-Star war in Weltklasse-Form und führte sein Team zu einem sensationellen 6:0-Erfolg. Als der Hamburger Dribbelkönig in der 79. Minute von Trainer Gerd-Volker Schock vom Platz genommen wurde, erhoben sich alle 29 000 Zuschauer an diesem Nachmittag von ihren Sitzen und applaudierten. Ganz Frankfurt lag Thomas Doll zu Füßen.

"Ein Super-Spiel von uns, es lief alles wie am Schnürchen", erinnert sich Doll an sein vielleicht bestes Bundesliga-Spiel.

Später war Thomas Doll auch Profi der Frankfurter Eintracht, heute drückt der frühere Nationalspieler den Hamburgern die Daumen, dass sie sich noch für die Europa Liga qualifizieren. "Der HSV hat die bessere Qualität, er wird diesmal auch alles investieren, deswegen glaube ich an einen HSV-Sieg", sagt Doll. "Seiner" Dortmunder Borussia, die er zuletzt trainiert hat, traut er alles zu ("Die haben einen sensationellen Lauf"), aber er sagt auch: "Der HSV muss seine Aufgabe erledigen, in Frankfurt siegen - und dann kann er nur hoffen."

Dass der HSV zuletzt so abstürzte, darüber macht sich Doll auch seine Gedanken: "Damit konnte keiner rechnen. Zweimal Halbfinale, immer ein volles Stadion - dann so auf den Boden der Realität zurück geholt - bitter. Es wäre traurig, wenn sich der HSV nicht international qualifizieren würde."

Die Ursache des Sturzes steht für Thomas Doll fest: "Ich glaube, dass das verlorene Elfmeterschießen im Pokal-Halbfinale gegen Werder für einen Knacks gesorgt hat. Das, obwohl es danach einen 1:0-Sieg in Bremen gegeben hatte, aber das Pokal-Aus hat die Spieler wohl mehr beschäftigt, als sie es zugeben mögen." Mit seinem Freund Dietmar Beiersdorfer hat Doll zuletzt nicht mehr telefoniert, denn: "Ich habe ihn extra in Ruhe gelassen, denn es hilft niemanden, wenn er in solcher Situation aufgemuntert wird." Vielleicht ruft Doll den "Didi" ja am Sonntag wieder an - wenn es der HSV doch noch geschafft haben sollte. (ma)