Der HSV-Rechtsverteidiger Dennis Diekmeier hofft auf A-Nationalmannschaft – in Zukunft als Spieler und derzeit auch als begeisterter Fan.

Hamburg. Er wurde irgendwie alleingelassen. "Beim ersten Spiel gegen Portugal ging das noch. Da waren hier etliche Deutsche im Hotel, die mitgefiebert haben", sagt Dennis Diekmeier, der momentan mit seiner Tochter Delani und Frau Dana auf Kreta urlaubt. Allerdings sind die Deutschen inzwischen russischen und englischen Touristen gewichen. "Es wird nicht leichter, so ohne Landsleute. Aber so übe ich schon mal, mich wieder durchzusetzen und nicht nur auf der faulen Haut zu liegen", scherzt der HSV-Profi, "bis zum Titelgewinn eben als Fan."

Aogo: "Ich fiebere mit unserem Team, als wäre ich im Stadion"

Einen Rückfall wie zu Beginn der Sommerpause fürchtet er nicht. Da brauchte der 22-Jährige einige Zeit, um sich das erste Mal richtig zu entspannen und die alte Saison abzuhaken. "Meine Frau ist schon verrückt geworden, weil ich die ersten 14 Tage immer wieder von Fußball gesprochen habe. Aber jetzt genieße ich die gefühlt längste Sommerpause, seitdem ich Fußballprofi bin." Allerdings nicht ohne seine tägliche Dosis Fußball. "Ich schaue die Spiele im Fernsehen. Die EM ist Pflicht."

Vor allem die Spiele der Deutschen, die im letzten Gruppenspiel gegen Dänemark am Sonntag ausgerechnet auf Diekmeiers Stammposition personellen Engpass haben, nachdem Ex-HSV-Profi Jerome Boateng gelbgesperrt ausfällt. "Wenn Bundestrainer Joachim Löw morgen anruft, bin ich da", scherzt Diekmeier, der sich mit täglichen Stabilisationsübungen und ausgedehnten Läufen alle zwei Tage fit hält. "Obwohl meine Frau durchdrehen würde."

Letztlich ist es aber weniger das Versprechen an seine Frau, den Resturlaub gemeinsam zu verbringen, das einen solchen Anruf vom Bundestrainer unwahrscheinlich macht. "Wir haben mit dem HSV eine schwache Saison gespielt. Und ich war nicht besser. Sosehr es auch mein Ziel ist, bei der A-Nationalelf aufzulaufen, ich darf im Moment gar keine Ansprüche stellen", sagt Diekmeier, der bislang alle Junioren-Nationalmannschaften durchlaufen hat und zuletzt im August 2010 für die U21 des DFB aufgelaufen ist. "Jede Pause würde ich herschenken für so ein Turnier, ganz klar. Aber zunächst muss ich mich steigern - mit und für den HSV."

Und dafür muss er sich erst einmal durchsetzen. Mit Jeffrey Bruma, der ursprünglich als Innenverteidiger zum HSV kam und personell bedingt als Rechtsverteidiger ausprobiert wurde, hat Diekmeier unerwartet Konkurrenz auf seiner Position bekommen. "Jeff hat seine Sache gut gemacht, er ist für mich eine echte Option", sagt HSV-Trainer Thorsten Fink, der allerdings auch große Stücke auf Diekmeier hält. "Dennis bringt nach vorn alle Qualitäten mit. Wenn er lernt, defensiv noch etwasruhiger, abgeklärter zu spielen, hat er sicher auch in Richtung Nationalelf bald alle Chancen."

Zumal es dort auf der Rechtsverteidigerposition augenscheinlich personelle Engpässe gibt. "Da werden Spieler schon umfunktioniert, wie jetzt bei Jogi Löw, der Jerome Boateng dort sieht. Aber richtige Rechtsverteidiger gibt es in Deutschland kaum noch", sagt Thorsten Fink. "Das sollte Dennis immer motivieren. Das ist seine große Chance."