Der HSV-Profi Dennis Aogo analysiert das gestrige EM-Duell für abendblatt.de. Statt bei der EM auf dem Platz war er bei “Matz ab“ zu Gast.

Hamburg. Er war überrascht. Und es hat auch einige Tage gedauert, bis er die Enttäuschung verwunden hatte. Aber beleidigt ist er nicht. Warum auch? Immerhin zählte Dennis Aogo bis kurz vor der EM zum Stammpersonal der deutschen Nationalmannschaft. Zum Kreis der besten 30 deutschen Fußballer. Dass er es nicht unter die letzten 23 Profis brachte, die jetzt in Polen und der Ukraine für Deutschland um den EM-Titel kämpfen - er hat es inzwischen abgehakt. Statt traurig zu sein oder gar mit der Entscheidung des Bundestrainers zu hadern, drückt Dennis Aogo seinen Teamgefährten die Daumen. "Ich fiebere mit, als wäre ich im Stadion", sagt der Verteidiger, der trotz seiner guten Entwicklung zum Führungsspieler beim HSV für Marcel Schmelzer seinen Platz im Aufgebot räumen musste. "Marcel hat eine starke Saison gespielt und ist deutscher Meister und Pokalsieger geworden", so Aogo, "daher sehe ich die Entscheidung so, wie sie mir gegenüber verkündet wurde: als Entscheidung für Marcel und nicht gegen mich."

Die Spiele der Deutschen verfolgt Aogo mit Freunden. Gestern indes war er prominenter Gast bei "Matz ab". Mit den HSV-Reportern Dieter Matz und Marcus Scholz analysierte er im Schnelsener Restaurant Champs den Auftritt der deutschen Mannschaft gegen Portugal. Zu sehen ist das Video im Internet auf abendblatt.de.

Dass bei jedem Spiel der Deutschen ein wenig Wehmut mitschwingt, mag Aogo gar nicht abstreiten: "Natürlich denkt man auch darüber nach, wie es wäre, wenn man vor Ort dabei wäre. Man kennt ja die ganzen Abläufe intensiv. Aber ich habe die Entscheidung akzeptiert und nehme sie sportlich. Ich sehe sie als Motivation für die neue Saison." Denn auf Sicht sei klar, dass er "unbedingt wieder im Nationalteam dabei sein will".

Aogo auf Mallorca von krimineller Bande überfallen

Bis dahin aber genießt Aogo seinen Urlaub, den er so ausgedehnt lange nicht mehr hatte. "Ich habe mehrere Jahre hintereinander durch die U-21-EM und die Weltmeisterschaft in Südafrika ziemlich wenig Freizeit gehabt. Das hat mich zwar nicht gestört. Allerdings hatte ich in jeder Sommerpause den bevorstehenden Trainingsauftakt im Nacken und konnte nie richtig entspannen. Jetzt brenne ich wie lange nicht mehr aufs erste Training. Ich merke jetzt erst, was ich nicht hatte. Insofern hat das alles auch was Gutes."

Ein paar Wochen Sonne und Strand in Florida hat der HSV-Profi bereits hinter sich - gut möglich, dass er kurzfristig noch einen kleinen Urlaub ranhängt. "Allerdings muss ich dann dort die EM sehen können." Und zwar alle Spiele - inklusive Finale. Denn dort sieht Aogo die Deutschen am Ende. "Mir war vorher klar, was für ein Potenzial in dieser Mannschaft steckt. Da kann auch das ein oder andere schwächere Spiel nichts ändern. Im Gegenteil, diese Mannschaft hat Charakter und steigert sich von Spiel zu Spiel."