Der Serbe ist optimistisch - trotz seiner schweren Verletzung. Persönliche Gespräche mit Thorsten Fink und Frank Arnesen. Urlaub bis 2. Juli.

Hamburg. Als sich Gojko Kacar am Freitagmorgen im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) die Schrauben aus seinem vor sechs Wochen operierten Knöchel entfernen ließ, endete für den HSV-Mittelfeldspieler eine Leidenszeit, die er so noch nicht erlebt hatte. "Schmerzen wie nach der Operation im April hatte ich noch nie", erzählt Kacar, "da habe ich anschließend sieben Tage lang so gut wie gar nicht geschlafen." Jetzt seien die Schmerzen endlich passé und der Ausblick klar: "Drei Monate werde ich noch pausieren müssen - aber dann geht es wieder los. Und das dann besser denn je", hofft Kacar.

Viel Anlass zur Hoffnung liefert der Blick zurück indes nicht. Hinter dem Serben liegt ein Jahr, das er gern vergessen würde. Zwar absolvierte er 21 Bundesligaspiele - davon jedoch nur vier über die gesamten 90 Minuten. "Wir haben als Mannschaft schlecht gespielt, sind nur 15. geworden. Und ich konnte selbst nichts daran ändern. Denn entweder ich war verletzt - oder ich habe nicht so gut gespielt."

Ehrliche, selbstkritische Worte vom defensiven Mittelfeldmann, der trotz etlicher Verletzungspausen nicht an sich oder seiner Physis zweifelt. "Das ist Pech", sagt Kacar, "so viel, dass ich jetzt eigentlich langsam mal durch sein müsste mit Verletzungen. Ein Finger- und ein Nasenbeinbruch, eine Prellung in der Wintervorbereitung und dann der Knöchelbruch zum Abschluss - mehr Pech in einer Saison geht kaum. Aber selbst wenn das nicht so ist, muss ich zufrieden sein. Denn alles, was passiert, ist von Gott so gewollt. Alles hat seinen Sinn, auch wenn es mir zuletzt oft schwer fiel, den zu erkennen. Gott gibt mir meinen Weg vor."

+++ Arnesens Motto: Erst verkaufen, dann kaufen +++

Wohin dieser führt, schien lange unklar. Kacar stand beim HSV dem Vernehmen nach sogar schon auf einer internen Streichliste. Bis er sich beim Auswärtsspiel am 32. Spieltag in Nürnberg (1:1) den Knöchel brach und kaum mehr vermittelbar war. "So schwer verletzt würde mich jetzt doch eh kein anderer Verein nehmen wollen", sagt Kacar und lacht, "aber im Ernst: Ich habe sehr lange mit dem Trainer Thorsten Fink gesprochen. Anschließend auch noch mit unserem Sportchef Frank Arnesen. Und in keinem der beiden Gespräche ging es auch nur eine Sekunde darum, dass ich verkauft werden soll. Im Gegenteil: Beide haben mir gesagt, dass ich positiv bleiben soll und vom HSV alle Unterstützung bekomme, damit ich gestärkt zurückkomme."

Zunächst vier Stunden Rehabilitationstraining täglich im UKE stehen dafür ab Montag auf dem Programm. Kacar schuftet, während seine Mannschaftskollegen noch bis zum 2. Juli im Urlaub weilen dürfen. Der 25-Jährige will nichts unversucht lassen, den Saisonauftakt am 24. August als Aktiver mitzuerleben. "Ich werde sicher noch nicht spielen können - aber ich will bis dahin wenigstens wieder voll im Training sein", sagt Kacar, der sich festgelegt hat: "Unabhängig von meiner Verletzung wäre ich beim HSV geblieben. Ich habe hier einen Vertrag bis 2015 und sehe meine Zukunft beim HSV, dem ich noch viel geben möchte."