HSV-Sportchef Frank Arnesen will den Kader auf 21 Feldspieler verkleinern. Doch noch gibt es keine Angebote - auch für Torwart Drobny nicht.

Hamburg. Immerhin eine Woche Urlaub im spanischen Marbella hat sich HSV-Sportchef Frank Arnesen gegönnt. Seit Montag ist er wieder im Lande, an Erholung ist nun nicht mehr zu denken. Acht Spiele will sich der Däne bei der EM in Polen und der Ukraine vor Ort angucken, zwischendurch immer wieder nach Hamburg fliegen, um den HSV auf Vordermann zu bringen. Hatte Arnesen aus seinem Urlaub noch angekündigt, es könnte diese Woche schnell gehen in Sachen Transfers, stellt sich die Lage nun weniger erfreulich dar. Passiert ist kaum etwas, das Wort "Geduld" wird strapaziert. "Der Transfermarkt kommt erst langsam in Fahrt. Wenn die ersten großen Wechsel in Europa über die Bühne gegangen sind, ist Geld im Spiel und andere Vereine ziehen nach. Bis dahin sind uns ein wenig die Hände gebunden", erklärt der 55-Jährige. Mit Rene Adler, Artjoms Rudnevs und Maximilian Beister habe der HSV bereits drei Neue, das sei als Zwischenbilanz durchaus erfreulich.

Doch das größte Problem ist der aktuelle Kader. Bevor nicht klar ist, wer den Verein verlässt und wie groß der finanzielle Spielraum dadurch wird, sind Verstärkungen kaum zu realisieren. So erteilte Arnesen dem Transfer des von mehreren Klubs umworbenen Karlsruher Talents Hakan Calhanoglu , 18, eine Absage. "Es ist strategisch schwer, ihn momentan einzubauen, da das Geld fehlt." Von größeren Kalibern wie den zuletzt spekulierten Hamit Altintop oder Jonathan de Guzman ganz zu schweigen. So ist Arnesen zunächst gezwungen, sich von HSV-Profis zu trennen - und das in einem Umfang, der so nicht zu erwarten war. Eigentlich sollte der Umbruch in diesem Jahr kleiner ausfallen als im vergangenen Sommer, doch der Verein will künftig nicht mehr als 21 Feldspieler unterhalten. "Neben den Gehaltseinsparungen wollen wir den Kader auch zusammenschweißen. Wer nur alle zwei bis drei Wochen spielt, weil die Konkurrenz so groß ist, wird schneller unzufrieden", erläutert Arnesen.

Wer sich die aktuelle Mannschaft anschaut, weiß, was den Sportchef erwartet. Zu den aktuell 22 Feldspielern kommen noch die Talente Matti Steinmann, 17, und Christian Norgaard, 18, hinzu, die zumindest während der Vorbereitung zum Bundsligakader gehören, sowie die zuletzt verliehenen Chrisantus und Lennard Sowah. Zumindest ein guter Abwehr- und möglichst zwei Mittelfeldspieler sollen noch dazustoßen. Somit müssen etwa acht Spieler entweder verkauft, verliehen oder dauerhaft in die U23 zurückversetzt werden. Derzeit liegt jedoch nicht ein konkretes Angebot vor und - anders als im letzten Sommer - will auch kein Spieler den HSV unbedingt verlassen.

Auch auf der Torwartposition besteht Handlungsbedarf. Jaroslav Drobny soll dringend abgegeben werden, doch Interessenten gibt es auch für ihn nicht. Die Hoffnung besteht, dass der 32-Jährige bei der EM mit Tschechien auf sich aufmerksam macht, und sei es nur durch seine Präsenz auf der Bank als zweiter Schlussmann hinter Petr Cech. "Bei Chelsea hatten wir auch vier Torhüter", wirft Arnesen ein - doch das dürfte dann wohl die einzige Gemeinsamkeit der beiden Klubs in der kommenden Spielzeit sein.

+++ Otto: "HSV braucht finanziellen Spielraum" +++

Einzig Milliardär Klaus-Michael Kühne könnte wieder einspringen und sofort für finanzielle Mittel sorgen. "Er ist in meinen Augen eher ein Sponsor mit großem HSV-Herzen als ein Investor", sagt Arnesen, der abschließende Gespräche führen will. "In drei Wochen wissen wir mehr." Der Unternehmer hatte den Verein bereits vor rund zwei Jahren mit 12,5 Millionen Euro unterstützt und dafür eine prozentuale Beteiligung an den Transferrechten von sechs HSV-Profis erhalten. Eine solche Beteiligung soll es laut Klubboss Carl Jarchow jedoch nicht mehr geben.

Bei der Suche nach Verstärkungen hält der HSV mittlerweile in ganz Europa Ausschau, wie bisher in Belgien und den Niederlanden, in Skandinavien oder auch im ehemaligen Ostblock. Doch durch die Finanzkrise in manchem südeuropäischen Land hat sich ein neuer Markt aufgetan, der den Hamburgern bisher kaum offen stand. "Es kann durchaus sein, dass ein Spieler zum Beispiel aus Spanien bereit ist, künftig etwas weniger zu verdienen, dafür bei uns aber sicher sein kann, sein Geld auch pünktlich zu bekommen", sagt Arnesen.

Den Fans wird es egal sein, woher die Neuen kommen - solange sie den HSV nur wieder zum Erfolg schießen.