Ein Kommentar von Lutz Wöckener

Es sind die alten Geschichten von Spielern wie Stefan Effenberg, Andreas Brehme, Thomas Wolter, Norbert Meier oder Frank Neubarth, die das Image prägten. Ausgerechnet Hamburg, die Fußballstadt mit (meist) zwei Profiklubs, verkennt fast schon traditionell seine großen Talente. Ein Ruf, der sich bis heute hartnäckig hält. Weil immer wieder Negativbeispiele folgten. Zuletzt schafften Martin Harnik und Max Kruse den Sprung in die Bundesliga - bei Werder Bremen. Weil die einen, die mit der Raute, nicht wollten, und die anderen vom Millerntor lange Zeit nicht konnten. Nun soll alles anders werden, die beiden Stadtrivalen feilen an ihrem Profil des Ausbildungsklubs.

Während der HSV unter dem Diktat des Sparzwangs endlich erkannt zu haben scheint, welche Chance eigener Nachwuchs abseits von sportlichen Werten auch für Image und Identifikation bietet, will St. Pauli die seit Jahren angekündigte Fokussierung auf die Jugend nun auch umsetzen. Professionellere Strukturen sollen her, eine Strategie wird entwickelt, mit Rachid Azzouzi konnte zudem ein ausgewiesener Fachmann als Sportchef gewonnen werden.

Es sind zweifelsfrei die richtigen Signale. Nun sind Taten gefragt. Der HSV muss beweisen, dass die fünf Millionen Euro nicht mehr als Abschreibung gebucht werden, während St. Pauli feststellen wird, dass neben dem Willen auch Geld benötigt wird, um in der Zukunft wie gewünscht zu profitieren. Vor allem aber benötigt es Geduld und das volle Vertrauen in die Enkel von Effenberg, Brehme und Co.