Ein Kommentar von Alexander Laux

Vor 25 Tagen war sie zu Ende gegangen, die schlechteste Saison des HSV aller Zeiten, in der die Fans in der heimischen Arena läppische drei Siege bejubeln durften. Mit Spannung war deshalb erwartet worden, ob die Anhängerschaft die vielen schwachen Auftritte nun mit Liebesentzug bestrafen würde, also mit dem Abbestellen der Dauerkarte. Dass der Klub bis gestern bereits 26 000 Saisontickets absetzen konnte, scheint deshalb nicht nur eine überraschende, sondern geradezu sensationelle Zahl zu sein.

Die HSV-Fans haben jedoch schon seit Jahren bewiesen, dass sie mit ihrer unerschütterlichen Treue eben nicht zur in anderen Städten üppig besetzten Kategorie der Event-Besucher gehören, die sich nur von Siegen und Jubelfeiern anlocken lassen. Und während in anderen Klubs während des Abstiegskampfs Risse und Entfremdung zwischen Mannschaft und Fans sichtbar wurden, blieb es in Hamburg ruhig.

Andererseits ist nicht bekannt, dass die Hamburger Anhängerschaft zu übertriebenem Masochismus neigt. Insofern muss der Rückhalt der Basis vom Vorstand als Vertrauensvorschuss verstanden werden, als klarer Auftrag, es in der kommenden Saison besser zu machen. Auch der geduldigste HSV-Fan wird nach einer Saison des Übergangs nun deutliche Fortschritte sehen wollen, die nicht nur den Tabellenplatz betreffen. Wenn dies den Verantwortlichen des Vereins nicht gelingt, werden sie mit ziemlicher Sicherheit zu spüren bekommen, dass auch die Treue eines HSV-Fans nicht mit einem unbegrenzten Haltbarkeitsdatum ausgestattet ist.