Der Dauerkartenverkauf beim HSV läuft. Doch nicht jeder macht von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch. Wird die Marke von 33.000 überboten?

Hamburg. An den genauen Moment kann sich Ralf Dahnke nicht mehr erinnern. Der kaufmännische Angestellte, seit mehr als 20 Jahren stolzer HSV-Dauerkartenbesitzer, weiß nicht, ob es die Enttäuschung über das hilflose 2:4 gegen Mainz, den Klassenunterschied beim 1:1 gegen Dortmund oder das erbärmliche 0:2 gegen Freiburg war. Aber irgendwann im Verlauf der vergangenen Rückrunde hat Dahnke, 55, gemeinsam mit Sohn Tim, 28, entschieden, dass sie sich diese Heimauftritte ihres HSV in der kommenden Saison im Stadion nicht mehr antun wollen. "Ich wollte schon nach der letzten Saison meine Karte abgeben. Und nachdem es die Mannschaft geschafft hat, in diesem Jahr noch schlechter zu spielen, musste ich schweren Herzens die Entscheidung fällen, nun erstmals auf eine Dauerkarte zu verzichten", sagt Dahnke.

Seit gestern - und nicht wie irrtümlich zunächst vermeldet, schon in der vergangenen Woche - haben HSV-Dauerkartenbesitzer das Vorkaufsrecht auf eine neue Karte. Frank Martens, 47, kann die Enttäuschung Dahnkes nachvollziehen, die Entscheidung, auf die Dauerkarte zu verzichten, dagegen nicht. "Als Fan muss man auch in schlechten Zeiten zu seinem Verein stehen", sagt der Vertriebsmanager, der seinen Platz im Stadion auch in der kommenden Saison einnehmen will. "Ich hatte immer eine Dauerkarte und werde mir auch für diese Saison eine Karte kaufen", sagt Martens, dem das nach wie vor begehrte Jahresticket mehr als 600 Euro wert ist.

HSV-Vorstand Joachim Hilke ist froh, dass enttäuschte Anhänger wie Dahnke wohl auch in dieser Saison die Ausnahme sein werden. In der vergangenen Saison verkaufte der HSV knapp 33 000 Dauerkarten, in diesem Jahr sollen es nicht weniger werden. "Das Interesse am HSV ist trotz der miserablen Saison riesig", sagt der Marketingexperte, der zuletzt bei enttäuschten Sponsoren kräftig die Werbetrommel rührte. So geht Hilke davon aus, dass er bis zum Saisonstart trotz einer in diesem Jahr ungewöhnlich hohen Kündigungsquote auch alle Logen und nahezu alle Business-Seats verkaufen wird. "In beiden Bereichen werden wir voll sein", sagt Hilke, der hofft, durch gute Leistungen auf dem Rasen auch Fans wie Dahnke zurückzugewinnen.

Und obwohl der Familienvater aus Pinneberg seinen Stammplatz auf der Haupttribüne so schnell nicht wieder einnehmen will, hofft auch er auf einen positiven Neustart: "Der Umbruch war ja längst überfällig." Er will die HSV-Spiele zunächst mit seinem Sohn vorm Fernseher verfolgen. Eine neue Dauerkarte kann er sich dann ja wieder in der kommenden Saison kaufen.

Daten zur HSV-Dauerkarte: 30. Mai bis 17. Juni : Vorkaufsrecht für bestehende Dauerkarteninhaber. 24. Juni bis 27. Juni : Vorkaufsrecht für HSV-Mitglieder. 29. Juni bis 7. Juli: freier Vorverkauf. Der Preis für die Dauerkarte hat sich im Gegensatz zur Vorsaison nicht verändert. Sie kostet zwischen 89 und 726 Euro.