Ein Kommentar von Alexander Laux

Nicht nur im Sport, sondern auch im Diskutieren war der HSV schon immer erstklassig. Dieses Mal stritten 402 Mitglieder während der Informationsveranstaltung über die Einführung von Mitgliederbefragungen sowie Brief- beziehungsweise Fernwahlen.

Gerne rühmt sich der HSV, als (basis-)demokratischer Verein ein Gegenentwurf zu Fußball-Kapitalgesellschaften zu sein. Da scheint es plausibel, sich solcher in der Politik längst eingeführter Instrumente zu bedienen, um den Klub im Sinne der 71 607 Mitglieder zu führen. Die Frage ist nur: Auf welcher Basis sollen HSVer ihre Entscheidung treffen? Etwa über Internetforen, in denen nur zu leicht Argumente und gezielte Informationen über Personen in der gewünschten Form platziert werden können? Oder über die Medien, die dazu neigen dürften, prominenten Kandidaten mehr Platz für Werbung einzuräumen, oder sich noch stärker der Gefahr ausgesetzt sähen, instrumentalisiert zu werden?

Die schwache Beteiligung an der jüngsten HSV-Versammlung zeigt, dass bei der großen Mehrheit kaum Interesse an aktiver Vereinsdemokratie besteht. Daraus aber zu folgern, diese sei vom Sessel aus zu leisten, quasi per Mausklick zwischen zwei Halbzeiten und nach zwei Pils, ist falsch. 50 000 Mitglieder leben im Umkreis von bis zu 100 Kilometer Entfernung, da darf man verlangen, dass sie sich einmal im Jahr zu einer Versammlung bequemen und mit anderen Mitgliedern um Mehrheiten ringen. Denn im Verein gibt es noch die Chance nach unbequemer, aber direkter Demokratie.