Gestern stellte der HSV-Sportchef Frank Arnesen sein Konzept vor. Drei Chelsea-Profis sollen kommen, der Vorstand reformiert werden.

Hamburg. Wirklich lange dauert Frank Arnesens erster offizieller Hamburgtrip nicht. Ganz genau 24 Stunden und 55 Minuten wird der designierte HSV-Sportchef in der Hansestadt verweilt haben, ehe er heute Vormittag ein letztes Mal in Fuhlsbüttel mit Flug BA965 um 11.15 Uhr nach London zurückkehrt. Doch der eintägige Besuch an seinem zukünftigen Arbeitsplatz dürfte sich für den Dänen auch ohne Zeit für eine Stadtrundfahrt gelohnt haben. Gestern Abend nutzte Arnesen die Möglichkeit und präsentierte dem versammelten Aufsichtsrat gemeinsam mit Trainer Michael Oenning sein sportliches Konzept. So würde der Däne liebend gerne drei Talente seines bisherigen Klubs FC Chelsea nach Hamburg mitbringen. Nach Abendblatt-Informationen handelt es sich hierbei um den Angreifer Gael Kalkuta, 19, sowie die Defensivakteure Patrick van Aanholt, 20, und Jeffrey Bruma, 19.

Bevor sich die Kontrolleure allerdings bis in Nacht über die sportlichen Pläne Arnesens detailliert aufklären ließen, wurde zunächst auf der internen Sitzung der Räte zweieinhalb Stunden in einer Loge der Imtech-Arena über die derzeitige Vorstands- und Aufsichtsratsstruktur debattiert. Wie das Abendblatt erfuhr, soll es Bestrebungen geben, den zwölfköpfigen Aufsichtsrat mittelfristig zu verkleinern. Eine Mehrheit dürfte der Vorschlag aber nur schwer finden. Beschlossen wurde jedoch, Arnesen anstelle des bisherigen Amtsträgers Oliver Scheel zum Zweiten Vorsitzenden zu machen, sobald der Däne sein Amt antritt. Hintergrund der möglichen Vorstandsrochade ist, dass Arnesen als Zweiter Vorsitzender nicht nur in der Außendarstellung aufgewertet, sondern auch größere Entscheidungskompetenz zugesprochen wird. Zur Erinnerung: Alle Entscheidungen müssen jeweils von zwei Vorständen beschlossen werden, wovon mindestens einer Vorsitzender oder dessen Stellvertreter sein muss.

Eine ultimative Abstimmung über die Zukunft von Interimschef Carl-Edgar Jarchow wurde dagegen auf das nächste Gremiumstreffen im Juli verschoben. "Diese Personalie wird frühestens bei der nächsten Sitzung besprochen", sagte Rieckhoff. Zwar hat Jarchow praktisch bereits einen Drei-Jahres-Vertrag unterzeichnet, allerdings könnte der Nachfolger Bernd Hoffmanns theoretisch jederzeit gekündigt werden, sollte der Aufsichtsrat einen neuen Vorstandsvorsitzenden finden. Gespräche mit Alternativkandidaten finden aktuell allerdings nicht statt. "Ich bin weiterhin sehr zufrieden mit der Arbeit des Vorstands und schließe ausdrücklich Bastian Reinhardt mit ein", lobte Rieckhoff auch den scheidenden Sportchef, der künftig als Jugendleiter beim HSV arbeiten soll.

Hauptgesprächsthema der internen Aufsichtsratssitzung, die Alexander Otto aus beruflichen und Gerd Krug aus gesundheitlichen Gründen absagen mussten, waren die Vereinsfinanzen. Öffentlich spricht Rieckhoff von "einem vertretbaren Minus", das sich auf rund vier Millionen Euro belaufen soll (Abendblatt berichtete). Außerdem soll es Irritationen über die nicht ganz günstigen Mitarbeiter Arnesens, die er von Chelsea mitbringt, gegeben haben. Der frühere HSV-Chef Bernd Hoffmann hatte dem Dänen angeblich einen gesonderten Mitarbeiteretat von rund 550 000 Euro zugesagt. Ein Betrag, der offenbar nicht jedem Aufsichtsrat bekannt war, obwohl Summen ab 500 000 Euro zustimmungspflichtig sind.

"Wir werden keine großen Summen zur Verfügung haben. Deswegen brauchen wir gute, kreative Ideen", sagt Arnesen, der aus der Not eine Tugend machen will. Statt auf teure Stars will er zumindest in diesem Sommer auf günstige Leihprofis setzen. Sowohl Kalkuta als auch van Aanholt und Bruma würden für eine geringe Ausleihgebühr zu haben sein. Brumas Berater Weese Weezenberg sagte dem Abendblatt, dass sich der Niederländer einen Wechsel nach Hamburg vorstellen könne, Chelsea aber erster Ansprechpartner sei.

Eine Aussage, die für Arnesen nur noch bis zum Wochenende gilt. Am Montag fliegt der künftige Hamburger erneut in seine neue Wahlheimat, wo er ab Montag ganz offiziell sein Büro in der Geschäftsstelle im Stadion bezieht. Arbeit, das weiß Arnesen spätestens seit dem gestrigen Abend, wartet mit Sicherheit genug auf ihn.