Der HSV darf noch immer von der Europa League träumen. Der Weg dahin führt über Fairplay. Allerdings ist die Hoffnung begrenzt.

Hamburg. Seit der 0:2-Niederlage gegen den SC Freiburg ist klar, dass der HSV auf sportlichem Wege nicht mehr in die Europa League einziehen kann. Doch die Uefa lässt ein Hintertürchen offen - die Fairplay-Bewertung. Im Jahr 2005 gelang es bereits Mainz 05, über den Umweg dieser Rangliste in den Uefa-Cup einzuziehen.

Mit dem Ziel, das Fairplay zu fördern, erstellt die Uefa eine Wertung, die auf allen Wettbewerbsspielen (Klub- und Nationalmannschaftswettbewerbe) zwischen dem 1. Mai 2010 und dem 30. April 2011 basiert. Diese wird derzeit ermittelt. Den ersten drei Ländern winkt ein zusätzlicher Startplatz in der ersten Qualifikationsrunde der Europa League 2011/12. Deutschland lag in dieser Wertung zum Jahreswechsel auf Platz fünf, jedoch mit nur marginalem Abstand auf den dritten Platz, den Schweden einnahm. Sollten sich die deutschen Klubs in den vergangenen vier Monaten im europäischen Vergleich als besonders fair erwiesen haben, wäre ein Sprung unter die Top drei also durchaus realistisch.

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Die Fairplay-Bewertungen werden von Uefa-Delegierten anhand von Kriterien wie Gelben und Roten Karten, positivem Spiel, Respekt für den Gegner und die Schiedsrichter und Verhalten des Publikums sowie der Mannschaftsoffiziellen vorgenommen. Die drei Sieger-Verbände müssen den jeweiligen Gewinner des nationalen Fairplay-Wettbewerbs anmelden. Sollte sich dieser Klub bereits für einen europäischen Wettbewerb qualifiziert haben, rückt das in der nationalen Wertung zweitplatzierte Team nach und so weiter.

Und hier kommt der HSV ins Spiel: In der für alle nachvollziehbaren Karten-Statistik der Bundesliga belegt der HSV derzeit Platz fünf (49 gelbe, jeweils eine Gelb-Rote und eine Rote Karte, wobei Gelbe mit einem, Platzverweise mit drei Minuspunkten bewertet werden). Doch mit Ausnahme der Hamburger und des SC Freiburg sind die ersten sieben Plätze in dieser Wertung von Teams belegt, die auf jeden Fall international spielen (Dortmund, Bayern, Leverkusen) oder zumindest beste Chancen haben (Mainz und Schalke). Sollte Deutschland also unter die ersten drei der Uefa-Wertung gelangen und die Verwarnungen und Herausstellungen als wichtiges Kriterium angesehen werden, würden nur der HSV und Freiburg um den zusätzlichen Platz streiten.

2005 hatte sich eigentlich Hannover 96 als Sieger gewähnt, weil die Mannschaft in der abgelaufenen Saison die wenigsten Karten erhalten hatte. Doch aufgrund der anderen Kriterien erhielten die Mainzer den Zuschlag. Was das Verhalten der Fans angeht kann der HSV allerdings kaum mit Bonuspunkten rechnen: Durch das mehrfache Anzünden von Pyrotechnik stehen die Fans kurz vor einer Auswärtssperre durch den DFB.

"Wir wissen um diese Chance, doch es gibt noch viele Wenns und Abers", sagt HSV-Mediendirektor Jörn Wolf. "Zudem ist es vermutlich schwer, in die Köpfe der Spieler zu bringen, auf taktische Fouls gänzlich zu verzichten und dadurch vielleicht Gegentreffer hinzunehmen, nur um diese Chance am Leben zu erhalten." Die HSV-Fans könnten im letzten Heimspiel gegen Mönchengladbach in jedem Fall mit gutem Beispiel vorangehen und mit tadellosem Verhalten ihren Teil zu einem fairen Gesamtauftritt beitragen.