Wenn Deutschland am Freitag auf Griechenland trifft, leitet der Slowene Damir Skomina die Partie. Mit ihm hat Löw noch eine Rechnung offen.

Danzig. Nach 40 Minuten war Schluss – auch wenn sich Joachim Löw nach seinem Platzverweis keiner Schuld bewusst sein wollte. Es war bei der EM 2008 beim deutschen 1:0-Zittersieg gegen Gastgeber Österreich in Wien, als der spanische Schiedsrichter Mejuto Gonzales den Bundestrainer und seinen Austria-Kollegen Josef Hickersberger auf die Tribüne verbannte.

Die beiden Fußballlehrer hatten sich an der Seitenlinie mehrfach angebrüllt und laut späterem UEFA-Urteil angeblich auch den vierten Offiziellen Damir Skomina verbal attackiert. Der hatte irgendwann genug. Ob sich Löw noch an den Slowenen erinnert? Am Freitag kommt es für ihn in Danzig zum Wiedersehen mit dem Immobilienmakler aus Koper. Der 35-Jährige pfeift das EM-Viertelfinale gegen Griechenland.

Löw schilderte vor vier Jahren den Vorfall – bevor er für eine Partie gesperrt wurde – mit Humor, zumal der Vorfall in Wien passiert war. „Sie kennen ja alle den Film der dritte Mann. Gestern haben wir Bekanntschaft mit dem vierten Mann gemacht“, sagte er mit Blick auf Skomina. „Ich habe es schon vor dieser Szene in mehreren Sprachen versucht, dem Slowenen zu sagen, dass ich konzentriert bleiben möchte und er nicht alles kommentiert, wenn ich ein paar Schritte nach vorne gehe. In der 40. Minute bin ich dann etwas deutlich geworden.“

Löw versicherte damals, den Offiziellen in „keinster Weise“ beleidigt zu haben, sondern ihn nur auf die eigenen Rechte in der Coaching-Zone hingewiesen zu haben. Auch Hickersberger sprang dem Bundestrainer zur Seite. „Ich muss ganz einfach mal eine Lanze für Jogi Löw brechen. Er hat wirklich null gesagt, nichts getan. Die UEFA sollte doch überlegen, ob sie zumindest von einer Sperre für Jogi Löw absieht“, bemerkte der österreichische Nationalcoach.

Das tat der Verband nicht – und Löw musste beim 3:2-Erfolg seiner Mannschaft im Viertelfinale gegen Portugal in Basel 90 Minuten in einer Loge hinter Glas leiden. Die Nervosität bekämpfte er mit Espresso und Zigaretten. Sein Assistent Hansi Flick erledigte den Job als Aushilfschef an der Linie – erfolgreich und ohne Platzverweis.

Ob Skomina wieder ein besonderes Auge auf Löw werfen wird? Seit 2003 steht der 35 Jahre alte Schiedsrichter auf der Liste der Europäischen Fußball-Union (UEFA) und des Weltverbandes (FIFA). Das Viertelfinale in Danzig ist sein dritter EM-Einsatz; er pfiff bisher die Partien Schweden gegen England (2:3) und Niederlande gegen Dänemark (0:1). Dabei sah keiner der vier Trainer „Rot“. (dpa/abendblatt.de)