Das Gastgeberland braucht heute einen Sieg, um das Aus zu verhindern. Englands Sturmstar darf nach seiner Sperre ins Turnier eingreifen.

Donezk. England setzt auf die Rückkehr von Rotsünder Wayne Rooney, die Ukraine bangt um Torjäger Andrej Schewtschenko – beim EM-Duell um alles oder nichts stehen die Stürmerstars heute im Mittelpunkt. „Das ist das größte Spiel der Geschichte unseres Landes, weil es die letzte Chance ist, ins Viertelfinale zu kommen“, erklärte Ex-Bundesligaspieler Andrej Voronin etwas pathetisch vor dem entscheidenden EM-Gruppenspiel gegen Favorit England in Donezk (20.45 Uhr/ARD und im Liveticker auf abendblatt.de).

Die Ukraine braucht unbedingt einen Sieg, um nicht wie Co-Gastgeber Polen in der Vorrunde schon zu scheitern. England genügt dagegen bereits ein Punkt, um sicher das Viertelfinale zu erreichen. „Das wird eine große Herausforderung. Die Ukraine wird eine Riesen-Unterstützung haben. Hoffentlich können wir da bestehen. Wir müssen nur an uns glauben“, bekräftigte Rooney.

Meistens ist Oleg Blochin ein herzlicher Mensch

Der 26 Jahre alte Superstar der Engländer darf gegen die Ukraine erstmals nach seiner Rotsperre bei dieser EM mitspielen. „Ich kann es in seinen Augen sehen, dass es ihn juckt, da raus zu gehen und seine Leistung zu bringen“, sagte Kapitän Steven Gerrard, „hoffentlich kann er wirklich gut spielen und den Unterschied für uns machen“.

Doch auf Rooney lastet viel Druck. In seiner Abwesenheit bastelte Nationalcoach Roy Hodgson eine junge Truppe um Andy Carroll und Danny Welbeck, die in den englischen Medien bereits als Wunderknaben gepriesen werden. Einer von beiden muss nun für Rooney aus der Startelf weichen. „Natürlich erhöht das den Druck auf mich. Aber es ist doch gut, Konkurrenz zu haben und ich weiß, dass ich mein Bestes geben muss, um ins Team zu kommen und dort auch zu bleiben“, erklärte „Roo“ demütig, „das ist doch super für die Mannschaft.“

England dreht Partie - Schweden schon draußen

Ganz England erwartet durch Rooneys ersten Auftritt den nötigen Qualitätssprung, um endlich den ersten EM-Titel holen zu können. „Bei der Fußball-Geschichte unseres Landes müssen wir einfach Turniere gewinnen“, sagte Rooney selbst. Er flehte aber fast, nicht alle Erwartungen auf ihn zu projizieren: „Es geht nicht nur um mich. Ich werde die Euro ja auch nicht alleine gewinnen können.“

Rooneys fehlende Spielpraxis ist auch dem Gegner nicht entgangen. „Natürlich ist Rooney sehr gefährlich, aber man darf nicht vergessen, dass er seit einem Monat nicht mehr gespielt hat“, meinte Ukraine-Star Schewtschenko. Immerhin ist Rooney sicher dabei, Schewas Einsatz für den Gastgeber ist fraglich. Flüssigkeit im Knie hemmt seine Bewegungen vor seinem möglicherweise letzten Länderspiel. „Die Chancen stehen 50:50. Wir unternehmen alles, was möglich ist, um ihn für das Spiel bereitzumachen“, meinte Trainer Oleg Blochin, „sollte er morgen nicht in der Lage sein zu spielen, wäre das ein großer Verlust für uns.“

Die Euphorie in der Ukraine nach dem 2:1-Auftaktsieg gegen Schweden ist erst einmal verflogen. Nur knapp 1000 Zuschauer kamen zum öffentlichen Training ins Metalurg-Stadion, nur ab und zu hallten „Ukraina, Ukraina“-Rufe über die halbleeren Sitzreihen. Auch deshalb hoffen Schewtschenkos Mitspieler auf den Doppeltorschützen des Auftaktspiels. „Er ist in jedem Spiel sehr wichtig für die Ukraine. Wir wissen nicht, ob er spielen kann oder nicht, aber jeder hofft, dass er fit wird“, sagte Voronin.

Am Montagnachmittag trainierte Schewtschenko wieder. „Es geht mir besser“, berichtete der Stürmer vor der letzten Übungseinheit und machte im Kreise seiner Kollegen einen lockeren Eindruck. „Er hat weniger Flüssigkeit im Knie“, sagte ein Teamsprecher. Für Bayern-Profi Andrej Timoschtschuk ist der Kapitän „ein großer, großer Spieler unserer Mannschaft. Es wäre gut für uns, wenn er spielen würde.“ (dpa/HA)