Die “Bergtour 2008“ blieb unvollendet, der letzte Anstieg auf den Gipfel erwies sich als zu steil für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Und trotzdem wurden Ballack & Co. einen Tag nach der 0:1-Niederlage im EM-Finale gegen Spanien wie beim “Sommermärchen“

Die "Bergtour 2008" blieb unvollendet, der letzte Anstieg auf den Gipfel erwies sich als zu steil für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Und trotzdem wurden Ballack & Co. einen Tag nach der 0:1-Niederlage im EM-Finale gegen Spanien wie beim "Sommermärchen" vor zwei Jahren erneut von Zehntausenden vor dem Brandenburger Tor wie Popstars gefeiert. Oder feiern und inszenieren sich die Fans angesichts des wohligen schwarz-rot-goldenen Gemeinschaftsgefühls inzwischen doch eher selbst - und wer da oben auf der Bühne steht, ist im Grunde egal? Poldi oder Pocher - Hauptsache Party?

Die Frage, die sich anschließt, ist ja die, ob der zweite Platz bei dieser EM ein so großartiger Erfolg ist, dass er mit einer gigantischen Feier in Berlin - und live bei ARD und ZDF - gekrönt wird. Und sie ist ebenso wenig eindeutig zu beantworten. Denn zum einen hat die Elf von Bundestrainer Joachim Löw sich keineswegs ins Endspiel gerumpelt oder gar gemogelt. Sie hat es völlig verdient erreicht - mit Willenskraft, Leidenschaft, taktischem Vermögen, überaus hoher Effizienz und einigen großartigen fußballerischen Momenten.

Zum anderen hat sie es auch völlig verdient verloren. Und zwar gegen einen Gegner, der dieses Turnier von Anfang an dominiert hat. Wer die Spaß-Fußballer aus Russland gleich zweimal mit drei Toren Unterschied besiegt und den Ball in einem atemberaubenden Tempo durch die eigenen Reihen laufen lässt, wer den Torschützenkönig stellt und die meisten EM-Treffer erzielt hat, der ist völlig zu Recht Meister in Europa. Die Spanier spielen derzeit den modernsten Fußball, und wer diesen Sport liebt, sollte sich freuen, dass der auch erfolgreich ist. Und für die überaus lernwilligen Löw-Kicker gibt es im Hinblick auf die WM 2010 nichts Besseres, als an diesem Finale teilgenommen zu haben.