Die Kicker von Bundestrainer Löw sehen sich nicht als Außenseiter. Metzelder: “Es gibt keinen Favoriten.“

Ascona. "Diesmal wollen wir nicht wie im Sommer 2006 mit leeren Händen zur Feier mit den Fans nach Berlin kommen. Diesmal wollen wir etwas in der Hand halten", sagt Torsten Frings. "Diesmal möchten wir nicht nur die T-Shirts mit der Aufschrift 'Danke' präsentieren. Damals hat etwas gefehlt, diesmal möchten wir ihn auch zeigen können - den Pott." Für viele deutsche Nationalspieler ist das EM-Finale gegen Spanien am Sonntag (20.45 Uhr) in Wien das Spiel ihres Lebens. Und für so manchen wohl die letzte Gelegenheit sein, um die europäische Krone zu spielen.

Auch Christoph Metzelder ist "bereit für den Titel". Und der Innenverteidiger ist sich sicher: "82 Millionen werden hinter uns stehen."

Der 27-Jährige spielt bei Real Madrid, kennt also den deutschen Gegner ganz genau und könnte dem Bundestrainer und Scout Urs Siegenthaler bestimmt beste Tipps bezüglich der Stärken und Schwächen geben. "Die Spanier", sagt Metzelder, "haben größten Respekt vor uns. Und auch wenn sie bislang konstant gut in diesem Turnier gespielt haben, sage ich, dass dieses Finale absolut ausgeglichen ist. Es gibt keinen Favoriten." Allerdings müssten alle "ans Limit gehen, wenn wir eine Chance haben wollen". Der frühere Dortmunder glaubt zu wissen, dass "die Art und Weise, wie Deutschland spielt und gewinnt", den Spaniern nicht liegt. "Und sie müssen erst einmal mit der Überraschung fertig werden, dass sie ein Finale erreicht haben - und nicht vorzeitig, wie so oft, auf der Strecke geblieben sind." Das sei reine Nervensache.

Zumal die deutsche Elf ihre EM-Spiele, in denen sie Nerven - und schwache Leistungen - gezeigt hat (Kroatien, Österreich, Türkei), jetzt wohl schon hinter sich haben dürfte. Gegen Spanien gibt es zudem keinen Grund, auch nur einen Spieler zu unterschätzen, die meisten Iberer stehen bei großen Vereinen wie Real Madrid, dem FC Barcelona, Arsenal London oder dem FC Liverpool unter Vertrag.

Unklar ist, mit welcher Taktik Joachim Löw seine Mannschaft auf den Rasen schicken wird. Nachdem es zuletzt doch einige Schwächen und gravierende Abstimmungsprobleme im Team gegeben hat, könnte Löw durchaus wieder auf die seit Jahren bewährte 4-4-2-Taktik setzen. "Wir müssen die Mitte schließen, denn die Spanier spielen sehr viel durch die Mitte. Sie haben keine klaren Außenstürmer, und deswegen wird es unsere Hauptaufgabe sein, zentral eng und gut zu stehen", sagt Metzelder, der zugibt, schon jetzt die Spannung dieses Spiels zu spüren: "Für uns ist es leichter, als das Halbfinale gegen die Türken. Aber es ist natürlich auch nicht so, dass man in eine solche Begegnung leicht und locker geht. Es geht um einen großen Titel, wir werden total konzentriert auf den Platz gehen."

Das wird auch nötig sein. Beim 3:0 gegen Russland haben die Spanier gezeigt, wie schwer gegen sie zu spielen ist, wenn sie erst einmal 1:0 führen. Dann halten sie den Ball gekonnt in ihren Reihen und lassen den Gegner permanent hinter der Kugel her hecheln.

Aber die deutschen Nationalspieler brennen. Und einer ist ganz besonders heiß: Torsten Frings, von DFB-Direktor Harald Stenger "die Rippe der Nation" genannt. Frings ist nach seinem Rippenbruch wieder fit und auch fast wieder schmerzfrei. Auf die Frage, mit welchem System die Deutschen den Spaniern am Sonntag begegnen werden, sagt Frings: "Wir haben das Viertel- und Halbfinale mit einer anderen Taktik gespielt, weil man auf alles eine Antwort haben muss. Mit der Umstellung hat der Trainer alles richtig gemacht, und ohnehin muss man mehrere Systeme spielen können, wenn man Erfolg haben will." Als der Bremer vor dem Halbfinale erfuhr, dass er nicht von Beginn an dabei ist, ist er trotz der Enttäuschung anschließend zum Bundestrainer Joachim Löw aufs Zimmer gegangen und hat gesagt: "Wäre ich Trainer, hätte ich mich auch nicht aufgestellt." Eine große Geste war das. Und diesmal, Herr Frings? "Jetzt würde der Trainer Frings den Spieler Frings auf jeden Fall aufstellen."