Klagenfurt. Das EM-Vorrundenspiel zwischen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und Polen in Klagenfurt wurde von fremdenfeindlichen Gesängen offenbar aus Deutschland stammender Neonazis überschattet. Eine Stunde vor dem Anpfiff skandierte eine größere Gruppe deutscher Rechtsradikaler Sprüche gegen polnische Fans. Unter anderem wurde gerufen: "Alle Polen müssen einen gelben Stern tragen."

Bekanntlich wurden die Juden im Dritten Reich von den Machthabern gezwungen, ein solches Erkennungszeichen zu tragen. Die Rowdys, die eher unauffällig gekleidet waren, wurden von einer Polizeieinheit eingekesselt. Einigen Nazis gelang es zu fliehen, etwa 140 wurden in Gewahrsam genommen.

"Aller Voraussicht nach werden sie festgenommen und wegen Landfriedensbruches angezeigt", sagte die Polizei der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Unterstützt wurden die österreichischen Sicherheitskräfte offenbar von einer bayerischen Einheit.

Zuvor hatten die Ordnungskräfte bereits fünf ausländische Rowdys, deren Nationalität zunächst offen war, festgenommen. Zudem warnte die Polizei, dass sich voraussichtlich weitere gewalttätige Anhänger in der Stadt befinden würden. Bereits am Vorabend hatten die Sicherheitsbehörden in der Landeshauptstadt von Kärnten insgesamt 17 Personen wegen kleiner Rangeleien infolge übermäßigen Alkoholkonsums vorübergehend in Gewahrsam genommen.

Das Aufbieten starker Polizeikräfte hatte sich auf jeden Fall bewährt. Vom Sonnabend-Spieltag hatten die Behörden ein durchweg positives Fazit gezogen. Allerdings gab ein Vorfall den Behörden zu denken. Ein noch nicht näher bekanntes TV-Kamerateam soll in Klagenfurt die Hooligans aufgehetzt haben und damit für die Krawalle zwischen deutschen und polnischen Anhängern mitverantwortlich gewesen sein. "Das ist nicht das, was man sich von einem Fernsehteam erwartet", sagte Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider.

Insgesamt waren die Verantwortlichen aber zufrieden. "Wenn man die Zahl der Polizeieinsätze betrachtet, müsste man sich wünschen, dass jeden Tag EM wäre", sagte Österreichs EM-Chefkoordinator Heinz Palme. Im gesamten Bundesgebiet seien am Sonnabend 29 Festnahmen vorgenommen worden, vorwiegend wegen Störungen der öffentlichen Ordnung.

In Klagenfurt waren am Sonnabend gegen 20.50 Uhr in der Fan-Zone zwei jeweils gut 100 Personen starke Gruppen deutscher und polnischer Rowdys, die zumeist stark alkoholisiert waren, aneinandergeraten. Die Polizei, darunter auch zahlreiche deutsche Beamte, nahm insgesamt 17 Hooligans fest. Sieben Personen, davon drei Deutsche, blieben zunächst in Haft.

Derweil fielen in Frankfurt am Main 200 türkische Hooligans negativ auf. Nach der 0:2-Auftaktniederlage gegen Portugal attackierten sie beim Public Viewing die Polizeikräfte mit Flaschen und Steinen, die Sicherheitskräfte setzten Schlagstöcke und Pfefferspray ein.