Bremen. Nach der bitteren Niederlage gegen Werder Bremen nahmen Trainer und Spieler des VfL kein Blatt vor den Mund.

Martin Schmidt blickte ein wenig ratlos im zugigen Weserstadion umher, dann nahm der Trainer des VfL Wolfsburg kein Blatt vor den Mund. "Der Druck steigt. Es ist vielleicht schon drei Minuten vor zwölf", sagte der Schweizer bei Sky. Nach dem 1:3 (0:2) im richtungsweisenden Nordderby bei Werder Bremen steckt der ambitionierte VfL wieder mitten im Abstiegskampf.

Bremen setzte dagegen seinen Aufwärtstrend unter Florian Kohfeldt fort. Nach dem siebten Heimspiel in Folge ohne Niederlage (vier Siege, drei Unentschieden) haben die Grün-Weißen nun drei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Wolfsburg, wenngleich immer noch einen Punkt besser als Bremen, steckt dagegen in einer Negativspirale.

"Es ist einfach nur schlecht"

"Wir dürfen ein so wichtiges Spiel nicht so scheiße angehen. Es ist unerklärlich, wie das in der ersten Halbzeit passieren konnte. Es ist einfach nur schlecht", wetterte Mittelfeldspieler Maximilan Arnold - und stellte sich vor Schmidt: "Wir als Team sind schuld an der Situation, kein Trainer oder Manager. Was wir spielen, ist absolut scheiße."

Ludwig Augustinsson (4.) und Florian Kainz per Doppelpack (40. und 72.) trafen für die Bremen und zogen Wolfsburg zurück in den Abstiegsstrudel. Die Niedersachsen, für die Paul Verhaegh einen Foulelfmeter im Nachschuss zum zwischenzeitlichen 1:2 verwandelte (49.), wachten zu spät auf und mussten vier Tage nach dem Pokal-K.o. auf Schalke (0:1) die nächste bittere Pleite einstecken - und das Programm der nächsten Wochen hat es in sich: Erst kommt Tabellenführer Bayern, dann geht es zum Kellerduell nach Mainz, dann warten Leverkusen, Hoffenheim und Schalke.

Werder strahlte deutlich mehr Torgefahr aus

Ganz anders ist die Stimmungslage an der Weser. "Wir haben heute eine große Chance genutzt. Ich bin sehr zuversichtlich gestimmt für die nächsten Wochen", erklärte Kapitän Zlatko Junuzovic.

Werder legte den Grundstein für den so wichtigen Erfolg mit seiner wohl besten ersten Halbzeit der Saison. Zwar hatten die Wölfe zunächst viel mehr Ballbesitz, doch die Gastgeber strahlten mit ihrem zielstrebigen Offensivspiel deutlich mehr Torgefahr aus. Zur Pause hieß es nach Großchancen 5:0.

Werder erwischte vor 38.062 Zuschauern im Weserstadion einen Auftakt nach Maß. Das bittere 2:4 nach Verlängerung im Pokal-Viertelfinale unter der Woche in Leverkusen war den Bremern nicht anzumerken. Keine vier Minuten waren gespielt, als Augustinsson einen Eckball von Junuzovic aus fünf Metern mit dem Kopf ins Tor jagte. Es war das erste Bundesliga-Tor des schwedischen Linksverteidigers im 21. Spiel.

Kainz schießt Traumtor zum 2:0

In der Folge versuchten die Gäste das Spiel mit Ballbesitz an sich zu reißen, doch Grün-Weiß war jederzeit gefährlich. Erst scheiterte Maximilian Eggestein (29.) aus kurzer Distanz per Kopf an Koen Casteels, dann kratzte VfL-Verteidiger William einen Kopfball von Max Kruse von der Linie (31.). Und schließlich hämmerte Bremens Niklas Moisander das Leder volley an die Unterkante der Latte (31.), ehe Kainz die Bremer Fans per Traumtor mit dem 2:0 erlöste. Mit einem Schlenzer aus 18 Metern ließ er Casteels keine Chance.

Im zweiten Abschnitt zeigten die Wolfsburger dann jene Zielstrebigkeit, die sie im ersten Abschnitt noch hatten vermissen lassen. Zwar konnte Werder-Keeper Jiri Pavlenka gegen Victor Osimhen (48.) und auch beim Elfmeter von Verhaegh noch parieren. Doch beim Nachschuss des Wolfsburger Kapitäns war er machtlos. Moisander hatte vor dem Strafstoß Robin Knoche zu Fall gebracht.

Nach dem Anschlusstreffer wackelte Bremen kurz. Doch ausgerechnet als die Wolfsburger das Spiel immer stärker an sich zogen, machte Werder per Konter alles klar. Der überragende Kainz traf nach Vorlage von Kruse durch die Beine von Casteels.