Hamburg. Dirk Fischer, Präsident des Hamburger Fußball-Verbandes, will notfalls Amateurspiele nach dem 30. Juni durchführen lassen.

Dirk Fischer führt den Hamburger Fußball-Verband (HFV) seit 2007. In seiner Funktion als HFV-Präsident ist der 76-Jährige auch Vorstandsmitglied beim Deutschen Fußball-Bund.

Abendblatt: Herr Fischer, Sie zählen zur Risikogruppe. Sind Sie wohlauf?

Dirk Fischer Ja. Meine Ärztin sagt beim Jahrescheck immer, ich könne mit meiner Gesundheit 120 Jahre alt werden. Das stärkt mich psychisch sehr. In meinem Tatendrang für den Fußball fühle ich mich durch das Virus gebremst. Natürlich bin ich vernünftig, bleibe daheim.

Abendblatt: Sind HFV-Mitarbeiter vom Virus betroffen?

Fischer: Bislang erfreulicherweise nicht. Aber viele unserer Aufgaben, wie zum Beispiel die Organisation des Spiel- und Trainingsbetriebes, sind leider durch das Virus blockiert.

Abendblatt: Haben Sie Hoffnung darauf, dass die Saison zu Ende gespielt werden kann?

Fischer: Dafür braucht es momentan viel Fantasie. Sie müsste auf jeden Fall verlängert werden. Vielleicht über den 30. Juni hinaus. Doch an diesem Tag enden die Spielerverträge, die es ja auch bei einigen Amateurvereinen gibt. Da hängen auch viele rechtliche Fragen dran.

Abendblatt: Kritiker fordern, der HFV solle anderen Sportarten folgen und die Saison beenden.

Fischer: Wir als Hamburger Landesverband müssen uns nicht nach der Deutschen Fußball Liga, dem Deutschem Fußball-Bund oder anderen Regional- und Landesverbänden richten. Doch wir werden nichts isoliert entscheiden. Das führt zu einem Flickenteppich, das wollen wir nicht.

Auch ein Saisonabbruch bringt übrigens ungeklärte Fragen mit sich. Zuallererst die nach der Wertung der Saison für Teams, die um den Auf- oder gegen den Abstieg spielen. Die Zeit ist noch nicht reif für einen endgültigen Beschluss. Wir entscheiden Schritt für Schritt, werden die Lage in Videokonferenzen erörtern und den weiteren Fahrplan festlegen.

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Abendblatt: Wie sehr trifft die Krise den HFV finanziell?

Fischer: Wir sind seriös aufgestellt. Es liegt keine kritische Situation vor. Gleichwohl fehlen uns Einnahmen. Aus den von den Zuschauereinnahmen entrichteten Spielabgaben des HSV und des FC St. Pauli geht uns, falls die Zweitligasaison nicht oder mit Geisterspielen zu Ende gespielt wird, ein sechsstelliger Betrag verloren. Den Posten der Strafzahlungen des Sport- und Verbandsgerichts wollten wir immer gerne bei null haben. Nun steht er bei null. Trotzdem fehlt er im Etat.

Abendblatt: Erreichen den HFV Schilderungen von Amateurvereinen in finanzieller Not?

Fischer: Wir sind im Dialog mit den Vereinen. Dieses Thema wird aber bisher stärker auf der Vereinsebene besprochen und ist je nach Lage vor Ort sehr unterschiedlich präsent.

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Abendblatt: Kann der HFV Not leidenden Vereinen finanziell unter die Arme greifen?

Fischer: Nein. Wir haben in Jenfeld leider keine über die normale Vereinsförderung hinausgehenden Mittel, um die Vereine zu unterstützen. Wir müssen erst einmal sehen, wie die bei uns zu erwartenden Einnahmeausfälle zu Buche schlagen.

Abendblatt: Raten Sie den Amateuren, Solidarität bei den Proficlubs zu erbitten?

Fischer: Viele Proficlubs sind selbst in existenzielle Not geraten, weil andere Summen im Spiel und mehr Arbeitsplätze betroffen sind. Hier einen moralisch-ethischen Anspruch an die Proficlubs zu formulieren würde diese in der Krise überfordern. Wenn aber ein Proficlub helfen möchte, werden wir uns alle freuen.

Abendblatt: In mehr als 3000 Mannschaften sind 80.000 Amateurfußballer in Hamburg aktiv. Was sagen Sie diesen Menschen?

Fischer: Ich wünsche ihnen allen, dass sie die Hoffnung nicht verlieren. Es wird wieder Fußball gespielt werden. Wir wissen nur noch nicht, wann das ist.