Hannover trennt sich von Trainer Breitenreiter, der mit seinen Aussagen zuletzt um den Rauswurf gebettelt hatte.

Hannover. Nur wenige Stunden nach dem Rauswurf von Trainer André Breitenreiter hat Hannover 96 einen Nachfolger präsentiert. Thomas Doll, früherer HSV-Spieler und -Trainer, übernimmt bei den abstiegsgefährdeten Niedersachsen. Er erhält einen Vertrag bis 2020, der sowohl für die Bundesliga als auch die Zweite Liga gilt. Als Co-Trainer bringt Doll seinen langjährigen Assistenten Ralf Zumdick mit.

"Thomas Doll ist bekannt als akribischer Arbeiter mit einer klaren Ansprache. Wir sind fest davon überzeugt, dass er der Mannschaft mit all seiner Erfahrung genau das vermitteln kann, was sie benötigt, um die Wende zu schaffen", sagte Sportvorstand Horst Heldt, der die Wahl gemeinsam mit Clubboss Martin Kind traf. Doll (52) war zuletzt Trainer bei Ferencváros Budapest. Mit dem ungarischen Hauptstadtclub wurde er einmal Meister und dreimal Pokalsieger. 2016 wurde er in Ungarn als Trainer des Jahres ausgezeichnet.

Breitenreiter mit mieser Bilanz in Hannover

Am Nachmittag hatte Hannover auf die sportliche Krise nach acht Spielen ohne Sieg reagiert und Breitenreiter (45) beurlaubt. Vorausgegangen war ein intensives Gespräch zwischen Kind und Heldt. Auch der bisherige Co-Trainer Volkan Bulut wurde freigestellt. Der Tabellenvorletzte holte gerade mal elf Punkte aus 19 Spielen. Der Abstand zum rettenden Ufer beträgt dennoch nur vier Punkte. Eine machbare, wenn auch schwierige Mission für Doll. "Er kennt die Bundesliga in- und auswendig", sagt Heldt.

André Breitenreiter ist nach acht Spielen ohne Sieg entlassen worden.
André Breitenreiter ist nach acht Spielen ohne Sieg entlassen worden. © REUTERS | LEON KUEGELER

Wie die Sportdatenbank Opta ermittelte, erzielte nur Thomas Schaaf (0.27) seit 2000 als Trainer der Niedersachsen weniger Punkte pro Spiel als Breitenreiter (0.94), der die Clubführung zuletzt offen wegen fehlender Rückendeckung kritisiert hatte.

„Nun verbleiben noch 15 Ligaspiele, um die Klasse zu halten. Die Entwicklung zeigt, dass wir einen neuen Impuls setzen müssen, um die Wende schaffen zu können. Unser Ziel bleibt klar: Wir wollen auch nächstes Jahr in der 1. Liga spielen“, sagte Heldt.

Hannover vollzog damit die dritte Trainerentlassung der Bundesliga-Saison – zuvor mussten bereits Heiko Herrlich (Bayer Leverkusen) und Tayfun Korkut (VfB Stuttgart) gehen. Bereits nach dem 0:1 gegen Werder Bremen zum Auftakt der Rückrunde hatte es Berichte über eine bevorstehende Trennung von Breitenreiter gegeben.

Heldt beendet das Kapitel Breitenreiter

Heldt: „Er und sein Team haben in den letzten Wochen und Monaten wirklich alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Mannschaft wieder in die Erfolgsspur zurückzuführen. Dies ist leider nicht gelungen.“

Breitenreiter, gebürtiger Hannoveraner, hatte 96 im März 2017 übernommen und hatte kurz darauf mit den Niedersachsen die direkte Rückkehr in die Bundesliga perfekt gemacht. In der Vorsaison schaffte er mit dem Aufsteiger als Tabellen-13. unter schwierigen Bedingungen souverän den Klassenerhalt. Direkt vor der laufenden Saison wurde Breitenreiters Vertrag bis 2021 verlängert, nach der Trennung soll er eine Abfindung in Millionen-Höhe erhalten.