Berlin. Zwei Spiele nacheinander ohne Sieg gab es zuletzt vor einem Jahr. Neuer: „Die Chancenverwertung ist ein Problem.“

Hertha BSC hat dank einer bärenstarken und cleveren Leistung einen Überraschungs-Coup gelandet und Titelverteidiger Bayern München unter Trainer Niko Kovac die erste Bundesliga-Niederlage beigebracht. Die Berliner feierten einen letztlich verdienten 2:0 (2:0)-Sieg und schlossen in der Tabelle zum Spitzenreiter auf. Werder Bremen, Borussia Dortmund und theoretisch auch Borussia Mönchengladbach können am Wochenende noch an den Münchnern vorbeiziehen.

Vedad Ibisevic per Strafstoß (23.) mit seinem vierten Saisontreffer und Ondrej Duda (44.) mit Saisontor Nummer fünf trafen für Hertha zum ersten Sieg über die Bayern seit 2009. Am Ende fehlte den Hauptstädtern ein Tor, um zumindest bis Sonnabend sogar die Tabellenführung zu übernehmen.

Nach nunmehr zwei Liga-Spielen ohne Sieg erleben hingegen die Bayern unter Trainer Kovac ihre erste schwierige Phase und gehen etwas angeschlagen in das Heimspiel der Champions League am Dienstag gegen Ajax Amsterdam (21 Uhr). Zwei Spiele in Folge ohne Sieg hatte es für den Rekordmeister in der Bundesliga zuletzt vor einem Jahr im September 2017 gegeben.

Boateng foul Kalou elfmeterreif

Die 74.669 Zuschauer im ausverkauften Berliner Olympiastadion erlebten von Beginn an eine äußerst intensive Partie mit zwei hochkonzentrierten Teams. Kovac setzte wieder auf seine Stammkräfte Robert Lewandowski, Arjen Robben und Franck Ribéry. Auch Jérôme Boateng war von Beginn an dabei und hatte per Kopfball die erste Chance (14.).

Hertha hielt mit spielerischen Mitteln dagegen und sorgte vor allem auf der rechten Seite mit Valentino Lazaro für sehenswerte Szenen. Eine Flanke aus dem rechten Halbfeld von Duda leitete auch die Führung ein: Manuel Neuer konnte den Kopfball von Ibisevic noch abwehren, im Nachsetzen holte Boateng aber Salomon Kalou völlig unnötig von den Beinen. Den fälligen Strafstoß verwandelte Ibisevic sicher zum 1:0. Kurios: In allen vorherigen Spielen der neuen Saison hatte Hertha jeweils einen Strafstoß verursacht.

Bayern drängte wütend auf den Ausgleich. Ribéry suchte über links immer wieder die Eins-gegen-eins-Situationen, seine Bälle fanden aber nur selten Lewandowski und Robben in der Mitte. Nach einem Schuss von Joshua Kimmich aus kurzer Distanz stand Ribery zum Ärger des Bayern-Verteidigers im Weg. Kurz vor der Pause zog Robben den Ball noch knapp übers Tor.

Duda erhöht noch vor der Pause

Hertha sammelte Kraft und startete kurz vor der Pause nochmal zur Attacke – wieder über rechts: Lazaro sprintete bis zur Torlinie durch, legte zurück auf Duda, und der Slowake drosch den Ball unhaltbar für Neuer in die Maschen. Bayerns Trainer Niko und Robert Kovac steckten ratsuchend die Köpfe zusammen, der Pausenpfiff ging im Jubel der freudetrunkenen Berliner Fans unter.

In der zweiten Halbzeit wurde der Druck der Bayern noch größer. Thomas Müller (52.) kam für Robben, bei Hertha tauschte Trainer Pal Dardai mit Davie Selke für Ibisevic den Stürmer aus. Mit Serge Gnabry (62.) für den wenig überzeugenden Renato Sanches erhoffte sich Kovac mehr Druck, doch Hertha machte weiterhin die Außen dicht und behielt im Zentrum kühlen Kopf. Es spielten zwar nur noch die Bayern, doch im Abschluss fehlten den Münchnern die Übersicht und das Glück.

„Das Thema Chancenverwertung ist für uns ein großes, das hat man schon beim 1:1 gegen Augsburg gesehen“, sagte Neuer später dem Sender Eurosport. „Vielleicht hat in der ersten Halbzeit bei jedem von uns ein paar Prozent gefehlt. Aber wir kennen alle das Geschäft und bleiben ruhig.“