Manchester/Rom/Hamburg. Uefa leitet Verfahren gegen Guardiola ein. Roms Präsident soll büßen – sogar die Börse reagiert. Rakitic muss mit Handbruch pausieren.

Was für eine dramatische Fußball-Nacht: Natürlich ist man sauer, wenn man als Star-Trainer seit sieben Jahren nicht die Champions League gewonnen hat und mehrfach seitdem schon "die Hand am Pott" hatte. Mit dem FC Barcelona, mit Bayern München. Aber der stolze und politisch engagierte Katalane Pep Guardiola ist nach dem 1:2 seiner mit viel Scheich-Geld gepimpten Mannschaft von Manchester City und dem Aus gegen den FC Liverpool und Jürgen Klopp mal wieder verbal ein paar Meter zu weit gegangen. Das findet auch die Uefa.

Guardiola, der schon wieder eines der "verfluchten" Duelle mit Klopp verlor (14 Duelle, 8 Siege für Klopp), wurde von Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz (Spanien) auf die Tribüne geschickt. Dabei hatte er mit seinen "Hinweisen" an den Unparteiischen vermutlich recht. Und so polterte Guardiola mit bissiger Ironie und verbitterten Worten nach dem Spiel weiter.

"Der Schiedsrichter mag es, anders zu sein"

Lahoz sei ein Schiedsrichter, der stets das "Gegenteil sieht von dem, was die Leute sehen", so Guardiola. Er habe sein Team vor der Partie vor Lahoz gewarnt. "Es ist übertrieben, mich vom Platz zu schicken – weil ich keine falschen Wörter gesagt habe", sagte Guardiola. Zuvor war er wutentbrannt auf seinen Intimfeind Lahoz losgegangen, weil dieser ein Tor des deutschen Nationalspielers Leroy Sane fälschlicherweise nicht anerkannt hatte: "Ich sagte zu ihm, es war ein Tor, ich habe ihn nicht beleidigt. Ich war höflich, ich hatte recht, aber Mateu Lahoz ist ein besonderer Typ, er mag es, anders zu sein, er mag es, etwas Besonderes zu sein."

Es sei ein "Unterschied, ob du mit einem 2:0 oder einem 1:0 in die Halbzeit gehst", sagte Guardiola, der mit City das Hinspiel 0:3 verloren hatte: "Wenn Teams gleich stark sind, ist der Einfluss dieser Entscheidungen so groß." Zudem erinnerte Guardiola an die Vorsaison, als Lahoz während Manchesters Achtelfinal-Duell in der Königsklasse gegen Monaco einen Elfmeter an Sergio Agüero nicht gab. City schied aufgrund der Auswärtstorregel aus. "Es passieren wieder solche Sachen", sagte Guardiola, der zuletzt 2011 mit dem FC Barcelona die Champions League gewann.

Die Europäische Fußball-Union UEFA zieht nun Konsequenzen aus Guardiolas verbalen Ausfällen: Ein Disziplinarverfahren wegen ungebührlichen Verhaltens sei eröffnet worden, teilte der Verband am Mittwoch mit.

Englische Presse feiert Klopps Liverpool

Der "Guardian" schrieb: "City hat sich bei der Chance, Europa zu erobern, selbst ein Bein gestellt. Guardiolas Halbzeit-Ausraster half dabei, Citys Kartenhaus endgültig zusammenfallen zu lassen." Und der "Mirror" sekundierte: "Liverpool verabschiedet City in einer Champions-League-Fortsetzung, die besser war als das Hinspiel in der vergangenen Woche. Atemlose und ereignisreiche 90 Minuten lassen Jürgen Klopp von Kiew träumen und Pep Guardiola muss sich fragen, was falsch gelaufen ist."

Twitter: Liam Gallagher kritisiert Pep Guardiola

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Doch Guardiola muss sich auch Kritik von "höchster Stelle" anhören. Oasis-Legende Liam Gallagher warf dem Trainer vor, auf Vincent Kompany und Sergio Agüero sträflich verzichtet zu haben. Immerhin Agüero wurde spät eingewechselt. Von einem "Knockout" für Manchester City schrieb "The Week UK". Immerhin ist die Mannschaft designierter englischer Meister. Der "Independent" schrieb, das Tor von Mo Salah sei ein "sucker punch" gewesen, ein Begriff aus dem Boxen, der einen dreckigen Tiefschlag vulgär beschreibt.

Die "Times" mutmaßte, Guardiola müsse wohl übel sein beim Anblick von Klopp. Und was sagte der frühere Dortmunder Trainer, der beim FC Bayern im Gespräch ist als Nachfolger von Jupp Heynckes und nun sogar im Halbfinale auf die Bayern treffen könnte. "Wir sind im Halbfinale, das ist absolut verrückt. Manchester City war das schwerste Los", sagte Klopp bei Sky: "Aber ich hatte kein schlechtes Gefühl. Nachdem wir das erste Tor gemacht hatten, haben wir sehr gut verteidigt. Am Ende haben wir noch gewonnen – Wahnsinn."

Im Video: Clubchef von AS Rom springt in Brunnen

Wahnsinn auch in Rom: AS besiegte den übergroßen FC Barcelona mit einem schwachen Lionel Messi mit 3:0 und revanchierte sich für das 1:4 im Hinspiel. Mit Hupkonzerten, Autokorsos und lauten Gesängen haben die Fans gefeiert. Auch der amerikanische Clubchef James Pallotta ließ sich von der Stimmung anstecken und sprang vor jubelnden Fans in einen historischen Brunnen auf der zentralen Piazza del Popolo, dem "Brunnen der Löwen". Der Moment wurde von Hunderten Tifosi mit ihren Smartphones festgehalten.

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AS Rom: Aktie von Handel ausgesetzt

Pallottas Jubel blieb nicht ohne Folgen. Der Verbraucherschutzbund Codacons zeigte den AS-Rom-Chef an und forderte die Stadt Rom auf, eine Geldstrafe in Höhe von 500 Euro zu verhängen, die normalerweise für das Baden in Roms Brunnen fällig wird. "Pallottas Geste ist unüberlegt und ein negatives Beispiel für Millionen von fußballbegeisterten Jugendlichen, die zum Respekt vor Denkmälern erzogen werden sollen", schrieb Codacons.

Die Aktie von AS Rom hat einen Tag nach dem Einzug ins Halbfinale der Champions League zum Höhenflug angesetzt. Gleich zu Beginn des Handels an der Mailänder Börse stieg das Papier um 22 Prozent auf 0,60 Euro und musste wegen der Kurssprünge vorübergehend vom Handel ausgesetzt werden. Nach Angaben des Tageszeitung "Corriere dello Sport" spült der Halbfinal-Einzug insgesamt 77,1 Millionen Euro in die Roma-Kassen. An der Mailänder Börse sind auch Stadtrivale Lazio und Rekordmeister Juventus Turin notiert.

Pressestimmen zum AS Rom gegen FC Barcelona

Die spanische Presse zerlegt den FC Barcelona: "Der Niederfall des Barca-Imperiums" titelte die "Marca", "Historische Klatsche für Barca" die Zeitung AS. Die italienische Presse kann das Comeback von AS dagegen kaum fassen: "Unglaublich, undenkbar. Es ist wirklich passiert" ("Tuttosport"), "ein schallendes Comeback" ("Corriere dello Sport"), "Roma, die verrückte Nacht im Olimpico. Die ganze Stadt spielt verrückt" ("Gazzetta dello Sport"). Rom zog erstmals seit 1991 wieder in eine Europacup-Vorschlussrunde ein.

In der spanischen Presse schrieb "Marca": "Luis Suarez, Semedo, Umtiti und Alba waren als Touristen unterwegs." Lob gibt es nur für den machtlosen deutschen Nationaltorhüter Marc-Andre ter Stegen, der eine höhere Niederlage verhinderte: "Barca kann sich sogar noch bei ter Stegen bedanken, dass es am Ende nur drei Gegentore waren" ("Sport").

Rakitic muss operiert werden

Zusätzlich muss der Verein auf noch unbestimmte auf Ivan Rakitic verzichten. Er hat sich bei dem Spiel gegen Rom einen Bruch des linken Mittelhandknochens zugezogen. Das gaben die Katalanen bekannt. Der Kroate habe während des Spiels einen Schlag gegen den Finger bekommen, die Diagnose wurde nach einer Untersuchung am Mittwochmorgen gestellt.

Rakitic wird sich laut Vereinsangaben noch am Mittwochabend einer Operation unterziehen. Wie lange der 30 Jahre alte Ex-Schalker ausfällt, ist noch unklar.