Haftbefehl gegen Islamisten. Was für und gegen die Echtheit des Bekennerbriefs spricht. BVB-Akteure kritisieren schnelle Neuansetzung.

Dortmund. „Die Mannschaft steht unter Schockstarre“, hatte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund, Hans-Joachim Watzke, im Vorfeld des Nachholspiels seines Vereins gegen den AS Monaco im Viertelfinale der Champions League angekündigt. Wie es sich mit so einer Schockstarre Fußball spielen lässt, konnten die Zuschauer vor allem in der ersten Halbzeit bei der 2:3-Niederlage des BVB sehen.

Vor nahezu gespenstischer Atmosphäre aufgrund der ebenfalls noch unter Schock stehenden Zuschauer ging eine sichtlich verunsicherte Mannschaft mit hängenden Köpfen nach einem 0:2 zur Pause in die Kabine. Erst im zweiten Durchgang wachten Mannschaft und Fans auf und trotzten dem Terror, den Ereignissen des Vortages, als der Mannschaftsbus mit drei Sprengsätzen attackiert wurde.

Sahin gibt bewegendes Interview

Dass dieser Angriff, bei dem sich BVB-Verteidiger Marc Bartra schwer an der Hand verletzte, nicht spurlos an den Dortmunder vorbeiging, gaben die Protagonisten auch nach dem Spiel zu Protokoll. Vor allem das englischsprachige Interview des eingewechselten Nuri Sahin war bewegend.

„Ich saß im Bus neben Marc, Schmelle (Kapitän Marcel Schmelzer, Anm. der Red.) war auch in der Nähe. Ich werde die Gesichter, von allem das von Schmelle, in meinem Leben nie vergessen“, sagte der türkische Mittelfeldspieler und war dabei den Tränen nah. „Wir lieben diese Sportart, wir verdienen eine Menge Geld damit und haben ein privilegiertes Leben, aber es gibt so viel Wichtigeres als Fußball.“ Wenig später legte Sahin im ZDF nach und übte leise Kritik an der schnellen Neuansetzung der Partie: „Aus menschlicher Sicht war es nicht okay, heute zu spielen. Aber wir akzeptieren, dass es ein Wettbewerb ist.“

Tuchel: Uefa hat uns übergangen

Noch deutlicher formulierte Abwehrchef Sokratis seinen Vorwurf an der für den Spielbetrieb verantwortlichen Europäischen Fußball-Union (Uefa). „Die Uefa muss verstehen, dass wir keine Tiere sind. Wer das nicht durchgemacht hat, weiß nicht, wie schlimm es für uns war“, sagte der Grieche ähnlich emotional wie Mitspieler Sahin. „Wir sind froh, dass wir noch leben. Es gab in meinem Kopf keinen Raum für dieses Spiel.“

BVB verliert gegen AS Monaco mit 2:3

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    BVB-Trainer Thomas Tuchel stand hinter der Meinung seiner Spieler und rechnete ebenfalls mit dem Fußball-Verband ab. „Wir haben das als sehr ohnmächtig empfunden. Wir stehen noch am Bus, Bartra wird weggefahren, und du wirst per SMS darüber informiert, was die Uefa in Nyon entschieden hat. Das hat sich sehr bescheiden angefühlt“, klagte der Coach an. „Es geht um unseren Champions-League-Traum. Da fühlten wir uns übergangen. Wir wurden behandelt, als ob eine Bierdose an unseren Bus geflogen wäre.“

    Kommentar: Fußball darf keine Mutprobe sein

    Die Uefa widerlegte die Version Tuchels allerdings umgehend und erinnerte daran, dass Verantwortliche von Borussia Dortmund ebenfalls an dem Gespräch, das vor Ort stattfand, teilgenommen hatten, in dem über den Nachholtermin entschieden wurde. „Die Uefa hat niemals eine Information erhalten, die angedeutet hat, dass eines der Teams nicht spielen wollte“, teilte der Kontinentalverband auf Anfrage mit. Watzke bezeichnete den Nachholtermin als "alternativlos".

    BVB verliert nach dem Anschlag gegen Monaco

    Vor dem Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League zwischen Borussia Dortmund und AS Monaco ist der Mannschaftsbus des BVB durch eine Explosion beschädigt worden
    Vor dem Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League zwischen Borussia Dortmund und AS Monaco ist der Mannschaftsbus des BVB durch eine Explosion beschädigt worden © Reuters/Kai Pfaffenbach
    Die Partie musste daraufhin abgesagt werden. Die Zuschauer verließen das Stadion in aller Ruhe und ohne Zwischenfälle
    Die Partie musste daraufhin abgesagt werden. Die Zuschauer verließen das Stadion in aller Ruhe und ohne Zwischenfälle © imago/Nordphoto
    Durch die Explosionen barsten die Scheiben
    Durch die Explosionen barsten die Scheiben © Reuters
    BVB-Profi Marc Bartra wurde an der Hand verletzt
    BVB-Profi Marc Bartra wurde an der Hand verletzt © Imago/Sven Simon
    Eine Bombe explodiert in der Nähe von Thomas Tuchel. Der Trainer war geschockt
    Eine Bombe explodiert in der Nähe von Thomas Tuchel. Der Trainer war geschockt © Reuters/Kai Pfaffenbach
    Schockierte BVB-Profis nach dem Vorfall
    Schockierte BVB-Profis nach dem Vorfall © Carsten Linhoff/dpa
    Ein Polizeihubschrauber kreist über dem l’Arrivée Hotel, von wo aus der BVB Richtung Stadion fuhr
    Ein Polizeihubschrauber kreist über dem l’Arrivée Hotel, von wo aus der BVB Richtung Stadion fuhr © dpa | Rolf Vennenbernd
    Das auf den Folgetag verschobene Viertelfinal-Hinspiel gegen Monaco verlor der BVB mit 2:3
    Das auf den Folgetag verschobene Viertelfinal-Hinspiel gegen Monaco verlor der BVB mit 2:3 © Imago/Eibner
    Auf der Tribüne fieberten unter anderem NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (v.l.), BVB-Präsident Reinhard Rauball und DFB-Boss Reinhard Grindel mit den Dortmundern
    Auf der Tribüne fieberten unter anderem NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (v.l.), BVB-Präsident Reinhard Rauball und DFB-Boss Reinhard Grindel mit den Dortmundern © Imago/Jan Hübner
    BVB-Torhüter Roman Bürki machte sich zu Ehren seines verletzten Kollegen mit einem Bartra-Shirt warm
    BVB-Torhüter Roman Bürki machte sich zu Ehren seines verletzten Kollegen mit einem Bartra-Shirt warm © Bongarts/Getty Images | Dean Mouhtaropoulos
    Die ganze Mannschaft trug beim Einlkaufen ins Stadion exemplarisch ein Bartra-Shirt mit der Aufschrift „Mucha Fuerza“ (auf Deutsch: viel Kraft).
    Die ganze Mannschaft trug beim Einlkaufen ins Stadion exemplarisch ein Bartra-Shirt mit der Aufschrift „Mucha Fuerza“ (auf Deutsch: viel Kraft). © REUTERS | Kai Pfaffenbach
    Dortmund-Trainer Thomas Tuchel begrüßt Bundesinnenminister Thomas de Maizière, der das Nachholspiel im Stadion besuchte
    Dortmund-Trainer Thomas Tuchel begrüßt Bundesinnenminister Thomas de Maizière, der das Nachholspiel im Stadion besuchte © dpa | Federico Gambarini
    Dortmund- und Monaco-Fans feiern zusammen und trotzen dem Anschlag
    Dortmund- und Monaco-Fans feiern zusammen und trotzen dem Anschlag © WITTERS | UweSpeck
    Auf der Anzeigetafel im Stadion bedankte sich der BVB bei Monaco
    Auf der Anzeigetafel im Stadion bedankte sich der BVB bei Monaco © Bongarts/Getty Images | Maja Hitij
    Anders als am Vortag, ist der neue Mannschaftsbus des BVB diesmal sicher am Stadion angekommen
    Anders als am Vortag, ist der neue Mannschaftsbus des BVB diesmal sicher am Stadion angekommen © dpa | Guido Kirchner
    Die Einlasskontrollen waren am Tag nach dem Anschlag besonders streng. Der BVB bat deshalb alle Zuschauer, früh zum Stadion zu kommen
    Die Einlasskontrollen waren am Tag nach dem Anschlag besonders streng. Der BVB bat deshalb alle Zuschauer, früh zum Stadion zu kommen © Bongarts/Getty Images | Maja Hitij
    Zum Nachholtermin wurde der Signal Iduna Park durch zusätzliche Sicherheitskräfte geschützt
    Zum Nachholtermin wurde der Signal Iduna Park durch zusätzliche Sicherheitskräfte geschützt © Getty Images
    Sogar ein Räumfahrzeug stand der Polizei vor Ort zur Verfügung
    Sogar ein Räumfahrzeug stand der Polizei vor Ort zur Verfügung © dpa | Guido Kirchner
    Den BVB-Profis (hier Sven Bender, l., und Nuri Sahin) war es freigestellt, sich zum Nachholspiel einsatzbereit zu melden
    Den BVB-Profis (hier Sven Bender, l., und Nuri Sahin) war es freigestellt, sich zum Nachholspiel einsatzbereit zu melden © Getty Images
    Die Beamten sind auf mögliche weitere Anschläge sensibilisiert
    Die Beamten sind auf mögliche weitere Anschläge sensibilisiert © dpa | Marcel Kusch
    Ermittler sichern am Tatort Beweismittel an der Hecke vor dem l’Arrivée Hotel, wo drei Sprengsätze explodiert sind
    Ermittler sichern am Tatort Beweismittel an der Hecke vor dem l’Arrivée Hotel, wo drei Sprengsätze explodiert sind © dpa | Rolf Vennenbernd
    Ein Polizeibeamter durchsucht mit seinem Sprengstoff-Spürhund die Sitzreihen auf der Haupttribüne im Signal-Iduna-Park in Dortmund
    Ein Polizeibeamter durchsucht mit seinem Sprengstoff-Spürhund die Sitzreihen auf der Haupttribüne im Signal-Iduna-Park in Dortmund © dpa | Guido Kirchner
    Dieser Sprengstoff-Spürhund soll für Sicherheit des Nachholspiels sorgen
    Dieser Sprengstoff-Spürhund soll für Sicherheit des Nachholspiels sorgen © dpa | Guido Kirchner
    Auch die Ersatzbänke beider Mannschaften wurden nach Sprengstoff durchsucht
    Auch die Ersatzbänke beider Mannschaften wurden nach Sprengstoff durchsucht © dpa | Guido Kirchner
    Die Wucht der Detonation hat zwei Löcher in die Hecke am Dortmunder Mannschaftshotel gerissen
    Die Wucht der Detonation hat zwei Löcher in die Hecke am Dortmunder Mannschaftshotel gerissen © dpa | Rolf Vennenbernd
    Frauke Köhler, Pressesprecherin des Generalbundesanwalts, sprach erstmals von Terror. Der Ermittler prüfen einen IS-Bezug, so Köhler am Mittwoch
    Frauke Köhler, Pressesprecherin des Generalbundesanwalts, sprach erstmals von Terror. Der Ermittler prüfen einen IS-Bezug, so Köhler am Mittwoch © dpa | Uli Deck
    Am Tag nach dem Anschlag: Fans halten Schilder mit der Aufschrift „You’ll never walk alone“, als BVB-Spieler Pierre-Emerick Aubameyang mit seinem Wagen vorbeifährt.
    Am Tag nach dem Anschlag: Fans halten Schilder mit der Aufschrift „You’ll never walk alone“, als BVB-Spieler Pierre-Emerick Aubameyang mit seinem Wagen vorbeifährt. © dpa | Marius Becker
    Für das Abschlusstraining am Mittwochvormittag fuhr der BVB mit einem identischen Bus auf das Gelände
    Für das Abschlusstraining am Mittwochvormittag fuhr der BVB mit einem identischen Bus auf das Gelände © Bongarts/Getty Images | Maja Hitij
    Die Detonation ereignete sich in der Nähe des Dortmunder Mannschaftshotels
    Die Detonation ereignete sich in der Nähe des Dortmunder Mannschaftshotels © Reuters
    Insgesamt gab es drei bestätigte Sprengsätze
    Insgesamt gab es drei bestätigte Sprengsätze © Reuters
    Die Zugänge zum Signal Iduna Park wurden daraufhin gesperrt
    Die Zugänge zum Signal Iduna Park wurden daraufhin gesperrt © dpa | Bernd Thissen
    Die Zuschauer im Stadion wurden über den Vorfall informiert
    Die Zuschauer im Stadion wurden über den Vorfall informiert © Bongarts/Getty Images | Christof Koepsel
    Zu diesem Zeitpunkt waren bereits rund 40.000 Fans im Signal Iduna Park
    Zu diesem Zeitpunkt waren bereits rund 40.000 Fans im Signal Iduna Park © Bongarts/Getty Images | Christof Koepsel
    Dieser weibliche Fan zeigte sich ob der Nachricht besonders ergriffen
    Dieser weibliche Fan zeigte sich ob der Nachricht besonders ergriffen © Getty Images
    Der Mannschaftsbus des BVB wurde durch eine Explosion beschädigt
    Der Mannschaftsbus des BVB wurde durch eine Explosion beschädigt © Bernd Thissen/dpa
    Stadionsprecher Norbert Dickel (r., mit BVB-Präsident Reinhard Rauball) gab eine viertel Stunde vor Anpfiff die Absage des Spiels bekannt
    Stadionsprecher Norbert Dickel (r., mit BVB-Präsident Reinhard Rauball) gab eine viertel Stunde vor Anpfiff die Absage des Spiels bekannt © Bongarts/Getty Images | Christof Koepsel
    BVB-Boss Hans-Joachim Watzke überbrachte den Stadionbesuchern die Nachricht von der Verletzung Marc Bartras
    BVB-Boss Hans-Joachim Watzke überbrachte den Stadionbesuchern die Nachricht von der Verletzung Marc Bartras © dpa
    Die bereits anwesenden Fans informierten sich über ihre Handys weiter
    Die bereits anwesenden Fans informierten sich über ihre Handys weiter © Bongarts/Getty Images | Christof Koepsel
    Die Stadiongänger wurden darum gebeten, Ruhe zu bewahren
    Die Stadiongänger wurden darum gebeten, Ruhe zu bewahren © Bongarts/Getty Images | Maja Hitij
    Auch aus Frankreich waren zahlreiche Schlachtenbummler nach Dortmund gereist – etliche von ihnen dürften über den Nachholtermin einen Tag später enttäuscht gewesen sein
    Auch aus Frankreich waren zahlreiche Schlachtenbummler nach Dortmund gereist – etliche von ihnen dürften über den Nachholtermin einen Tag später enttäuscht gewesen sein © Bongarts/Getty Images | Maja Hitij
    Das Gelände rund um das BVB-Teamhotel wurde von der Polizei auch mit Spürhunden abgesucht
    Das Gelände rund um das BVB-Teamhotel wurde von der Polizei auch mit Spürhunden abgesucht © Reuters
    Ein Bartra-Fan im Stadion
    Ein Bartra-Fan im Stadion © Getty Images
    Während die BVB-Profis von der Polizei eskortiert wurden...
    Während die BVB-Profis von der Polizei eskortiert wurden... © Getty Images
    ...legte Monaco noch eine Trainingseinheit im Stadion ein
    ...legte Monaco noch eine Trainingseinheit im Stadion ein © Getty Images
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    Tuchel widerspricht BVB-Präsidenten

    Dass die Neuansetzung der Partie aus psychologischer Sicht deutlich zu früh terminiert wurde, war für alle Zuschauer sichtbar. „Wir hatten das Gefühl, dass wir unseren üblichen Fokus hatten“, erklärte Tuchel den spielerisch in der ersten Halbzeit mauen Auftritt seiner Mannschaft. „Ich hätte mir etwas mehr Zeit gewünscht, die Dinge zu verarbeiten.“

    Club-Präsident Reinhard Rauball appellierte vor dem Spiel an das Team und die einzelnen Akteure. Sie seien Profis und mögen dem Terror trotzen. Dem widersprach Tuchel. „Ich finde, es reicht auch nicht, zu sagen, wir seien Profis. Wir sind Profis als Sportler, aber gestern mussten wir Erfahrungen als Menschen machen.“ Der BVB hat seinen Spieler psychologische Hilfe angeboten.

    Haftbefehl gegen Iraker Islamisten

    Währenddessen suchen Ermittler auch am Donnerstag weiter nach Erklärungen und Hintergründe für den Anschlag auf den BVB-Bus, bei dem drei Sprengsätze mit Metallstiften explodiert sind. Ein Metallstift bohrte sich in die Kopfstütze eines der Sitze im Mannschaftsbus. Die Wirkung des Sprengstoffs liegt bei mehr als 100 Metern. Der Generalbundesanwalt in Karlsruhe geht von einem terroristisch motivierten Anschlag aus und hält auch einen islamistischen Bezug für wahrscheinlich.

    Nach jetzigem Ermittlungsstand gibt es zwei Verdächtige aus der islamistischen Szene, deren Wohnungen durchsucht wurden. Der Iraker Abdul Beset A. aus Wuppertal wurde vorläufig festgenommen. Gegen den Mann ist am Donnerstagvormittag Haftbefehl wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in der terroristischen Vereinigung IS beantragt worden. Die bisherigen Untersuchungen hätten allerdings keine Belege für die Beteiligung des 26-Jährigen an dem Anschlag ergeben. Bei dem zweiten Tatverdächtigen handelt es sich um einen 28-jährigen Deutschen aus Fröndenberg im Kreis Unna.

    Internationale Pressestimmen zum BVB-Anschlag

    FRANKREICH

    „L’Équipe“: „Wie soll man von diesem deutschen Team und diesen Spielern verlangen, 24 Stunden danach einsatzfähig zu sein, als ob nichts wäre und im Vollbesitz ihrer Fähigkeiten? Niemand weiß, wie sie reagieren werden und in welche Richtung die emotionale Überlastung sie tragen wird (...).“


    „Le Figaro“: „Schwarze Stunden, die den Anschlag am Stade de France am 13. November 2015 in Erinnerung rufen, während des Spiels zwischen Frankreich und Deutschland.“


    „Le Parisien“: „Für mehrere deutsche Spieler ist der Terrorismus bereits eine Realität. Die Nationalmannschaft war sehr mitgenommen von ihrer Nacht im Herzen des Stade de France nach dem Freundschaftsspiel gegen Frankreich, das am 13. November 2015 von den Explosionen der drei Selbstmordattentäter gezeichnet wurde – Beginn einer Anschlagsserie in Paris (130 Tote).“

    GROSSBRITANNIEN

    „BBC Sport“: „An einem verstörenden Abend hat Borussia Dortmund seine Klasse gezeigt. Der Club befand sich im Schockzustand, nachdem vor dem Spiel gegen Monaco drei Explosionen den Mannschaftsbus beschädigt haben. (...) Doch mit dem Hashtag #bedforawayfans boten die Dortmund-Fans den Monaco-Anhängern Übernachtungsmöglichkeiten an. Was für eine fantastische Geste an einem besorgniserregenden Abend.“


    „The Telegraph“: „Die Fans von Borussia Dortmund haben am Dienstag einmal mehr ihre Klasse bewiesen, indem sie den Monaco-Anhängern, die wegen der Spielverlegung gestrandet waren, eine Unterkunft für die Nacht angeboten haben.“


    „The Guardian“: „Die Fans zeigen Zusammenhalt, nachdem der Dortmund-Bus von Explosionen getroffen wurde.“

    ITALIEN

    „Corriere della Sera“: „Die Angst vor Terroranschlägen hat nun auch die Champions League erreicht. (...) Die ganze Mannschaft von Borussia Dortmund steht unter Schock. Die Sorge vor einem Angriff von Terroristen hat sich lange in den Köpfen der Menschen festgesetzt, und auch Fußballer wissen, dass sie potenzielle Angriffsziele von denen werden können, die das normale Leben des Westens zerstören wollen. (...) Zu sagen, dass Deutschland aus Angst vor dem Terror in einem alptraumartigen Zustand ist, wäre übertrieben. In dem Land geht das normale Leben weiter. Die Gedanken an eine erhöhte Gefahr existieren nach den Attentaten der vergangenen Monate, aber die Bevölkerung reagiert meist bestmöglich.“


    „La Repubblica“ (online): „Ein Schreiben am Ort der Explosion verweist auf das deutsche Engagement gegen den IS, aber die Ermittler könnten das für Irreführung halten. Eine alternative These deutet auf extremistische Kreise unter den Fans hin – jene, gegen die sich der Club und sein Präsident seit längerem stellen.“

    SPANIEN

    „Mundo Deportivo“: „Angriff auf den Fußball. Die Attacke ist ebenso unverständlich wie vorerst noch rätselhaft.“


    „El Mundo“: „Die Panik greift auf die Champions League über. Es wurden Erinnerungen wach an andere tragische Zwischenfälle bei oder am Rande von Fußball-Spielen, wie etwa die Pariser Terrornacht von November 2015.“


    „AS“: „Noch Stunden nach dem Zwischenfall war die Polizei in Dortmund verwirrt. Es gab kein Kommuniqué zu den Ursachen. Islamischer Staat? Ultras? Ein Unfall? Die beunruhigende Verzögerung deutet auf eine geringe Fähigkeit der Polizei hin. Die Mannschaftsbusse werden ja eskortiert, die Polizei konnte deshalb die Ermittlungen sofort aufnehmen.“


    „Sport“: „Attacke auf Dortmund! Nach Bekanntwerden der Explosionen machte sich Konfusion breit.“


    „La Vanguardia“: „Explosionen gegen den Fußball. Der Angriff hat Deutschland erschüttert.“


    „Marca“: „Angriff auf die Champions League.“

    ÖSTERREICH

    „Kronen Zeitung“: „Anschlag auf die Fußballwelt“


    „Die Presse“: „Es sollte ein Fußballfest werden am Dienstagabend in Dortmund. Doch stattdessen herrschte Ausnahmezustand.“


    „Kurier“: „Fußballwelt in Schockstarre“


    „Heute“: „Schock-Nacht für den Fußball“

    SCHWEIZ:

    „Neue Zürcher Zeitung“: „Nach der Terrorattacke auf den Berliner Weihnachtsmarkt letzten Dezember weiss Deutschland, dass die Gefahr real ist, aber sie lähmt nicht. Nirgendwo in Dortmund brach Panik aus.“

    GRIECHENLAND:

    „Goalanews“: „Sie wollten Tote haben. Sokratis: Wir sind beängstigt und schockiert“


    „Sportday“: „Angst, Verbitterung, Ratlosigkeit“


    „To Fos“: „Schock! Drei Explosionen neben dem Dortmund Bus. Sokratis: Wir haben Angst“.

    IRLAND

    „The Irish Independent“: „Fußball, und Sport im Allgemeinen, ist zu einem Ziel geworden. Das muss jetzt bei jedem öffentlichen Ereignis berücksichtigt werden.“

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    Bekennerschreiben: Prominente auf Todesliste

    In Tatortnähe sind drei textgleiche islamistisch angehauchte Bekennerschreiben aufgetaucht, die von den Ermittlern ernst genommen werden. Es beginnt mit: „Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen“ – eine Einleitung, die typisch für Islamisten ist. Dann heißt es weiter: „12 ungläubige würden von unseren Gesegneten Brüder in Deutschland getötet“. Dies ist offensichtlich eine Referenz auf den Anschlag von Anis Amri in Berlin im Dezember, zwölf Menschen starben.

    Danach attackieren der oder die Verfasser die Kanzlerin direkt: „Aber anscheinend scherst du dich Merkel nicht um deinen kleinen dreckigen Untertanen“ – auch hier mit mehreren Sprachfehlern. Und weiter: „Deine Tornados fliegen immer noch über dem Boden des Kalifats, um Muslime zu Ermorden.“ Danach folgt eine radikale Ankündigung, in der die Autoren „ungläubigen Schauspieler, Sänger, Sportler“ und „Prominenten“ mit dem Tod drohen.

    Festnahme nach Anschlag auf BVB-Bus

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      Ihre Forderungen: Die Bundesregierung solle die deutschen Tornados abziehen, die in der Türkei im Rahmen ihrer Aufklärung im Syrien-Krieg stationiert sind. Und die Autoren verlangen die Schließung des amerikanischen Militärflugplatzes Ramstein in Rheinland-Pfalz. Einen Absender oder ein Symbol einer Terrororganisation ist auf dem Bekennerschreiben nicht vermerkt. Der Brief sei für islamistische Texte untypisch.

      Ist das Bekennerschreiben echt?

      Typisch sind die Huldigungen „Allahs“ und der Missbrauch des Islams als Legitimation für Gewalt. Das spricht für Islamisten. Doch die Wortwahl wirkt wenig professionell – eher amateurhaft. Der Inhalt attackiert sowohl die „Ungläubigen“, aber auch Kanzlerin Merkel direkt. Das Schreiben hat einen starken Deutschland-Bezug. Zumindest für den IS ist ungewöhnlich, dass er die Schließung der US-Airbase „Ramstein“ fordert. Bekanntes Muster ist eher die Forderungen nach einem Abzug der deutschen Tornados aus dem Kriegsgebiet in Syrien. Für die Ermittler wäre dieses Bekennerschreiben ein wichtiger Baustein bei der Suche nach den Tätern. Sofern es keine Fälschung ist.