Die „Hire-And-Fire“-Mentalität im Profi-Fußball steht im Zentrum der Kritik, der sich auch Mourinho anschließt.

Leicester. „Abscheulich“, „unverzeihlich“ und „herzzerreißend traurig“: Selten hat eine Entlassung so hohe Wellen geschlagen wie der Rauswurf von Meistertrainer Claudio Ranieri bei Leicester City. Vereinsidol Gary Lineker reagierte entsetzt, das Medienecho ist verheerend – und der große José Mourinho prangerte stellvertretend für weite Teile der aufgebrachten Öffentlichkeit die „Hire-And-Fire“-Mentalität“ im Profi-Fußball an.

„Das ist der neue Fußball, Claudio“, schrieb der Star-Trainer entsetzt und voller Häme bei Instagram: „Behalte dein Lächeln, mein Freund. Niemand kann die Geschichte zerstören, die du geschrieben hast.“ Der Independent kommentierte bissig: „Die Entlassung von Claudio Ranieri ist ein abscheuliches Verbrechen, das zeigt, dass der Fußball seine Seele verloren hat.“

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Ranieri, erst Anfang Januar zum Welt-Trainer des Jahres gekürt, war am späten Donnerstagabend nur 297 Tage nach dem sensationellen Gewinn des Meistertitels und nur 24 Stunden nach der 1:2-Niederlage im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Sevilla aufgrund der jüngsten sportlichen Talfahrt unehrenhaft entlassen worden.

Folgt Mancini auf Ranieri?

Beim Premier-League-Spiel gegen Jürgen Klopp und den FC Liverpool werden am Montag wohl Ranieris bisherige Assistenten Craig Shakespeare und Mike Stowell das Team betreuen. Als Favorit auf Ranieris Nachfolge gilt Landsmann Roberto Mancini, auch der Niederländer Frank de Boer wird gehandelt.

Da war die Welt noch in Ordnung: Ranieri machte Leicester zum Premier-League-Champion
Da war die Welt noch in Ordnung: Ranieri machte Leicester zum Premier-League-Champion © WITTERS | SimonStacpoole

Der frühere Star-Stürmer Lineker, der in seiner aktiven Zeit 95 Tore in 194 Spielen für die „Foxes“ erzielt hatte, bedankte sich unterdessen noch einmal ausdrücklich bei Ranieri und brandmarkte die Trennung bei Twitter als „inakzeptabel, unverzeihlich und herzzerreißend traurig“. Er habe in der Nacht eine Träne verdrückt. „Für Claudio. Für den Fußball. Und für meinen Klub“, sagte er BBC Radio. Der Guardian schrieb: „Ranieris Herrschaft endet auf grausame und brutale Weise.“

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„Leicester beschmutzt das Märchen“

Noch vor zwei Wochen hatten die thailändischen Club-Besitzer um Vichai Srivaddhanaprabha Ranieri „unerschütterliche Unterstützung“ zugesagt, nun setzten sie den Italiener unvermittelt vor die Tür – und lösten damit nicht bloß auf der Insel einen Aufschrei der Empörung aus.

„Leicester beschmutzt das Märchen, das die ganze Welt verzaubert hatte“, schrieb die italienische „Gazzetta dello Sport“ am Freitag und nannte die Entlassung „wahnsinnig“. „Il Giornale“ machte Leicester kurzerhand zur „Hauptstadt der Undankbaren! Null Geduld, null Dankbarkeit. König Claudio zahlt den Preis für die Fehler der gesamten Mannschaft.“

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Leicester auf Nürnbergs Spuren

Tatsächlich spielte Leicester zuletzt weit unter seinen Möglichkeiten und läuft den eigenen Ansprüchen seit Wochen hinterher: Nach fünf Liga-Pleiten in Folge und mit nur noch einem Punkt Vorsprung auf die Abstiegszone droht dem Team von Nationalspieler Ron-Robert Zieler das gleiche unrühmliche Schicksal wie dem 1. FC Nürnberg einst in der Bundesliga – 1969 stiegen die Franken als Titelverteidiger in die 2. Liga ab. In England gelang dieses „Kunststück“ als einzigem Club bislang Manchester City 1938.

Bei den Fans genießt Ranieri weiterhin hohes Ansehen
Bei den Fans genießt Ranieri weiterhin hohes Ansehen © WITTERS | SimonStacpoole

Und Ranieri? „Er hat einen fantastischen Job gemacht. Es wird ihm helfen, einen neuen Verein zu finden“, sagte Bayern Münchens Trainer Carlo Ancelotti über seinen Landsmann am Freitag.