Dortmund. Polizei spricht von “extremer Gewaltbereitschaft“. Auch Familien mit kleinen Kindern seien ins Visier der Randalierer geraten.

Hässliche Szenen und viele Verletzte: Dortmunder Randalierer haben Fans von RB Leipzig vor dem Liga-Duell beider Mannschaften am Sonnabend mit Steinen und Flaschen massiv angegriffen. Laut Polizei-Angaben wurden bei den Ausschreitungen in "extremer Aggressivität und Gewaltbereitschaft" auch gegen Kinder und Frauen mindestens vier Beamte und ein Diensthund verletzt.

Der Einsatzleiter der Dortmunder Polizei, Ed Freyhoff, hat schwere Vorwürfe gegen gewaltbereite BVB-Anhänger erhoben. „Es war eine aggressive, gewalttätige und hasserfüllte Stimmung. Ich habe in hasserfüllte Fratzen geschaut, die nichts anderes im Sinn hatten, als die Leipziger anzugreifen. Es ist mit allem geworfen worden, was die Leute in die Hände bekamen. Nur durch einen konsequenten Einsatz ist es uns gelungen, Schlimmeres zu verhindern. Wir haben einige Festnahmen machen können“, sagte Freyhoff bei "Sky". „Videoaufnahmen werden ausgewertet, da wird noch eine Menge an Anzeigen kommen. Einige Leipziger sind verletzt worden, wir sprechen momentan von sechs Verletzten. Zu beklagen sind auch vier Kollegen, die im Einsatz durch den Mob verletzt wurden. Einer wurde schwer und drei leichter verletzt. Ich begleite die Mannschaft auch bei Auswärtsfahrten, aber ein solch asoziales, widerliches Gewaltverhalten habe ich bisher nicht erlebt.“

Keine verlässlichen Angaben lagen zunächst über die Anzahl verletzter Leipzig-Fans vor. Augenzeugen berichten von mindestens zehn Notarzt-Einsätzen, die Dortmunder Polizei verwies am Sonntag auf die laufende Aufarbeitung. Auch RB Leipzig konnte noch keine Erkenntnisse mitteilen.

28 Strafanzeigen gegen Dortmund-Fans

Insgesamt wurden laut vorläufiger Polizei-Einsatzbilanz 28 Strafanzeigen "wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz, Körperverletzung, gefährlicher Körperverletzung, Landfriedensbruch, Sachbeschädigung, Beleidigung, Widerstands sowie räuberischen Diebstahls" gestellt. Vor dem Stadion seien Leipziger Fans beim Anmarsch mit Steinen und Dosen beworfen worden.

Die Polizei schilderte eine "extreme Aggressivität und Gewaltbereitschaft der Dortmunder Anhängerschaft gegenüber den Gästen". Die feindselige Stimmung habe sich gegen "jede als Leipzig-Fan erkennbare Person" gerichtet: "Egal, ob es sich um kleine Kinder, Frauen oder Familien handelte."

BVB und Leipzig empört

Der BVB verurteilte diese Angriffe. "Borussia Dortmund bedauert zutiefst, dass es zu Ausschreitungen auf dem Anreiseweg der Fans aus Leipzig gekommen ist. Der BVB verurteilt diese Gewalt aufs Schärfste!", teilte der Verein mit. Er wünschte "den verletzten Fans aus Leipzig auf diesem Wege gute Besserung". Ähnlich äußerte sich auch RB Leipzig. „Die Übergriffe von Dortmunder Fans gegen gegnerische Zuschauer, gegen die Polizei, aber auch Beleidigungen und Straftaten gegen Kinder und Frauen sind nicht tragbar und beschämend für ganz Fußball-Deutschland“, hieß es in einer Mitteilung des Vereins.

BVB-Anhänger hatten vorab in der ganzen Stadt Schmähplakate angebracht und auch im Stadion viele beleidigende Banner gegen das "Kunstprodukt" RB Leipzig gezeigt. Einige enthielten Aufrufe zur Gewalt wie beispielsweise zum Werfen von Pflastersteinen.

Rangnick mal wieder im Fokus der Schmähung

Ein besonders geschmackloses Transparent richtete sich gegen RB-Sportdirektor Ralf Rangnick: "Burnout-Ralle, häng Dich auf!" Rangnick war 2011 als Trainer von Schalke 04 wegen psychischer Probleme zurückgetreten. Ein ähnliches Plakat hatten bereits Anhänger von Hertha BSC beim Auswärtsspiel in Leipzig im Dezember hochgehängt und damit die allgemeine Empörung auf sich gezogen.