Wolfsburg. Stadt der Liebe statt Autostadt: Julian Draxler wechselt für mehr als 40 Millionen Euro nach Paris - und erntet dafür einen Shitstorm.

Kurz vor der weihnachtlichen Bescherung am Heiligabend haben der VfL Wolfsburg und Paris Saint-Germain den Millionen-Transfer von Weltmeister Julian Draxler endgültig perfekt gemacht. Der 23 Jahre alte Fußball-Nationalspieler wechselt nach dpa-Informationen für mindestens 42 Millionen Euro zum französischen Meister und erhält dort einen Vertrag bis 2021. Das gaben beide Clubs am Sonnabendmittag bekannt.

„Wir haben mit Julian Draxler und seinem Management sowie mit Paris St. Germain in den letzten Tagen intensive und konstruktive Gespräche geführt und am Ende ein für alle Seiten sehr gutes Ergebnis erzielt“, sagte Wolfsburgs Leiter Sport Olaf Rebbe.

Draxler spielt jetzt gegen Barcelona

Draxler trifft in der französischen Hauptstadt auf den früheren Frankfurter Torhüter Kevin Trapp und kann sich sogleich auf die Champions-League-Achtelfinals gegen den FC Barcelona am 14. Februar und 8. März freuen. Dass es Spiele solcher Größenordnung derzeit in Wolfsburg nicht gibt, lag auch an Draxler.

Der vor anderthalb Jahren für rund 36 Millionen Euro vom FC Schalke 04 als vermeintlicher Nachfolger für den Fußballer des Jahres 2015 Kevin De Bruyne geholte Offensivspieler fühlte sich beim VW-Club und in Wolfsburg nie wohl und erfüllte die Erwartungen nicht. Mit Draxler rutschte auch der VfL in die Krise und spielt in dieser Saison nur gegen den Abstieg.

Eine Entwicklung, die viele Wolfsburger Anhänger an dem noch immer auf den ganz großen Durchbruch wartenden Talent festmachten. In den letzten Spielen wurde Draxler ausgepfiffen, im Internet muss er sich unschöner Kommentare erwehren. Auch zu einem Weihnachtspost, für den der Profi in einem Pullover mit Schlangenmotiv posierte, hagelte es auf Facebook einen Shitstorm.

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Ismaël wägt bei Draxler-Abgang ab

„Natürlich bedauere ich einerseits den Weggang von Julian, denn er ist ein herausragender Fußballer. Andererseits denke ich, dass dieser Schritt für alle Seiten der richtige ist“, sagte VfL-Coach Valérien Ismaël, der als Nachfolger des beurlaubten Dieter Hecking Draxler zwischenzeitlich sogar aus dem Kader genommen hatte.

Mit dem verspäteten Wechsel - Draxler wollte eigentlich im Sommer schon unbedingt weg - löste Jung-Manager Rebbe nun das größte Problem im von dessen Mentor Klaus Allofs unglücklich zusammengestellten Kader. Für den bisherigen Assistenten von Allofs ist der Transfer auch angesichts der nicht für möglich gehaltenen Höhe der Ablösesumme ein wichtiger Erfolg. Zusammen mit Geschäftsführer Tim Schumacher hatte Rebbe bis Freitagabend mit PSG gerungen, ehe der VfL bereits „grundsätzliche Einigung“ verkündete.

Rebbe besteht erste Bewährungsprobe

Rebbe hat damit die erste Bewährungsprobe auf dem Weg zu einer dauerhaften Managertätigkeit als Nachfolger des beurlaubten Allofs bestanden. Aus VW-Kreisen hieß es zuletzt, die Transferperiode im Winter sei eine große Chance für den 38-Jährigen. Aktuell sucht der von VW dominierte Aufsichtsrat nicht mehr nach einem neuen Geschäftsführer Sport. Aufsteigen in die Geschäftsführung soll Rebbe aber nicht, selbst wenn er sich als dauerhafter Manager qualifiziert.

Für Draxler ist der Wechsel eine sportliche Chance bei seiner ins Stocken geratenen Karriere. Schon in seiner Heimat Gelsenkirchen hinterließ er angesichts seines Wechsels nach Wolfsburg nicht die besten Erinnerungen. 2013 hatte der FC Schalke noch Leinwände mit Draxlers Konterfei und der Aufschrift „Julian Draxler: Mit Stolz und Leidenschaft bis 2018“ anlässlich dessen Vertragsverlängerung durchs Ruhrgebiet fahren lassen.

In Wolfsburg war fortan wenig von echter Identifikation mit dem VfL zu spüren, obwohl auch der VW-Club dies mit einer PR-Aktion suggeriert hatte. „Wolfsburger. Mit jeder Faser“ stand auf Plakaten mit Draxlers Bild, mit denen der Verein für das Heimtrikot zur Saison 2016/2017 geworben hatte. Späte Genugtuung für Schalke: Die Königsblauen partizipieren ebenfalls am Deal mit Paris und bekommen nach dpa-Informationen knapp vier Millionen Euro.