Hochspannung im Titelkampf oder das Aus des ersten Jägers – das Duell zwischen Dortmund und Bayern ist wieder einmal wegweisend.

Dortmund. Die Antwort ist immer dieselbe. Egal, ob Mittwoch, Donnerstag oder Freitag, ganz gleich, ob nun Karl-Heinz Rummenigge spricht, Philipp Lahm oder Manuel Neuer. Der schärfste Rivale, der härteste aller Bundesliga-Gegner, DER Konkurrent Nummer eins – das ist für den FC Bayern immer noch Borussia Dortmund.

BVB gegen FCB: „Mehr geht nicht im deutschen Fußball“, sagt auch Borussia-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Am Sonnabend (18.30 Uhr/Sky) muss der BVB im Topspiel allerdings nachweisen, dass er es mit dem Rekordmeister aus München auch nach seinem großen Umbruch aufnehmen kann. Im Falle einer Niederlage wären es „minus neun Punkte – das klingt furchtbar“, sagte Trainer Thomas Tuchel.

Hochspannung im Titelkampf – oder das frühe Aus des obersten Jägers? Es wird mal wieder wegweisend werden vor mehr als 80.000 Zuschauern im ausverkauften Signal-Iduna-Park. „Wir werden bereit sein“, verspricht BVB-Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang: „Das ist unsere Chance, näher heranzukommen.“

FCB vs. BVB: Alle haben sich lieb

Die Bayern, komfortable sechs Punkte entfernt, sehen derlei Gehabe gelassen. Eine gewisse Anspannung ist dennoch zu spüren. „Es ist das schönste Spiel im Jahr – und am schwierigsten zu gewinnen. Es ist die größte Herausforderung“, sagt Weltmeister Thomas Müller.

Kurz: Es ist ein „sehr wichtiges Spiel“ (Trainer Carlo Ancelotti), das der FC Bayern verlieren darf, aber keinesfalls verlieren sollte. „Wenn wir es tun, sind viele Mannschaften, inklusive Dortmund, wieder sehr nahe dran“, warnt Mats Hummels, der sich zum zweiten Mal den Fans seines Ex-Clubs stellen wird. Lahm assistierte: „Es ist ganz klar ein Spitzenspiel.“

Ein Hassduell ist es jedenfalls nicht. War vor früheren Aufeinandertreffen die Stimmung vergiftet, fliegen nun die „Amorpfeile“ und „Wattebällchen“, wie Rummenigge und Watzke es formulierten. Einstige Vorwürfe der Heuchelei oder des Spielerklaus – vergessen. Somit fehlt dem Spiel ein Schuss der üblichen Brisanz.

Reus schon wieder verletzt

Deutlich interessanter ist die Personallage. Die Borussia ging über Wochen am Stock, dann kehrten fast alle Verletzten zurück – und schon kommen die „Wermutstropfen“, wie Trainer Tuchel klagte.

Der seit Mai verletzte Nationalspieler Marco Reus hat „leichte Fersenprobleme“, Comeback: verschoben. „Das hat aber mit seiner Leidenszeit überhaupt nichts zu tun“, betonte Tuchel. „Es ist ein Wermutstropfen, den wir hinnehmen mussten. Wir sehnen solche Spieler und die Breite im Kader herbei. Es ist schwer, geduldig zu bleiben.“

Nach umfangreichen Therapien bei Spezialisten in Wuppertal, Dortmund und Gulpen (Niederlande) hatte der von einer Schambeinentzündung mit Einriss im Adduktoren-Bereich genesene Reus erstaunliche Fortschritte gemacht. Deshalb hatte Tuchel bereits vor zwei Wochen eine baldige Rückkehr des torgefährlichen Außenstürmers in den Kader angekündigt. Seine bislang letzte Partie hatte Reus am 21. Mai im Pokal-Endspiel gegen den FC Bayern bestritten.

Auch Bayern hat Personalsorgen

Sebastian Rode fällt zudem nach seiner Blinddarm-Operation aus, hinter Europameister Raphael Guerreiro steht aufgrund muskulärer Probleme „ein dickes Fragezeichen“.

Auch Ancelotti blickt sorgenvoll auf einen ausgedünnten Kader. Kingsley Coman fällt aus, auch Arjen Robben und Javi Martinez können nicht spielen. Arturo Vidal und Douglas Costa sind überdies fraglich. Abwehrchef Jérôme Boateng und der personifizierte BVB-Albtraum Franck Ribéry sind immerhin wieder dabei. „Wir müssen unser Spiel spielen“, sagte Ancelotti trotzig.

Lahm: Deutschland freut sich

Die Personalprobleme sind also keine Ausrede. „Man muss das Beste daraus machen. Wir werden uns nicht beklagen, denn wir haben trotzdem noch sehr gute Spieler und eine sehr gute Mannschaft“, sagte Boateng, offensichtlich ohne größere Schrammen am „Mia san mia“: „Wir wollen auf jeden Fall etwas mitnehmen.“

Lahm fordert von seiner Mannschaft dementsprechend „eine Topleistung“ ein. Er sagte: „Die Bundesliga freut sich, Fußballdeutschland freut sich auf dieses Duell der beiden besten Mannschaften der letzten Jahre.“ Auch wenn es zuletzt trotz aller Offensivkraft unspektakulär zuging: Das 120 Minuten lang torlose Pokal-Finale wurde im Elfmeterschießen entschieden, das letzte Ligaspiel endete 0:0. Den Supercup gewannen die Bayern in Dortmund mit einem 2:0.