Köln. Nachfolger von Blatter kommt mit einem neuen Reform-Ansinnen um die Ecke. Dem DFB dürfte das Vorhaben gar nicht schmecken.

Und noch mehr! Entgegen großem Widerstand aus Deutschland will Fifa-Präsident Gianni Infantino seine "Mammut-WM" weiter aufblähen. Statt wie bisher 32 oder wie befürchtet 40 Teams könnten ab der Endrunde 2026 sogar 48 Nationen an den Start gehen. Für Infantino wären die dann 80 (!) Spiele "eine Party" – vor allem aber wohl ein taktischer Schachzug, um die erzürnten Kritiker zu besänftigen.

Denn am Grundgedanken einer WM mit 32 Mannschaften würde der am Montag vorgetragene Vorschlag des Schweizers nichts ändern. 16 Teams wären demnach direkt qualifiziert, "drei Tage vor Beginn der Gruppenphase würden in Play-offs die weiteren 16 Starter ermittelt", sagte der Fifa-Boss während eines Besuches der Universität von Bogota/Kolumbien.

Wer also zu den besten 16 gehört, dem bleibt ein zusätzliches Spiel erspart. Was bleibt, ist die Kritik am deutlich schwächeren sportlichen Niveau der Partien – das Leistungsgefälle im internationalen Fußball ist nach wie vor riesig.

Entscheidung der Fifa soll 2017 fallen

"Das bedeutet, dass wir dann mit der 'normalen' WM weitermachen, aber 48 Teams zur Party kommen dürfen", sagte Infantino, der die Aufstockung auf 40 WM-Starter zum zentralen Thema seines Wahlkampfes gemacht hatte und deshalb bei den kleinen Nationen im Wort steht: "Es ist mehr als ein Wettbewerb, es ist ein soziales Event."

Infantino neben Kolumbiens Legende Carlos
Infantino neben Kolumbiens Legende Carlos "El Pibe" Valderrama (l.) © dpa

Diese und wahrscheinlich weitere "Visionen" über die Zukunft der Weltmeisterschaft werden während der Sitzung des Fifa-Councils in der kommenden Woche (13. und 14. Oktober) auf den Tisch kommen. Eine Entscheidung soll laut Infantino 2017 fallen. Dass mehr Nationen sich wie auch immer qualifizieren können, scheint aber kaum noch zu verhindern.

Kritik von Löw &. Co.

"Ich halte das für nicht gut, der sportliche Wert darf nicht verwässern", hatte Bundestrainer Joachim Löw zuletzt in der "Welt am Sonntag" geäußert: "Die Grenze für die Belastbarkeit der Spieler ist erreicht – sportlich und mental. Wir müssen uns darüber klar sein, dass auf Dauer die Qualität darunter leidet. Wir dürfen das Rad nicht überdrehen."

Auch DFL-Präsident Reinhard Rauball und Christian Seifert, der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), hatten sich – wie zahlreiche andere Top-Funktionäre - klar gegen noch mehr WM-Teilnehmer ausgesprochen. Den großen Nationen, die gerne "unter sich" bleiben würden, fehlt im Fifa-Council aber die Mehrheit.

Die Fifa scheut große Nationen nicht

Infantinos Idee scheint deshalb umso mehr ein Kompromiss zu sein. 48 sind zwar mehr als die ursprünglich angedachten 40 Teilnehmer – die Belastung würde aber nicht für alle steigen. Die "kleinen" der 211 Fifa-Nationen werden sich kaum über ein Spiel mehr beschweren, wenn sie dadurch die Möglichkeit bekommen, zu Infantinos "Party" eingeladen zu werden. Natürlich geht es aber auch ums Geld.

"Wir würden dann weitere Spiele mit absolutem, wunderbarem Finalcharakter erhalten", sagte Infantino. Diese 16 "Alles-oder-nichts"-Partien, die schon aus logistischen Gründen bereits im WM-Gastgeberland stattfinden müssten, würden der Fifa weitere TV-Märkte öffnen und zusätzliche Einnahmen in Millionenhöhe garantieren.

Im Hinterkopf sollten alle Kritiker ohnehin die letzte wegweisende Entscheidung des Weltverbands haben: Im März 2015 segnete das damalige Fifa-Exekutivkomitee die Verlegung der WM 2022 in Katar in die Wintermonate ab, das Turnier findet nun vom 21. November bis zum 18. Dezember 2022 statt. Die Entscheidung fiel entgegen großem Widerstand aus Europa.