Nürnberg/Frankfurt. ARD-Mann belustigt sich über Vorstoß des Torhüters. Frankfurts Russ meldet sich nach OP zu Wort. Club-Fans ärgert „Null-Leistung“.

Die Besetzung von erster und zweiter Fußball-Bundesliga in der Saison 2016/17 steht fest: Eintracht Frankfurt hat sich in der Relegation gegen den 1. FC Nürnberg durchgesetzt und bleibt damit mindestens ein weiteres Jahr im deutschen Oberhaus. Den Hessen genügte nach dem 1:1 im Hinspiel im Rückspiel ein 1:0 (0:0)-Auswärtssieg im Grundig Stadion. Das Tor für die Eintracht schoss der Schweizer Nationalspieler Haris Seferovic in der 66. Minute.

Abendblatt.de hält Sie über die Relegation auf dem Laufenden.

Kovac gegen die Relegation

Eintracht-Trainer Niko Kovac hat sich für die Abschaffung der Relegation ausgesprochen. „Nervlich, was die Spieler, was die Trainer hier erleiden und ertragen, geht das schon ins Unermessliche. Ich würde mir wünschen, dass das nicht mehr so ist“, sagte der Coach der Frankfurter am Morgen nach dem 1:0-Sieg.

„Ich bin der Meinung, warum sollte es in der Bundesliga nicht mal 20 Vereine geben, denn es gibt in anderen Ligen auch 20 Vereine, nur in Deutschland sind es 18. Dann kann man drei absteigen und drei aufsteigen lassen“, erklärte Kovac weiter.

Mit dem Start der eingleisigen 2. Bundesliga in der Saison 1981/82 hatte der Deutsche Fußball-Bund die Relegation eingeführt und dann 1991 abgeschafft. 2008/09 wurde sie von der Deutschen Fußball Liga wiederbelebt.

HSV hatte die bessere Quote

Auch die TV-Quote des Rückspiels reichte nicht ganz an die Marke aus dem Vorjahr heran. Im Schnitt schalteten das Spiel am Montag 8,57 Millionen Zuschauer in der ARD ein. Mit einem Marktwert von 27,0 Prozent bedeutet dies zwar den Tagessieg für das "Erste", aber dennoch einen Verlust. Denn das Rückspiel zwischen dem KSC und dem HSV (1:2 n.V.) hatten vor Jahresfrist 9,49 Millionen Zuschauer (32,3 Prozent) in der ARD eingeschaltet. Aber immerhin konnte die Einschaltquote nach dem Hinspiel zwischen Frankfurt und Nürnberg (7,20 Millionen/24,5 Prozent) noch einmal beträchtlich gesteigert werden.

Russ bedankt sich nach OP beim Team

Nach seiner Krebs-Operation und dem Klassenerhalt hat sich Eintracht Frankfurts Marco Russ am Montagabend bei seinen Kollegen bedankt. "Danke Jungs!!! Totgeglaubte leben länger!! Auf Euch!!! Nie mehr 2. Liga", schrieb der Verteidiger bei Instagram.

Die Frankfurter Russ-Doubles beim Aufwärmen
Die Frankfurter Russ-Doubles beim Aufwärmen © Imago/Jan Hübner

Seine Mitspieler hatten sich vor dem Rückspiel in Russ-Trikots mit der Rückennummer 4 aufgewärmt. "Danke für die tolle Geste der Mannschaft vor dem Spiel! Wir haben es zusammen geschafft!! Ich bin stolz auf Euch!", schrieb Russ.

Der 30-Jährige war nach Vereinsangaben fünf Tage nach seiner Tumordiagnose am Montag "ohne Komplikationen" operiert worden. Eine Aussage zur Diagnose werde "in einigen Tagen nach Abschluss der feingeweblichen Diagnostik möglich sein", teilte die Eintracht mit. Davon würden auch die eventuell weiter erforderlichen Therapiemaßnahmen abhängen.

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Club-Fans enttäuscht, aber gute Verlierer

Nach dem verpassten Aufstieg haben sich die Fans des 1. FC Nürnberg als gute Verlierer erwiesen. Ausschreitungen nach der Relegationspartie gegen Eintracht Frankfurt am Montagabend blieben nach Polizeiangaben aus: „Nichts, was über ein normales Fußballspiel hinausgeht“, sagte ein Sprecher am Dienstagmorgen. Zwar zündeten beide Fan-Lager während des Spiels wiederholt Pyrotechnik im Stadion.

Bei den Public Viewings am Hauptmarkt und in der Vereinsgaststätte „S’Gärtla“ und im öffentlichen Nahverkehr blieb es jedoch friedlich. Die Polizei führt dies vor allem auf ihre Strategie der strikten Fantrennung zurück. Sie fing gezielt schon auf der Autobahn viele der 5000 angereisten Frankfurt-Fans ab und lotste sie an den Club-Anhängern vorbei.

Bei allem vorbildlichen Verhalten machten aber auch etliche Nürnberger Fans aus ihrem Ärger über die „Null-Leistung“ ihres Teams keinen Hehl. Zu ihnen gehörte auch die 73 Jahre alte Rentnerin Sieglinde, die sich als jahrzehntelanger Clubfan bis heute kein Spiel des 1. FC Nürnberg entgehen lässt: „Die haben für mich heute zu wenig getan. Die haben nicht gekämpft und waren auch technisch im Eimer“, schimpft sie bei der kurzen S-Bahnfahrt vom Stadion zum Nürnberger Hauptbahnhof. „Also für mich war das heute eine Enttäuschung.“

Nicht gut zu sprechen auf den Club ist auch ein Endzwanziger. Lauthals macht er an einem Stehtisch im „Gärtla“ seinem Ärger offen Luft: „Ich war schon am Donnerstag in Frankfurt. Das war schon null Leistung. Das war fürn Arsch, das war nur Glück. Und das heute war Null-Komma-Null. Ich kann nicht auf Null zu Null spielen. Da ist doch klar, dass ich von Frankfurt eine drauf krieg. Mit der Leistung wären wir in der Ersten Liga eh abgestiegen“, polterte er.

Fans regen sich über ARD-Mann Bartels auf

"Der Club ist ein Depp", lautet ein in Nürnberger Fankreisen viel zitiertes Bonmot, der das Scheitern des eigenen Vereins in noch so günstig erscheinenden Ausgangslagen beschreiben soll. Und auch am Montagabend dürften manchem Anhänger der Franken diese Worte durch den Kopf gegangen sein.

Was für viele aber gar nicht angebracht zu sein scheint, ist, wenn sich Externe über Nürnberger Unzulänglichkeiten belustigen. So missfiel etlichen Beobachtern vor allem ein Kommentar von Tom Bartels. "Das schafft auch nur der 1. FC Nürnberg", hatte der ARD-Kommentator gesagt, als Raphael Schäfer in der 90. Minute bei einem Eckstoß nach vorne eilte und Schütze Danny Blum aber keine Anstalten machte, mit der Ausführung auf seinen Torhüter zu warten. Dabei hatte Bartels selbst angemerkt, dass Schäfer noch "20 Minuten" vom Frankfurter Tor entfernt gewesen sei. Entsprechend fiel in den sozialen Netzwerken die Kritik an dem Kommentator aus.

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Außerdem stieß etlichen Zuschauern Bartels unterschiedliche Bewertung von Pyrotechnik und Zeitspiel negativ auf. "Heute nervt Tom Bartels das Zeitspiel. Im Sommer 2014 fand er es gut, dass Schweinsteiger 4min von der Uhr nahm", merkte etwa Twitter-Nutzer "@LLcurly" in Erinnerung an das WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien an. Auch, dass Bartels bengalische Feuer der Nürnberger Fans geißelte, diese aber etwa beim Skispringen wiederholt positiv hervorgehoben haben soll, wurde moniert.

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Sogar Ex-Profi Michél Dinzey (u.a. St. Pauli) regte sich via Twitter auf: "Bartels geht mal überhaupt nicht..." Den Nürnberger Fans allerdings scheinen all diese Anmerkungen wenig anhaben zu können. Diese Haltung unterstrich nicht zuletzt auch der Stadionsprecher, der die Zuschauer unmittelbar nach Abpfiff mit einer Ansage wieder aufrichtetet: "Wir kommen wieder, wir sind der Club!"

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Bruchhagen bedankt sich bei allen

Die Stimme war beinahe weg, die Erleichterung über den Klassenverbleib bei Frankfurts scheidendem Vorstandschef Heribert Bruchhagen aber groß. "Es wäre fatal gewesen und ungerecht, wenn wir nach diesen beiden Spielen abgestiegen wären", sagte der 67-Jährige, der nach fast 13 Jahren an der Vereinsspitze sein Amt niederlegt.

Zuvor war er glückselig über den Platz im Nürnberger Stadion geschritten und hatte sich bei vielen Spielern bedankt, die ihre enttäuschende Saison vergessen gemacht und gerade noch den fünften Abstieg der Hessen vermieden hatten. Für Bruchhagen kam es so nach nervenaufreibenden Wochen zu einem Happy End. "Es freut mich total, in meinen Dank schließe ich alle ein", sagte Bruchhagen berührt und erwähnte auch Ex-Trainer Armin Veh, der Anfang März seinen Ausstieg angeboten hatten und anschließend von Nico Kovac abgelöst worden war.

Bruchhagen erklärte, er wolle nun die "Geschäfte kurzfristig übergeben". Seinen Nachfolger, der Fredi Bobic heißen könnte, erwarte "eine schwere Aufgabe. Die Zeiten sind schwieriger geworden für die Eintracht, aber sie ist ein stabiles Gebilde", sagte Bruchhagen: "Mein Wunsch ist, dass sich weiter Euphorie zeigt bei der Eintracht mit einem Schuss Bescheidenheit und dass sie weiter gute Geschichten schreibt."

Nürnberg muss wirtschaftlich "kreativ" werden

Nach dem verpassten Aufstieg geht der finanziell angeschlagene 1. FC Nürnberg schweren Zeiten entgegen. "Dass wir kreativ werden müssen, dass es für die Substanz und die Wirtschaftskraft des Vereins und insgesamt ein Segen gewesen wäre, den Sprung nach oben zu schaffen, ist überhaupt keine Frage", sagte Sportvorstand Andreas Bornemann nach dem Scheitern in der Relegation, das er als sportlich als durchaus gerecht empfand. "Die fußballerische Qualität hat am Ende den Ausschlag gegeben", befand der Manager.

Den neunmaligen deutschen Meister drücken laut der letzten Bilanz 16,2 Millionen Euro Verbindlichkeiten. Bornemann sagte deshalb, der Club hätte bei einem Aufstieg "sportlich eine schwierige Saison" vor sich gehabt, "aber das hätten wir gerne auf uns genommen". Ab Mittwoch will er nun die Planungen für die neue Saison intensivieren, "damit wir in der Lage sind, mit einer vernünftigen Mannschaft in die neuen Saison zu gehen."

Zu einer Prognose für die neue Saison wollte sich Bornemann angesichts der schwierigen finanziellen Lage nicht hinreißen lassen. Es gebe in Hannover 96 und dem VfB Stuttgart zwei Absteiger, die so viel Substanz hätten, "dass es schwierig ist, sie hinter sich zu lassen", hinzu kämen zehn bis zwölf Mannschaften, die bei einer guten Saison vorne mitspielen könnten. "Wir müssen erst mal sehen, mit welcher Mannschaft wir in die Saison gehen, erst dann werden wir Ziele formulieren können", betonte der Sportvorstand.

Statistik

Nürnberg: Schäfer - Brecko, Margreitter, Bulthuis, Sepsi (84. Hovland) - Petrak (74. Gislason), Behrens - Kerk (74. Blum), Leibold - Burgstaller, Füllkrug. - Trainer: Weiler

Frankfurt: Hradecky - Chandler (69. Ignjovski), Abraham, Zambrano, Oczipka - Hasebe - Ben-Hatira (58. Meier), Stendera (11. Fabian), Huszti, Gacinovic - Seferovic. - Trainer: Kovac

Schiedsrichter: Christian Dingert (Lebecksmühle)

Tor: 0:1 Seferovic (66.)

Zuschauer: 50.000 (ausverkauft)

Gelbe Karten: Kerk, Brecko, Burgstaller - Oczipka, Fabian, Seferovic, Hradecky, Abraham

Torschüsse: 7:17

Ecken: 4:5

Ballbesitz: 37:63 %