München/Dortmund. Berater des BVB-Kapitäns meldet sich zum vorerst letzten Mal zu Wort. Auch Tuchel und die Bayern äußern sich zu den Wechselgerüchten.

Allmählich scheint klar, was Mats Hummels derzeit nach eigener Aussage schlaflose Abendstunden bereitet: Der Kapitän des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund steht offenbar tatsächlich in Verhandlungen mit dem FC Bayern München. Wie die "Bild"-Zeitung am Freitag berichtet, würde sich der Rekordmeister eine Rückholaktion des Weltmeisters mindestens 30 Millionen Euro kosten lassen. Der inzwischen 27-jährige Hummels hatte seit seinem siebten Lebensjahr für die Bayern gespielt, ehe er 2008 nach nur einem Bundesliga-Einsatz zum BVB ging. Nach einem eineinhalbjährigen Leihgeschäft wechselte er im Sommer 2009 für 4,2 Millionen Euro fest nach Dortmund.

Hermann Hummels, Vater und Berater des Dortmunder Weltmeisters Mats Hummels, hatte am Donnerstag einen Wechsel seines Sohnes zu den Bayern nicht ausgeschlossen. "Mats steht vor einer enorm wichtigen Entscheidung in seiner Karriere, in seinem Leben. Dortmund ist zurück unter den Top-Vereinen Europas, deswegen fällt ihm die Entscheidung so schwer", sagte Hummels senior der "Sport Bild": "Wenn er Dortmund doch verlassen sollte, dann geht er nur zu einem der fünf, sechs Top-Vereine. Und zu diesen Klubs zählt selbstverständlich auch der FC Bayern."

Hummels' Vater: Auch ManCity interessant

Am Freitag grenzte Hummels senior den Kandidatenkreis dann noch weiter ein. "Auch ManCity kann eine sehr interessante Sache sein. Sie sind dieses Jahr nicht so gut, aber die werden nächstes Jahr Meister. Sie bekommen einen der besten Trainer der Welt (Pep Guardiola, d. Red.)", sagte Hummels dem SID. Den Namen FC Bayern habe er in vorherigen Interviews "nicht bewusst platziert", betonte Hermann Hummels: "Nein, nein. Das würde ich nicht einmal tun, wenn wir konkret verhandeln würden."

Für meinen Sohn nur das Beste: Berater Hermann Hummels
Für meinen Sohn nur das Beste: Berater Hermann Hummels © Imago/Lackovic

"Ich habe gesagt, dass Mats vielleicht noch bei einem anderen Topklub spielen möchte. Ich bin dann gefragt worden, ob auch der FC Bayern dazugehört. Ich habe gesagt: Wenn ich sage, Bayern gehört nicht dazu, mache ich mich lächerlich. Ich hätte aber auch Real, Barcelona, Atlético, Juventus, PSG, ManCity oder sonstwas sagen können", erklärte Hermann Hummels.

"Er überlegt schwer und grübelt"

Sein Sohn quäle sich mit der Entscheidung über seine Zukunft. "Es ist ja superschön für ihn beim BVB. Trotzdem kann man auf die Idee kommen, was anderes zu machen", sagte er. "Er überlegt schwer und grübelt. Weil die Entscheidung endgültig ist. Bei den Überlegungen spielt immer auch das Ausland eine Rolle. Es gibt keine Tendenz."

Hermann Hummels, der 17 Jahre lang für die Bayern arbeitete, weiß um den Wert seines Sohnes, der einen Vertrag bis 2017 besitzt. "Frischen Spargel im Angebot zu haben, ist besser, als verfaulten anzubieten." Dass er einst vom FC Bayern geschasst wurde, nachdem sein Sohn den Verein verlassen hatte, sei kein Problem: "Es bleibt kein Groll zurück. Das nimmt man nicht mehr persönlich. Es ist ein Geschäft. Da wird es auch mal rabaukig, dann ist es wieder gut."

Bayern will Hummels-Vertrag "respektieren"

Die Bayern halten sich indes noch bedeckt. Hummels sei ein Spieler von Borussia Dortmund und stehe dort bis 2017 unter Vertrag. Dieses gelte es zu respektieren, äußerte Münchens Mediendirektor Markus Hörwick am Freitag bei der Pressekonferenz von Trainer Pep Guardiola zum Spiel der Bayern an diesem Sonnabend bei der Hertha.

Dortmunds Trainer Thomas Tuchel wiederum äußerte am Freitag Verständnis für die jüngsten Äußerungen seines Schützlings. "Das bringt für mich keinen zusätzlichen Stress. Es ist sein gutes Recht, offen darüber zu reden“, kommentierte Tuchel. "Mats hat sich recht klar und eindeutig zu seiner Situation geäußert. Es gibt keinen neuen Stand.“

Auf Meldungen über einen möglichen Tausch der Dortmunder Leitfigur mit dem Münchner Edelreservisten Mario Götze wollte Tuchel nicht eingehen: „Keinen Kommentar zu Mario. Er hat noch einen Vertrag beim FC Bayern. Und außerdem haben wir noch ein Spiel gegen den FC Bayern“, sagte er mit Bezug auf das Pokalfinale am 21. Mai.

Hummels Vater kündigt baldige Entscheidung an

Währenddessen meldete sich Hummels' Vater im Laufe des Tages erneut zu Wort - in der Causa seines Sohnes allerdings zum wahrscheinlich vorerst letzten Mal. "Ich sage jetzt gar nichts mehr dazu. Die Situation ist schwierig, und das habe ich nur versucht auszudrücken“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur am Freitag und kündigte an, fürs Erste "ein bisschen zu schweigen“. Mit einer Entscheidung seines Sohnes sei deutlich vor der EM zu rechnen.

Emotionales Statement nach dem Pokalspiel

Mats Hummels selbst hatte nach dem Einzug der Dortmunder ins Finale des DFB-Pokals am Mittwochabend durch ein 3:0 bei Hertha BSC emotional auf die Frage nach seiner Zukunft reagiert. "Es ist eine sehr schwierige Entscheidung. Wenn ich sie irgendwann getroffen habe, dann werden alle verstehen, warum es so schwierig für mich ist", sagte der 27-Jährige bei Sky: "Das kostet mich seit einigen Wochen jede Nacht bestimmt eine halbe Stunde vor dem Einschlafen, weil mir das ganze Thema sehr nah geht." Zudem betonte der Innenverteidiger, er habe sich selbst ein Datum für die Entscheidung gesetzt: "Das behalte ich aber für mich, weil ich befürchte, dass es nicht leicht wird, es einhalten zu können."

Hummels aktuelle Mitspieler hoffen derweil noch auf einen Verbleib ihres Mannschaftsführers. Abwehrspieler Sven Bender verknüpfte mit dem Sieg in Berlin die Hoffnung, dass Hummels nun seinen Vertrag beim BVB verlängern werde. Ob ein möglicher Pokalsieg die Chancen auf Hummels Verbleib in Dortmund erhöhen würden, scheint fraglich. Für die Gesamtbilanz bezeichnete BVB-Trainer Thomas Tuchel einen möglichen Triumph gegen Bayern als unerheblich. "Ich bin nicht bereit, unser Saisonfazit davon abhängig zu machen, ob wir das Endspiel gewinnen", sagte er.

Hertha bleibt ohne Chance gegen Dortmund

Berlins Genki Haraguchi und Dortmunds Gonzalo Castro kämpfen um den Ball
Berlins Genki Haraguchi und Dortmunds Gonzalo Castro kämpfen um den Ball © dpa | Annegret Hilse
Torwart Rune Jarstein, Mitchell Weiser und Niklas Stark klären gerade noch gegen Marcel Schmelzer
Torwart Rune Jarstein, Mitchell Weiser und Niklas Stark klären gerade noch gegen Marcel Schmelzer © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
Dortmunds Adrian Ramos spielt den Ball
Dortmunds Adrian Ramos spielt den Ball © dpa | Annegret Hilse
Lukasz Piszczek und Genki Haraguchi im Duell
Lukasz Piszczek und Genki Haraguchi im Duell © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
Salomon Kalou (r.) im Duell mit Mats Hummels
Salomon Kalou (r.) im Duell mit Mats Hummels © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
Gonzalo Castro trifft zum 0:1
Gonzalo Castro trifft zum 0:1 © REUTERS | HANNIBAL HANSCHKE
Henrich Mchitarjan muss beim 0:3 nur noch den Fuß hinhalten
Henrich Mchitarjan muss beim 0:3 nur noch den Fuß hinhalten © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
Salomon Kalou beisst in den Rasen
Salomon Kalou beisst in den Rasen © Bongarts/Getty Images | Boris Streubel
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Mit Mario Götze fing alles an

Ein Wechsel Hummels nach München wäre der dritte spektakuläre Transfer eines Dortmunders Stars zu dem Rivalen. Den Anfang gemacht hatte Mario Götze, der 2013 von einer Ausstiegsklausel Gebrauch machte und völlig überraschend für rund 37 Millionen Euro die Seiten wechselte. Ein Jahr darauf folgte ihm Robert Lewandowski. Der polnische Stürmer hatte eigentlich schon früher wechseln wollen. Der BVB schob dem Transfer einen Riegel vor, wodurch er bei Vertragsende Lewandowskis sogar auf eine hohe Ablösesumme verzichtete.